Aktuell probt der Tenor Daniel Behle Mozarts "Titus" für die Salzburger Pfingstfestspiele. Da passt das Münchner Konzert unter dem Motto "Salzburger Mozartgala" doch bestens rein. Aber er linst auch parallel in Richtung Wagner.
Bildquelle: © Lucia Hunziker
Rauschen und Gemurmel im Hintergrund, ab und zu Kindergejohle: Daniel Behle sitzt im Zug beim Anruf von BR-KLASSIK. Er muss wieder nach Salzburg, dort probt er gerade den Titus für die Pfingstfestspiele, Premiere ist am 17. Mai. In der Stadt an der Salzach trifft er auch zwei junge Künstler:innen, mit denen er am Sonntag in München gemeinsam auf der Bühne steht, ebenfalls mit Mozart: "Ich kenne sie noch nicht, aber ich schaue einfach mal, wie sie so sind, und falls sie Fragen haben, kann ich vielleicht auch den ein oder anderen Rat geben."
Das ist charmant untertrieben, denn Behle ist einer der profiliertesten Mozart-Sänger unserer Zeit: "Es ist einfach das Repertoire, das ich am längsten singe, und da kann ich am ehesten auch eine Protegé-Funktion übernehmen." Damit meint er das Konzept der Reihe "Stars & Rising Stars", bei der er am Sonntag im Max-Joseph-Saal der Münchner Residenz zu erleben ist. Aber gerade ein Mozart-Profi wie Behle weiß, dass sich Stimmen mit dem Alter verändern: "Wichtig ist, die Einschätzung sich selbst gegenüber nicht zu verlieren," sagt Behle und betont, dass man Repertoire, das man mit 30 gesungen habe, neu erarbeiten müsse, um gut zu klingen. "Andererseits macht auch die Erfahrung und die Größe der Stimme mehr möglich. Und da wir alle keine Langeweile wollen im Musikbetrieb, schaut man sich halt um."
Lohengrin, Stolzing, vielleicht auch ein Tannhäuer
Und da hat Behle für sich durchaus einen frühen Wagner im Visier. "Lohengrin, Stolzing, vielleicht auch ein Tannhäuer", um gleich, gewohnt gut gelaunt mit einem schelmischen Unterton, klare Grenzen zu ziehen: "Es muss jetzt kein Tristan sein." Auch in diesem Fall meint Behle, dass die Eigeneinschätzung ein guter Kompass sei: "Wenn man sich selbst in der Rolle hören kann, dann ist das eine gute Entscheidung."
Bei dieser Entscheidung kann er jetzt den jungen "Rising Stars" zumindest eine Hilfe sein. Aber grundsätzlich auf die Lehrerbank zu wechseln, das sei bisher nicht vorgesehen: "Da habe ich einfach noch zu viele Engagements. Ich gebe ja schon seit geraumer Zeit Privatunterricht, mache auch mal einen Meisterkurs, das reicht." Einen zentralen Rat hat er selbst als Leitmotto auch auf seiner eigenen Website verankert, ein Zitat von Gustav Mahler: "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten." Wo es denn sonst zu finden sei, liegt für Behle auf der Hand: "Die Noten sind ja nur ein Vehikel. Wenn man das nur so runterbuddelt, wird man niemanden berühren." Die Noten als Vorlage, um links und rechts und davor und dahinter zu schauen. "Das kann eine Phrasierung sein oder auch mal eine Pause," sagt Behle und fügt dann schmunzelnd hinzu: "Weniger ein Fis."
Sendung: Leporello am 02. Mai 2024 ab 16:05 Uhr
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