Er gilt als Pop-Star der Klassik – Stargeiger David Garrett. Sein Musikstil ist eine Mischung aus Klassik und Rock. Auf seinem neuen Album "Iconic" feiert Garrett berühmte Melodien der Klassik – und seine Vorbilder.
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"Heifetz, Kreisler, Francescatti, Grumiaux und natürlich der große Yehudi Menuhin – sie alle sind für mich musikalische Helden." So kündigt David Garrett auf seiner Website sein neues Album "Iconic" an. Es ist seine Hommage an die großen Geiger des frühen 20. Jahrhunderts – und an seine Vorbilder. Bereits als Wunderkind mit neun Jahren sucht er bei ihnen Halt, wenn er auf der Bühne steht oder mit Erfolgsdruck konfrontiert wird. "Wenn ich mal einen nicht so erfolgereichen Tag beim Üben hatte, habe ich mich auf die Einspielungen meiner Idole besonnen", sagt er im Interview mit BR-KLASSIK. "Es war eigentlich der emotionale Halt, den diese Musik und die großartigen Geiger mir gegeben haben."
Früher wälzt sich David Garrett durch die Biographien seiner Vorbilder, heute hat er selbst eine Autobiographie geschrieben. | Bildquelle: Heyne Verlag Doch nicht nur ihre Musik beeinflusst ihn. Um seinen Idolen möglichst nahezukommen, wälzt er ihre Biographien, studiert ihr Leben. "Vor allem auch deren junges Leben", erinnert sich Garrett. "Wenn du sehr früh anfängst, diesen Werdegang zu bestreiten, orientierst du dich natürlich auch an den Künstlern, die das ähnlich erlebt haben, die vielleicht auch einen ähnlichen Leidensweg hatten."
Erst vor wenigen Monaten hat David Garrett seine Autobiographie veröffentlicht. Eine ausführliche Kritik finden Sie hier.
Bezugsperson Nummer eins ist für David Garrett lange Zeit sein Lehrer Itzhak Perlman. Ihn lernt er bereits mit zehn Jahren kennen und schafft es schließlich mit Anfang zwanzig, in New York bei ihm zu studieren. "Es ist nicht so, dass Perlman seine Zeit aufopfern würde für jemanden, der noch nicht Geige spielen kann", lacht Garrett. "Entweder kommst du hierhin, kannst alles spielen, und wir können über Musik reden oder da ist ihm seine Zeit zu kostspielig."
Entsprechend besteht die Klasse damals nur aus vier bis fünf Studentinnen und Studenten – ein erlesener und durchaus auch privater Kreis. "Perlman hat uns jede Woche zu sich in sein Haus eingeladen, wo wir nicht nur Musik gemacht haben, wo wir auch zusammen gegessen haben, zusammen über Politik, über Geschichte gesprochen haben", so Garrett. Es entwickelt sich so nicht nur eine Lehrer-Schüler-Beziehung zwischen ihm und Perlman, sondern auch "mit großem Respekt", wie Garrett betont, eine Freundschaft.
Das vollständige Interview im Rahmen der Sendung "Sweet Spot" können Sie hier nachhören.
Irgendwann müsse man sich aber auch von seinen Vorbildern lösen, so Garrett. "Das ist der Moment, wo du selber Musiker wirst. Das ist die eigentliche, viel schwierigere Reise." Und erst wenn man das geschafft habe, könne man wieder zurückkommen und sich dann objektiv damit auseinandersetzen. "Die letzten zwölf, dreizehn Jahre hatte ich nochmal das große Vergnügen, mich da reinzufuchsen, mir schöne alte Aufnahmen anzuhören. Und daraus ist dann auch ein Stück weit dieses Album entstanden."
Irgendwann musst du selber deine Inspirationsquelle werden.
Und auch wenn sich Garrett mit der Zeit von allen Vorbildern gelöst hat, leicht war es für ihn dennoch nicht, seinen Freund und seine Ikone Itzhak Perlman für ein Duett auf seinem Album anzufragen. "Wenn es um Legenden geht, ist Itzhak Perlman eine lebende Legende", meint Garrett. "Dementsprechend habe ich allen Mut aufgebracht, habe ihm eine E-Mail geschrieben und war natürlich sehr glücklich, dass er umgehend zugesagt hat."
Sendung: "Sweetspot" am 21. November 2022 ab 21:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (3)
Dienstag, 22.November, 20:05 Uhr
Wolfgang
Nach dem Anhören des neuen Albums...
...muss ich doch sagen, dass das Ganze eine sehr seichte Angelegenheit ist, und dass mir Garrett als Fusionist von Pop und Klassik doch lieber ist. Der Salongeiger sollte nicht das Ende seiner Karriereplanung sein.
Gerade der im Artikel erwähnte Perlman hat ja auch viele seichte Alben mit diesen Encore-Stücken gemacht, meines Erachtens etwas besser, obwohl das ganze Genre für mich letztlich auch verzichtbar ist.
Eine Bemerkung kann ich mir nicht verkneifen: Die Diskussionen über Politik und Geschichte im Hause Perlman dürften von der üblichen Verlogenheit gewesen sein. Ein wahres Wort, und man wäre hochkant hinausgeschmissen worden!
Dienstag, 22.November, 13:46 Uhr
Manfred Seibl
Idole!!!
David Garrett als Geigenidol darzustellen, ist ein Hohn für alle Geiger, die wirkliche Meister dieses Instruments sind. Hat bei Ihnen in der Redaktion keine Ohren, um zu hören, wie grauenvoll sein Spiel ist - da ändert die teure Geige auch nichts.
Dienstag, 22.November, 09:55 Uhr
Johannes Huber
Wälzer
Bei immerhin zwei Autorinnen hätte abschließendes Querlesen des Elaborats vielleicht doch bemerken lassen, daß sich Garrett nicht durch Biographien gewälzt hat. Ich zumindest wälze nur Biographien.
Anmerkung der BR-KLASSIK-Redaktion: Vielen Dank für Ihren Hinweis! Wir haben es verbessert.