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16. Mai 1919 – Liberace wird geboren Ein König Ludwig der Tasten

West Allis, Wisconsin, 16. Mai 1919, der Pianist und Entertainer Liberace wird geboren. Das Wort "Camp" hätte eigentlich für ihn erfunden werden müssen. André Rieu, Vanessa Mae, David Garrett, Lang Lang – ohne ihn wären sie alle nicht vorstellbar. Und auch nur annähernd erreicht haben sie ihn nie.

Bildquelle: picture-alliance / Mary Evans Picture Library

Der Beitrag zum Anhören

"How would you like to hear some music I play with the philharmonic?"
Es ist die vollendete Show, die Liberace da Mitte der Achtziger in Las Vegas abzieht. Alles, ja, wirklich alles glitzert: der Anzug, der Flügel und die Läufe sowieso. Ein im wortwörtlichen Sinn schillernder Virtuose sitzt da am Instrument und gibt ein schrill-schwül-verkitschtes Gershwin-Medley zum Besten. Ein Glamour-Geek, ein Klunker-Klavierist, Prince Charming im Chinchillapelz: Liberace eben. Zum Glück ist das Ganze auf YouTube dokumentiert.

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Liberace - "Gershwin Medley" (1985) - MDA Telethon | Bildquelle: MDA Telethon (via YouTube)

Liberace - "Gershwin Medley" (1985) - MDA Telethon

Schnelle Finger und aristokratisches Auftreten

Geboren wird der Godfather des Showmanship in einer Kleinstadt im Mittleren Westen der USA, als Sohn eines polnischen Fabrikarbeiters. Das Wunderkind wird schnell berühmt. Liberace ist gerade zwanzig, da feiert er seinen Durchbruch: Liszts Zweites Klavierkonzert mit der Chicago Symphony. Die Rolle des klassischen Pianisten ist ihm jedoch zu eng geschnitten. Seine Bestimmung findet der junge Mann mit den schnellen Fingern und dem aristokratischen Auftreten erst in New York. Dort entdeckt man seine Entertainerqualitäten, seine flamboyante Eloquenz. Aus Liberace, dem Seriösen, wird Liberace, der Showman.

I didn’t get dressed like this to get unnoticed
Liberace

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Liberace and the London Philharmonic Orchestra | Bildquelle: Unicorn of Doom (via YouTube)

Liberace and the London Philharmonic Orchestra

3.000 Noten pro Minute

Nicht nur wird er sechsmal hintereinander zum, Achtung, "schnellsten Pianisten der Welt" gekürt (3.000 Noten pro Minute hämmert Liberace in die Tasten). Er bekommt außerdem eine eigene Fernsehshow. In den Fünfzigern ein Straßenfeger. Und: Er führt ein Leben in vollendetem Luxus.

Too much of a good thing is wonderful.
Liberace

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Liberace: Too Much of a Good Thing is Wonderful | Bildquelle: pining4apple (via YouTube)

Liberace: Too Much of a Good Thing is Wonderful

In Liberaces Villa stehen 30 Flügel

Seine Gagen machen sogar Popstars wie Elvis Presley neidisch. 1,2 Millionen Dollar verdient er Mitte der Fünfziger mit einem einzigen Konzert im Madison Square Garden. Später immerhin 150.000 Dollar pro Woche mit seinen Shows in Las Vegas. Etwa 30 Flügel beherbergt seine Villa, äh, Schloss. Die meisten davon mit Diamanten besetzt. Liberace – ein König Ludwig der Tasten.

Liberace, das Camp-Phänomen

So extravagant er auftrat – seine Homosexualität hat Liberace zeitlebens versteckt. Sogar gegen entsprechende Gerüchte geklagt hat er. Zu groß die Gefahr, als Liebling des Schwiegermütter-Amerikas durchzufallen. Als er mit nur 67 Jahren an AIDS stirbt, ist von Herzversagen die Rede. Als Camp-Phämomen lebt er weiter, im Pop, aber auch in der Klassik. Von André Rieu über Vanessa Mae bis hin zu David Garrett oder Lang Lang – ohne das "Role Model" Liberace wären sie nicht denkbar. Dabei sind sie nicht mal halb so genial-verrückt wie er.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 16. Mai 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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