Der britische Dirigent John Eliot Gardiner verzichtet nach Tätlichkeitsvorwürfen vorerst auf weitere Engagements. Er werde die fachliche Hilfe in Anspruch nehmen, die er bereits seit einiger Zeit benötigt hätte, erklärte der Dirigent.
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"Ich bitte alle Kollegen um Entschuldigung, die sich von mir schlecht behandelt gefühlt haben", sagte Dirigent John Eliot Gardiner am Donnerstag. Er soll in der vergangenen Woche beim Berlioz-Festival in La Côte-Saint-André den Sänger William Thomas geohrfeigt haben, als dieser während eines Konzerts auf der falschen Seite vom Podium abging.
Ein Sprecher sagte damals der Musiknachrichtenseite Slippedisc zufolge, dem 80-jährigen Gardiner habe die extreme Hitze in Frankreich zu schaffen gemacht. Möglicherweise habe auch eine veränderte Medikation zu seinem Verhalten beigetragen. "Ich bin untröstlich, dass ich so viel Leid verursacht habe, und ich bin entschlossen, aus meinen Fehlern zu lernen", sagte der Dirigent.
Nach dem Vorfall hat der Spezialist für Alte Musik Gardiner seine kommenden Tournee-Auftritte abgesagt. Bei den Salzburger Festspielen fand die Aufführung von Hector Berlioz’ "Les Troyens" am Wochenende bereits ohne Gardiner am Pult statt.
Sendung: "Leporello" am 31. August 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (5)
Freitag, 01.September, 14:57 Uhr
Heiner
Gardiner
Es gibt so manche Kunstler die sich ab und zu unangenehm benemen. Woher das genau kommt bleibt unklar. Im falle Gardiner war es ein ungluckliche ausrutscher wofür er sich inzwischen entschuldigt hat, damit ist es basta, so denke ich. Hör mal die referenz cd-aufnahme Gloria (in excelsis deo) von Vivaldi von Gardiner und mann erfährt seine positive seite. Von Bach kann auch meinen, das war nicht schön was er mit seine musiker gemacht hat, oder?
Donnerstag, 31.August, 21:48 Uhr
Josef Ilg
Gardiners Gewalt
... was er bereits seit einiger(?) Zeit benötigt hätte ... Ich kenne Herrn Gardiner nicht persönlich auch niemand aus seinem beruflichen und/oder privaten Umfeld. Er soll nicht erst seit einiger Zeit zu gewalttätigen Kommunikationsformen geneigt sein. Und da merkt und spürt er nix selber, er, der Klangmagier mit eigenhändig verlesenem Orchester und Chor. Ist das eine dramatisch gespaltene Persönlichkeit, die feinste Unter- und Zwischentöne wahrnimmt noch nie gehörte Klangspektren hören lässt, höchst professionelle musikalische Einstudierungen leistet und leitet und große 'Apparate' dirigiert, aber seine Neigung und Disposition zu Gewalt gegen Menschen (und Sachen?) nicht kontrollieren kann. Oder ist es eine regressive und unreife Persönlichkeitsstruktur, die sich Bahn bricht und brachial auslebt? Oder ganz einfach nur ein bedauernswerter Fachidiot, asozial, apathisch und unkultiviert? Ein Künstler!? Ja sagen die Hörer seiner Kunstfertigkeit - und was sagen die Opfer seiner Gewalt?
Donnerstag, 31.August, 19:35 Uhr
Gertrud van der Briele
Gardiner
Dieser Dirigent war und ist immer ein besonderer.
Ich glaube, dass seine Lebensleistung gewürdigt werden darf.
Doch die Leistung verlangt einen gesunden Geist und Körper.
Vielleicht beginnt das altern damit, dass die Beherrschung verloren geht...weil auch damit grosse Veränderungen in ihm vorgehen.
Ich wünsche Herrn Gardiner alles Gute. Möge er seinen eigenen Frieden mit sich machen.
Der Solist möge es verzeihen...wie man einem alten Menschen nachgibt, der sichtlich Reue zeigt.
Donnerstag, 31.August, 16:56 Uhr
Wilhelm Staller
John Elioth Gardiner
Hallo, in meiner Zeit beim NDR Sinfonieorchester habe Herrn Gardiner nicht als aggressiven Dirigenten kennengelernt, wünsche Ihm alles Gute
Donnerstag, 31.August, 15:53 Uhr
F.
Heiner
Schade, so ein wunderbarer musiker, dirigent und chorleiter. Mann soll sich einfach 'Gloria in excelsis Deo' mal anhören. Er versteht die Tiefe Vivaldi's (als geistliches Kunstwerk) wie kein ander. Gardiner lebt in und für die Musik.