Der russische Dirigent Michail Jurowski hatte es nicht immer leicht. Antisemitismus prägte einen Teil seines Lebens. Doch seine Liebe zur Musik hat sich durchgesetzt. Am Samstag ist er im Alter von 76 Jahren gestorben.
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Geboren in einer russischen Künstlerfamilie, wuchs Michail Juroswki mitten im Kulturleben Moskaus auf. Sein Vater war der Komponist Wladimir Jurowski und verkehrte mit den namhaften Künstlern der Zeit: Dimitri Schostakowitsch, David Oistrach oder Aram Chatschaturian. Besonders geprägt hatte ihn bereits damals Schostakowitsch. Als Kind spielte durfte er mit ihm vierhändig Klavier spielen, später wurde er dessen führender Interpret.
Doch das Leben des Dirigenten war nicht immer leicht. Obwohl er 1945 nach Ende des zweiten Weltkriegs geboren wurde, spielte Antisemitismus in Jurowskis Leben eine große Rolle. "Bei jedem Start stand ich zehn Kilometer weiter hinten", sagte er einmal. Aber er ließ sich nicht unterkriegen. In Moskau am Konservatorium studierte er Dirigieren und Musikwissenschaft, wurde mit 24 Jahren Assistent von Gennadi Roschdestwenski beim Großen Sinfonieorchester des Staatlichen Rundfunks und Fernsehens und arbeitete an berühmten russischen Theatern wie dem Stanislawski-Theater und dem Bolschoi-Theater.
Ende der siebziger Jahre kam er nach Deutschland und fing seine internationale Karriere an – zunächst als ständiger Gastdirigent an der Komischen Oper in Berlin und an der Semperoper in Dresden, später als Chef- und Gastdirigent am Pult zahlreicher renommierter Orchester. Seit 1990 lebte er vollständig in Deutschland.
Doch bereits 1996 hätte für einen kurzen Moment alles vorbei sein können. Bei einer Aufführung von Modest Mussorgskis "Boris Godunow" an der Deutschen Oper Berlin brach er wegen Herzstillstandes zusammen. Zum Glück konnten ihn zwei Musiker und später der Notarzt reanimieren. Zwei Monate später stand er wieder am Pult und seine Karriere ging weiter: Als ständiger Gastdirigent beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, als Chefdirigent an der Oper Leipzig und beim WDR Rundfunkorchester Köln.
Michail Jurowski hatte eine starke Verbindung zu Dimitri Schostakowitsch. | Bildquelle: picture-alliance/dpa War sein Repertoire auch vielfältig, so hatte Jurowski doch vor allem zu Dimitri Schostakowitsch Zeit seines Lebens eine starke Verbindung. Nicht nur hatte er bereits als Kind mit ihm gespielt, sondern widmete ihm später viele seiner Aufnahmen und Konzerte. Beim Eröffnungskonzert des Festivals Internationaler Schostakowitsch Tage in Gohrisch sagte er: "Ich habe das Gefühl, dass ich mich ein Leben lang auf dieses Konzert vorbereitet habe." 2012 wurde er mit dem dritten Internationalen Schostakowitsch-Preis der Schostakowitsch-Gohrisch-Stiftung ausgezeichnet. Bis zu seinem Tod blieb er dem Festival treu, dieses Jahr sollte erneut ans Pult nach Gohrisch zurückkehren.
Michail Jurowski hat immer aus ganzem Herzen Musik gemacht. Wir werden ihn nicht vergessen.
Die Trauer um Michail Jurowski ist groß. Sein Leben sei ein Leben für die Musik gewesen, sagt Kultusstaatsministerin Claudia Roth angesichts des Todes. Er "hinterlässt eine Lücke, nicht nur bei seiner Familie, sondern auch in unseren Konzerthäusern und Herzen." Die Sächsische Staatskapelle, der er lange eng verbunden war, schreibt: "Michail Jurowski hat immer aus ganzem Herzen Musik gemacht. Wir werden ihn nicht vergessen."
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