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Eckart von Hirschhausen Mit Musik die Welt retten

Was hat das Kuschelhormon Oxytocin mit Musik zu tun? Eine ganze Menge, sagt Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen. Am 30. November moderiert er in Bamberg ein Benefizkonzert der Bamberger Symphoniker für die Spendenaktion "Brot für die Welt".

Eckart von Hirschhausen | Bildquelle: Dominik Butzmann

Bildquelle: Dominik Butzmann

BR-KLASSIK:  Sie setzen sich ja in vielerlei Weise ein, um uns für gewisse Themen zu sensibilisieren. Ein Leitmotiv von Ihnen ist der Satz: "Das Teuerste, was wir jetzt tun können, ist nichts." Das müssen Sie uns ein bisschen näher erläutern.

Eckart von Hirschhausen: Wir denken ja oft: Was kostet es uns, zum Beispiel in Klimaschutz zu investieren? Diese Diskussion haben wir auch in Baku auf der Weltklimakonferenz wieder erlebt. Aber eigentlich müssen wir uns fragen: Was kostet es uns, weiterzumachen wie bisher? Ich glaube, dass Musik ein großer Schlüssel zum Glück, aber auch zu einem klimafreundlichen Leben ist. Warum? Weil man beim Musikhören außer Ein- und Ausatmen kaum CO2 verbraucht. Deswegen werde ich auch in Bamberg Teile von meinem Programm zeigen: "Musik macht glücklich – und rettet die Welt."

Ich glaube, dass Musik ein großer Schlüssel zu einem klimafreundlichen Leben ist.
Eckart von Hirschhausen

BR-KLASSIK: Sie sagen, Musik sei die älteste Medizin der Welt. Wie konkret funktioniert und wirkt Musik?

Eckart von Hirschhausen: Musik funktioniert auf ganz vielen Ebenen. Das Kuschelhormon Oxytocin wird beim Musikhören ausgeschüttet, aber noch stärker, wenn man zum Beispiel mitsingt. In Bamberg machen wir deswegen mit dem wunderbaren Orchester auch ein paar Adventslieder zum Mitsingen, also all das, was glücklich macht. Wir kommen auch im neuen Jahr noch nach Nürnberg in die Oper und auch ins Prinzregententheater in München.

Musik - eine Medizin ohne Risiken?

BR-KLASSIK: Es gibt ja eigentlich keine Medizin ohne irgendwelche Nebenwirkungen. Wie schaut es zum Beispiel mit Tschaikowskys "Nussknacker" aus? Keine Risiken?

Eckart von Hirschhausen | Bildquelle: Dominik Butzmann Dr. Eckart von Hirschhausen ist Arzt, Kabarettist und Wissenschaftsjournalist. Am 30. November 2024 tritt er in Bamberg auf. | Bildquelle: Dominik Butzmann Eckart von Hirschhausen: Das größte Risiko ist, dass man dabei nicht stillsitzen kann (lacht). Kleine Kinder reagieren unmittelbar auf Musik und bewegen sich. Ich halte es für ungünstig, grundsätzlich zu glauben, dass man klassische Musik nur im stillen Sitzen hören darf. Und Musik bewegt uns eben auch in der Tiefe des Herzens, wo Worte allein nicht hinkommen. Deswegen mag ich auf der Bühne diese Kombination: ein bisschen was für den Geist, aber dann auch was für die Seele. Wir können auf unseren Fußabdruck achten, auf unseren Handabdruck – was wir durch unser Handeln auf der Welt konkret verbessern könnten – und auf unseren Herzabdruck. Wenn wir nicht schützen, was wir schätzen, dann fehlt uns etwas.

Was viele auch in Bayern kennen, sind diese Naturerlebnisse, wie zum Beispiel Vogelgesang oder Schmetterlinge. Wenn man überlegt, wie viele Komponisten sich durch die Natur inspirieren ließen – von Beethovens "Pastorale" bis hin zu Messiaen –  dann denkt man drüber nach: Was fehlt uns eigentlich, wenn der Frühling plötzlich stumm wird? Wenn die Welt aufhört zu summen und zu klingen? Ich versuche, diese Themen möglichst vielfältig zu verarbeiten, sodass die Menschen Hoffnung kriegen und Optimismus. Dafür ist natürlich ein musikalischer Abend in einem herrlichen Konzertsaal toll.

Ich kann nur jedem raten, so viel es geht zu singen.
Eckart von Hirschhausen

Eckart von Hirschhausen in Bamberg

"Wandel säen"
Benefizabend für "Brot für die Welt"
30. November 2024, 20:00 Uhr
Bamberg, Konzerthalle, Joseph-Keilberth-Saal
mit Dr. Eckart von Hirschhausen und den Bamberger Symphonikern
Weitere Infos hier

BR-KLASSIK: Sie haben es ganz am Anfang ja schon erwähnt: Das Konzert in Bamberg beinhaltet auch Adventsmusik. Wie sieht es bei Ihnen privat aus - haben Sie da gewisse Favoriten?

Eckart von Hirschhausen: Ich singe tatsächlich gerne, seit ich Kind bin und ich kann nur jedem raten, so viel es geht zu singen. Je früher man das als einen selbstverständlichen Teil des Lebens kennenlernt, desto länger hat man Freude daran. Für die ARD drehe ich gerade eine Doku über Demenz. Da heißt es auch: Das Letzte, was der Mensch behält, ist seine musikalische Früherinnerung. Das gemeinsame Singen hat uns in Coronazeiten so gefehlt. Das muss man jetzt unbedingt nachholen.  

BR-KLASSIK: Wird man Sie auch in Bamberg singend erleben?

Eckart von Hirschhausen: Ja, das sollte aber niemanden davon abhalten, sich um Karten zu bemühen. (lacht)

Klimawandel: Bald kein "Leise rieselt der Schnee" mehr?

BR-KLASSIK: Verstehe. Geben Sie auch unterm Weihnachtsbaum oder unter der Dusche den Bing Crosby und singen "I'm Dreaming Of A White Christmas"?

Eckart von Hirschhausen: Also "I'm Dreaming Of A White Christmas" hat natürlich eine Doppelbedeutung, weil durch die Klimaerwärmung ein weißes Weihnachten immer seltener wird. So viele Weihnachtslieder beruhen darauf – "Leise rieselt der Schnee" zum Beispiel oder "O Tannenbaum". Wenn der Wald kaputt ist und es keinen Schnee mehr gibt, verlieren wir einen Teil unserer kulturellen Identität. Wir müssen wieder entdecken, dass es kein Thema ist, was wir einfach der nächsten Generation aufhalsen oder einer Partei überlassen. Das ist der Kern von dem, was ein gutes Leben ausmacht, und dazu gehört vor allen Dingen auch Musik genießen und die Realisation: So viel brauche ich gar nicht.

Wenn der Wald kaputt ist und es keinen Schnee mehr gibt, verlieren wir einen Teil unserer kulturellen Identität.
Eckart von Hirschhausen

Sendung: "Allegro" am 29. November 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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