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Im Januar war Daniel Barenboim als Generaldirektor der Berliner Staatsoper zurückgetreten, seitdem widmet er sich vermehrt wieder seiner Barenboim-Said Akademie. Unter seiner Leitung gibt deren neu gegründetes Orchester am Samstag sein erstes Konzert. Für die Studierenden ein aufregendes Erlebnis.

Überall in der Barenboim-Said Akademie hören die Studentinnen und Studenten Aufnahmen von Mozarts "Sinfonia Concertante" oder der dritten Schubert-Symphonie. Samstagabend werden sie zum allerersten Mal gemeinsam vor Publikum spielen, als Hochschulorchester. Mit dabei die iranische Schlagzeugerin Roshanak Rafani. Aufgeregt sei sie schon, aber das sei durchaus eine positive Sache. "Hier im Boulez-Saal sitzen die Leute rundherum und man kann dich von verschiedenen Seiten sehen", erklärt sie. "Du bist ein bisschen nackt und das mit dem Maestro zu teilen, ist etwas Spezielles für alle Leute hier."

Michael Barenboim an der Bratsche

Im Pierre-Boulez-Saal sitzen die Zuschauer rund um die Bühne herum. | Bildquelle: © Roland Halbe Daniel Barenboim hat sich als Generalmusikdirektor, aber auch als Dirigent in der Staatsoper Berlin zurückgezogen. Umso mehr lehrt er an der von ihm gegründeten Akademie, mindestens zweimal die Woche. Somit kennt er die meisten Studierenden und hat bereits mit ihnen gearbeitet. Dekan der Hochschule ist Michael Barenboim, sein Sohn. Er spielt in der "Sinfonia Concertante" die Bratsche. Die Geige wiederum spielt einer der Alumnis der Akademie: Yamen Saadi, seit neuestem Konzertmeister an der Wiener Staatsoper. "Das ist eine tolle Geschichte für uns", so Michael Barenboim. "Wir sind alle gleich auf ihn gekommen, weil das eine Geschichte ist, die einfach super zusammenpasst: Er hat hier studiert, geht mit uns das erste Mal hier auf die Bühne, mit unserem Orchester, mit meinem Vater und dann eben mit der Sinfonia Concertante. Das ist natürlich super."

Dialog und Verständigung neben der Musik

Yamen Saadi stammt aus Nazareth. Die meisten der 75 Studierenden sind im Nahen Osten groß geworden. Hier an der Barenboim-Said Akademie lernen sie nicht nur ihr Instrument, sondern auch Geschichte, Philosophie, Literatur und einander bei ganz unterschiedlichen politischen Positionen zuzuhören. Auch deshalb ist das Musizieren im Orchester besonders wichtig. "Wenn sie alleine in ihrem Übezimmer sind, passiert ja nichts mit Dialog und Verständigung", so Michael Barenboim. "In der Kammermusik und jetzt dann auch im Orchester passiert das, was wir sehen wollen, dann wirklich in praktischer Hinsicht. Das ist ganz wichtig."

Eine Ehre für die Studierenden

Aus allen vier Jahrgängen ist das Orchester der vergleichsweise jungen Hochschule besetzt. Farah Sulaiman aus Damaskus studiert im zweiten Jahr Querflöte. Für sie ist es das erste Mal, dass sie unter dem großen Maestro spielt. Entsprechend aufgeregt ist sie. "Wenn ich mir überlege, dass über 40 Jahre die größten Musiker der Welt unter seinem Taktstock gespielt haben, dann ist es fast surreal, dass ich diese Erfahrung machen darf", erzählt sie. "Wir sind für diese Chance alle sehr dankbar und glücklich. Jedes Mal, wenn wir im Boulez-Saal üben dürfen, sind wir überwältigt. Wir sehen das alles nicht als selbstverständlich an."

Hoffnung auf Fortsetzung

Das Konzert ist nahezu ausverkauft. Es wird das erste dieses Orchesters sein, aber hoffentlich nicht das letzte, so Michael Barenboim. Und hoffentlich wird auch Daniel Barenboim, weiter dirigieren. Denn gerade erst hat er die Berliner Philharmoniker, die Staatskapelle und in der Scala dirigiert. "Wir müssen es so gut machen, dass er es auch gerne wieder macht", erklärt Michael Barenboim. "Das ist das allerwichtigste, weil es für uns ein Geschenk ist. Und wir sollten da wirklich das Beste daraus machen."

Sendung: "Allegro" am 6. April 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK