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Female Symphonic Orchestra Austria Musikerinnen kämpfen für Komponistinnen

Laut einer aktuellen Studie des Musikinformationszentrums schneiden Komponistinnen auf deutschen Bühnen richtig schlecht ab: Unter 2% ist ihr Anteil bei den aufgeführten Werken. Ganz anders sieht es bei den Programmen des Female Symphonic Orchestra Austria aus. 100% der Musik, die hier gespielt wird, kommt aus der Feder einer Frau.

Bildquelle: © Constanze Trzebin

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Es ist ein eher ungewohntes Bild, wenn das Female Symphonic Orchestra Austria (FSOA) auf der Bühne steht: Ausschließlich Musikerinnen spielen hier ausschließlich Werke von Komponistinnen. Gegründet wurde das Orchester 2019 von der Dirigentin Silvia Spinnato. Zwei Jahre zuvor begann die gebürtige Italienerin und inzwischen Wahl-Salzburgerin wegen einer gezielten Konzertanfrage nach "weiblichen" Sinfonien zu recherchieren – und stieß so auf einen reichen Schatz an unberührter Musik.

Vergessene Mozart-Zeitgenossin: Maddalena Lombardini Sirmen

Eine von diesen in Vergessenheit geratenen Komponistinnen ist die Venezianerin Maddalena Lombardini Sirmen. Ihr Violinkonzert Nr. 4 steht aktuell auf dem Programm des FSOA. "Ich habe die Komponistin nicht gekannt", erzählt die Geigerin Chanelle Bednarczyk, die den Solopart beim Konzert in Salzburg übernimmt. Umso überraschter sei sie gewesen, als sie darüber las, wie erfolgreich Sirmen zu ihren Lebenszeiten (1745 - 1818) gewesen war. "Leider wurde sie nach ihrem Tod vergessen und nicht mehr gespielt", bedauert Bednarczyk. Dem will die Geigerin zusammen mit dem FSOA entgegenwirken.

Pionierarbeit bei den Partituren

Noch eine Besonderheit zeichnet das FSOA aus: Hier wird in höchstem Maße demokratisch geprobt. Alle Musikerinnen beteiligen sich am Findungsprozess der richtigen Interpretation. Denn: Zu den meisten Werken gibt es keine Referenzeinspielungen oder Angaben zu Dynamik und Artikulation. Das sei echte Pionierarbeit, meint die Konzertmeisterin Mona Fliri: "Für mich ist das eine sehr schöne Herausforderung, weil ich die Stücke von Grund auf mit einrichte, mir die Stimmen und die Striche genau anschaue."

Im Moment fühlen wir uns einfach als Botschafterinnen: Frauen kämpfen für Frauen.
Dorothea Biehler, Violinistin und Pressesprecherin des FSOA

Männer in Zukunft bei FSOA willkommen

Dirigentin Silvia Spinnato | Bildquelle: Fabio Parenzan Dirigentin und Gründerin des Female Symphonic Orchestra Austria: Silvia Spinnato | Bildquelle: Fabio Parenzan Das bisher größte Projekt des FSOA war die Aufführung der Sinfonie in f-Moll von Mathilde Kralik von Meyrswalden beim Bruckner Festival in Linz 2021 – fast 200 Jahre nach der Entstehung des Stückes. Ein großes Werk mit einer großen Besetzung, und auch hier standen wieder nur Frauen auf der Bühne. Doch das müsste nicht zwingend für immer so bleiben, sagt die Violinistin und Pressesprecherin des Orchesters Dorothea Biehler. Auch männliche Musiker dürften zukünftig, wenn das Projekt so richtig ins Rollen gekommen ist, miteinsteigen. Gerade ginge es dem Orchester aber auch um eine klare, starke Botschaft, nicht zuletzt um ein bildliches Statement auf der Bühne, so Dorothea Biehler weiter. "Im Moment fühlen wir uns einfach als Botschafterinnen: Frauen kämpfen für Frauen."

Sendung: "Allegro" am 25. März 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Sonntag, 27.März, 10:37 Uhr

Erika Muhr

Dirigenzin

Wann darf endlich eine frau das wiener Bundesländer dirigieren?? Es wäre höchst an fer Zeit!@

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