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ARD-Musikwettbewerb 2024 Samueol Park gewinnt im Fach Gesang

Verschiedene Stimmfächer, unterschiedliches Repertoire, andere Stimmfärbungen - der Vergleich fällt im Fach Gesang besonders schwer. Dennoch stehen jetzt auch hier die Preisträgerinnen und Preisträger fest. Mit Prominenz im Publikum und Schmelz in der Stimme.

Samueol Park gewinnt im Fach "Gesang" beim ARD-Musikwettbewerb 2024 | Bildquelle: © Daniel Delang

Bildquelle: © Daniel Delang

Der Geschmack der Jury war recht klar zu erkennen: Von den vielen, teils hervorragenden, Koloratursopranistinnen hat es niemand in die Endrunden geschafft, ebenso wenig der ein oder andere begabte Rossini-Tenor. Wer beim Finale des diesjährigen ARD-Musikwettbewerbs dabei sein wollte, musste seine große Stimme einpacken: Drei der fünf Finalisten sind im lyrischen bis jugendlich-dramatischen Sopranfach zu Hause, der Bariton Samueol Park fühlt sich im italienischen Fach wohl und auch der Tenor des Russen Aleksey Kursanov lässt Potenzial für große lyrische Partien erahnen.

Prominenz im Publikum: Brigitte Fassbaender

Bereits vor dem Semifinale zeichnete sich ab, dass die drei Soprane zu den Favoritinnen für die Preisvergabe zählen würden. Und dennoch verläuft ein Wettbewerb immer nach seinen ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten, zumal ab einer bestimmten gesangstechnischen Ausgereiftheit irgendwann andere Bewertungskriterien eine Rolle spielen: "Eine Stimme ist immer Geschmackssache. In jedem Fall. Der eine legt besondere Bedeutung auf den Materialwert, der andere auf die Klangfarbe, auf das Timbre… Da kommt so viel zusammen, was man bewerten muss. Also ich bin froh, dass ich nicht in der Jury bin", sagt eine, die es wissen muss. Die berühmte Sängerin, Regisseurin und Gesangspädagogin Brigitte Fassbaender sitzt auch im Publikum.

Für mich ist der Ausdruck wichtig, und was man mit seinem wunderbaren Material macht.
Waltraud Meier

Nun ist zwar nicht bekannt, ob ihre langjährige Kollegin Waltraud Meier froh ist, in der Jury zu sitzen, aber sie gibt einen Einblick, wie die Bewertung bei ihren Kollegen und ihr selbst zustande kommt: "Jeder hat so seine eigenen Kriterien - nehme ich mal an. Für mich ist der Ausdruck wichtig, und was man mit seinem wunderbaren Material macht. Andere Kollegen haben natürlich auch ihre Präferenzen."

Händel und Purcell: Viel Schmelz in der Programmauswahl

Das Fach Gesang im ARD-Musikwettbewerb 2024. | Bildquelle: Daniel Delang Kurze Pause vor dem Semifinale: Aurora Marthens | Bildquelle: Daniel Delang In der Repertoireauswahl lagen die Präferenzen auf jeden Fall einerseits auf grande opéra - die jungen Sängerinnen und Sänger ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen, sich begleitet vom gut aufgelegten Münchner Rundfunkorchester (Leitung: Matthias Formens) mit Wagner, Verdi, Dvořák, und Berlioz auszuprobieren - und zum anderen auf grandi emozioni: Schmachtfetzen wie Händels "Piangerò la sorte mia" (Aurora Marthens) und "Where'er you walk" (Aleksey Kursanov), "When I am laid in Earth" aus Purcells "Dido and Aeneas" (Mira Alkovikh) oder Rusalkas "Lied an den Mond" (Mira Alkhovik und Lucia Tumminelli in reizvollem Kontrast) ließen die Herzen im Publikum hörbar höher schlagen; viele wohlige Seufzer waren im Saal zu vernehmen.

Die Jury um Waltraud Meier tagt ...

Das Fach Gesang im ARD-Musikwettbewerb 2024. | Bildquelle: Daniel Delang Die Jury tagt ... | Bildquelle: Daniel Delang Zu den natürlichen Gegebenheiten eines Wettbewerbs gehört es nun aber, dass nicht einfach nur Arien konzertant erklingen sollen, sondern Preise vergeben werden mussten. Neben den drei Hauptpreisen der Jury gab es außerdem einen Publikumspreis zu gewinnen. Jede Zuschauerin und jeder Zuschauer erhielt am Anfang einen Stimmzettel, den er mit seinem Favoritennamen am Ende beim Ausgang abgegeben konnte. Nachdem die letzte Arie unter heftigem Applaus verklungen war - Samueol Park gab einen mächtigen Falstaff -, zog sich die Jury zur Beratung zurück. Als kurze Zeit später die mit Spannung erwartete siebenköpfige Jury mit ihrer Vorsitzenden Waltraud Meier wieder in den Saal trat, erwies sich, dass die erst jüngst in Pension gegangene Wagner-Sängerin nichts von ihrem Bühnentalent eingebüßt hat: "Der Publikumspreis in der Kategorie Gesang geht an … Das müssten Sie eigentlich selber wissen, Sie haben ja abgestimmt … Aurora Marthens."

... und die Preise gehen an

Für die 32-jährige Finnin kam es sogar noch besser: Die lyrische Sopranistin mit jugendlich-dramatischer Tendenz, übrigens schon 2018 beim Wettbewerb dabei, bekam nämlich auch den zweiten Preis von der Jury zugesprochen. Ihre Fachkollegin Mira Alkhovik, im Semifinale bereits mit einem Sonderpreis für die beste Interpretation eines zeitgenössischen Auftragswerks ausgezeichnet, erhielt einen dritten Preis. Die dritte Sopranistin im Bunde, Lucia Tumminelli, ging ebenso wie Tenor Aleksey Kursanov leer aus; für viele Fachleute und auch Menschen im Publikum überraschend wanderte der erste Preis an Samueol Park aus Südkorea, der letztlich mit hoher Konstanz über alle Runden hinweg, kluger Repertoirewahl und technischer Stabilität die Juroren überzeugen konnte.

Sendung: "Allegro" am 16. September 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

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Sonntag, 15.September, 16:36 Uhr

PROF.GABRIELE.FUCHS@GMX.DE

Gesangsfinale

Kann nicht nachvollziehen dass hauptsächlich nur dramatische Stimmen gewonnen haben, und leichtere Stimmfächer die hervorragend gesungen haben, rausgeflogen sind.Das jetzige Stimmideal scheint bei der Jury vorallem laut und mit sehr viel Druck zu sein! Sehr bedauerlich so eine eingeschränkte Sichtweise!

Sonntag, 15.September, 14:00 Uhr

Hildegard Schreier

ARD Musikwettbewerb Gesang Moderation

Sehr geehrte Damen und Herren, danke für die wunderbaren livestreams vom ARD Musikwettbewerb im Fach Gesang. Eine kleine Rückmeldung zur Moderation des Finales: Frau Franziska Stürz mag eine sehr gute Radio-Moderatorin sein, allerdings wäre es wünschenswert, wenn bei so einer Live-Bild-Übertragung jemand moderiert, der mindestens die Begrüßung des Gastes ohne Spickzettel hinbekommt. Das viele Schauen aufs Board hat mich doch etwas irritiert....
Mit den besten Wünschen
Hildegard Schreier

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