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ARD-Musikwettbewerb 2024 Es lichtet sich: Semifinale Gesang

Ein Sängerkrieg wie im 13. Jahrhundert auf der Wartburg? Der ist im Jahre 2024 nicht zu erwarten. Im Semifinale Gesang beim ARD wurde dennoch gekämpft – und zwar auf großer Bühne an der Seite des Münchner Rundfunkorchesters.

Mira Alkhovik, Sopran, beim Semifinale ARD-Musikwettbewerb 2024 | Bildquelle: Daniel Delang

Bildquelle: Daniel Delang

Rückblick

Insgesamt 55 junge Sängerinnen und Sänger kamen nach München, um sich den hohen Anforderungen des Wettbewerbs zu stellen. Eine Liste von insgesamt zwölf Stücken galt es vorzubereiten, wobei man drei Epochen sowie die drei Gattungen Konzert, Lied und Oper abdecken musste. Zwei Sprachen waren das Minimum, dazu muss Mozart dabei sein. Für die Zuhörer, also Publikum und Jury, hatte diese Repertoirebandbreite insofern einen Vorteil gegenüber den anderen Disziplinen, als dass man eine weitaus größere Variation an Stücken zu hören bekam. Bei den Instrumenten ist nämlich eine Liste an Pflichtstücken vorgeschrieben, um eine Vergleichbarkeit in der Bewertung der Komplexität zu gewährleisten. In Runde 1 allerdings waren angesichts der Vorgabe, verpflichtend ein Lied oder eine Arie von Mozart zu zeigen, noch einige Stücke wiederholt zu hören. "Hai gia vinta la causa!" aus "Figaros Hochzeit" oder die "Abendempfindung" wurden so zum inoffiziellen Soundtrack der ersten drei Tage.

Unwucht in den Stimmfächern

Es war eine Unwucht in der Verteilung der Stimmfächer zu verzeichnen: Während sich im Fach Sopran 24 Künstlerinnen und im Bariton immerhin 19 Männer angemeldet hatten, traten lediglich drei Tenöre an. Countertenor und Bass genossen gar absoluten Exotenstatus mit je einem Vertreter, der Rest waren Mezzosopranistinnen. Für die ersten beiden Runden stellte der ARD-Musikwettbewerb eine Klavierbegleitung: Hedayet Djeddikar, Susanna Klovsky, Akemi Murakami, Mamikon Nakhapetov und Rebeka Stojkoska spielten abwechselnd. Sie sind ein wenig die unbesungenen Helden des Wettbewerbs, denn während sie mit auf der Bühne sitzen und von ihnen ein möglichst reibungsloser und hochmusikalischer Vortrag erwartet wird, so werden sie doch nicht bewertet und stehen auch nicht im Mittelpunkt. Susanna Klovsky allerdings ist das ganz recht so: "Großartig! Es geht nicht um mich." Sie erklärt auch, warum sie das so sieht: "Die Gedanken sind nur beim Kandidaten, bei der Musik, die man zusammen spielt und bei der Arbeit, die man bereits zuvor gemacht hat. Ich möchte in diesem Moment nur das Beste auf die Bühne bringen, aber eben für den Sänger. Natürlich habe ich den eigenen Ehrgeiz, gut zu spielen. Das tue ich aber für mich selbst und nicht für die anderen."

Alle Konzertvideos auf ARD-KLASSIK

Hier finden SIe alle Videos vom 2. Durchgang bis zum Finale beim diesjährigen ARD-Musikwettbewerb. Erleben Sie emotionale Momente und großartige Musik in den Fächern Cello, Gesang, Oboe, und Bläserquintett bei ARD Klassik.

Juror Francisco Araiza enttäuscht vom Niveau

Francisco Araiza | Bildquelle: Privat Francisco Araiza, Jury-Mitglied im Fach Gesang beim ARD-Musikwettbewerb 2024 | Bildquelle: Privat Wie gut allerdings diejenigen sich geschlagen haben, die um eine externe Bewertung nicht herumkommen, darüber gibt es bei der Jury unterschiedliche Ansichten. Am Rande eines Meisterkurses, den die Juroren für ausgeschiedenen Wettbewerbsteilnehmer anboten, äußerten sich zwei Mitglieder. "Ich bin sehr angetan vom hohen Niveau", sagte Christopher Robson; hingegen findet Francisco Araiza: "Bei den drei Gattungen muss alles auf dem gleichen Niveau sein. Das war nicht der Fall. Die Qualität war eher im mittleren Bereich. Die meisten singen im Niemandsland. Ich war sehr überrascht. Im negativen Sinne". Was jedoch die Auswahl der Semifinalistinnen und -finalisten betrifft, sind sich beide einig: "Wir werden aus den acht verbliebenen Kandidaten würdige Preisträger finden," so die Jury.

Im Halbfinale mit dem Münchner Rundfunkorchester

Von den 56 hatten es also acht ins Semifinale geschafft, die Stimmfächer waren nun auch gleichmäßiger verteilt: die Baritone Taehan Kim, Changdai Park und Samueol Park (alle Südkorea), die Mezzosopranistin Ekaterina Chayka-Rubinstein aus Deutschland, der russische Tenor Aleksey Kursanov sowie die Sopranistinnen Mira Alkhovik (Russland), Aurora Marthens (Finnland) und Lucia Tumminelli (Italien). Im Gasteig HP8 wartete zum ersten Mal ein großer Klangkörper auf sie, nämlich das Münchner Rundfunkorchester.

Ich bin froh, dass ich keine Entscheidung treffen muss.
Mark-Anthony Turnage, Komponist des Auftragswerks im Fach Gesang

Alle hatten zwei Arien zu präsentieren. Dazu gab es traditionell ein zeitgenössisches Pflichtstück für Klavier und Gesang, heuer: "No Sad Songs". Es handelte sich hierbei um ein Auftragswerk des englischen Komponisten Mark-Anthony Turnage (*1960). Dieser zeigte sich von den jungen Interpretinnen und Interpreten regelrecht begeistert: "Ich kann kaum glauben, wie gut heutzutage gesungen wird. Jeder hat seine Persönlichkeit in die Interpretation reingebracht, und ich bin froh, dass ich keine Entscheidung treffen muss."

Die Finalisten stehen fest

Diese Aufgabe oblag der Jury unter Vorsitz von Waltraud Meier. Fünf der acht Kandidatinnen und Kandidaten konnten sich nach kurzer Juryberatung fürs Finale qualifizieren: Aleksey Kursanov, Aurora Marthens, Samueol Park, Lucia Tumminelli und Mira Alkhovik, die auch den mit 1.000 Euro dotierten Sonderpreis für die beste Interpretation der Auftragskomposition erhielt. Sie alle bekommen die Chance, am 14. September um die Preise zu singen. Das Finale beginnt um 16 Uhr und findet erneut im Gasteig HP8 statt.

Sendung: Allegro am 13.09.2024 ab 06:05 Uhr

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Sechs plus zwei ergibt?

Freitag, 13.September, 12:53 Uhr

Susanne Maier

ard Musikwettbewerb 2024 Oboe Gesang Violoncello

auch in diesem Jahr haben wir uns im 1. und 2. Durchgang vor Ort, aber auch zuhause im Livestream begeistern lassen - ein großes Lob an den BR für die höchst professionelle Durchführung.

Da zahlt man doch gerne seine Rundfunk- und Fernsehgebühren.

Vielen Dank!!!

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