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Dirigent François-Xavier Roth - Debüt beim BRSO "Unsere Musik ist nicht für einen kleinen Club reserviert"

François-Xavier Roth steht diese Woche das erste Mal am Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Für sein Debüt hat er ein Avantgarde-Programm mit Musik von Boulez, Bartók und Strawinsky gewählt - das er dem Publikum vor dem Konzert auch selbst erklärt.

BR-KLASSIK: Herr Roth, Sie debütieren beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Einerseits sollte man ja immer auf die Musiker zugehen, andererseits eine gewisse Autorität ausstrahlen. Wie gehen Sie da vor?

François-Xavier Roth: Soweit überlege ich gar nicht. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass wir eine musikalische Familie sind. Es gab keine Autorität. Das BR-Symphonieorchester ist natürlich ein unglaubliches Orchester und das weiß jeder. Aber die Musiker sind so nett und die Atmosphäre bei der Arbeit ist so ruhig und professionell. Es ist wirklich ein riesen Spaß, mit diesem Orchester zu proben. Man hat natürlich ein bisschen Angst vor der ersten Begegnung mit einem Orchester. Aber diese Probenphase hier war wie ein Traum.

Wir Musiker wissen, dass eine Gesellschaft mit mehr Musik immer zu einem besseren Zusammenleben führt.
Dirigent François-Xavier Roth

BR-KLASSIK: Sie engagieren sich auch als Musikvermittler und haben in Frankreich das TV-Format "Presto" ins Leben gerufen. Vor den Konzerten mit dem BR-Symphonieorchester kommen Sie live zu den Einführungen: Warum machen Sie das?

François-Xavier Roth: Ich glaube, das hat etwas mit meiner Persönlichkeit zu tun. Ich liebe es zu erklären, warum ein Programm so ist, wie es ist. Und vielleicht ist es für das Publikum auch etwas anderes, wenn ein kleiner Dialog zustande kommt - oder es hört, was der Dirigent oder der Künstler wollte und wie er es umsetzt. Es ist wichtig für mich, zu zeigen, dass unsere Musik nicht nur Teil eines kleinen Clubs ist.

Wir Musiker wissen, dass eine Gesellschaft mit mehr Musik immer zu einem besseren Zusammenleben führt. Weil man mit Musik lernen kann, einfach zuzuhören. Und das wiederum vermisse ich in unserer Gesellschaft heute sehr. Der Fokus liegt auf dem Sprechen und dem Denken, aber das Zuhören ist wichtig. Zuhören heißt: Die anderen besser zu verstehen.

BR-KLASSIK: Sie haben viele verschiedene Projekte: Zum Beispiel arbeiten sie auch mit Musikerinnen und Musikern im Originalklang. Mit dem SWR Symphonieorchester Baden-Baden und Freiburg haben Sie einen Richard Strauss-Zyklus eingespielt, Sie machen große Oper in Köln. Was ist Ihnen bei Ihren Aktivitäten das wichtigste?  

François-Xavier Roth: Der Schlüssel ist für mich die Balance zwischen den verschiedenen Formen. Ich habe solche Angst vor einer Routine, deshalb wechsle ich oft das Repertoire. Jetzt habe ich, wie diese Woche, mit einem großen Orchester ein Avantgarde-Programm dirigiert. In zwei Wochen dirigiere ich die Johannespassion in Köln: Das ist die Balance, die ich brauche.

Zum Konzert

Donnerstag, 4. April 2019, 20:05 Uhr
Freitag, 5. April, 20:05 Uhr - live im Radio auf BR-KLASSIK
München, Herkulessaal der Residenz

Pierre Boulez:
Livre pour cordes

Béla Bartók:
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3, Sz 119

Igor Strawinsky:
L'oiseau de feu. Ballett

François-Xavier Roth, Dirigent
Pierre-Laurent Aimard, Klavier
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Weitere Informationen zum Konzert und Tickets auf der Hauf der Homepage des Orchesters.

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