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Projekt des Goethe-Instituts Mit Alter Musik unterwegs in Ungarn

Das Goethe-Institut fördert Musikprojekte auf der ganzen Welt. In diesem Sommer wurde eine Konzerttournee durch Ungarn mit Musik aus Mittelalter und Renaissance unterstützt: Das Duo Laura Dümpelmann und Dávid Budai war unterwegs und hatte faszinierende Instrumente mit im Gepäck.

Bildquelle: © Séra Anna

Dialog der Kulturen – Aktuelle Projekte des Goethe-Instituts

Alte Musik in Ungarn

Die ausgebildete Cembalistin Nóra Szabó beherrscht ausgefallene historische Tasteninstrumente wie die kleine, tragbare Orgel Portativ, das Clavicytherium oder das Clavicymbalum, ein Vorläufer des Cembalos. "Das Clavicymbalum ist kleiner als ein Cembalo und hat keine Dämpfer an den Saiten", erzählt Szabó, "der Klang ist kontinuierlich, es entsteht eine Art Klangbubble".

Festival "Barocke Höfe" in Szentendre

Clavicytherium, Mitte des 18. Jahrhunderts | Bildquelle: picture alliance / Liszt Collection | Liszt Collection Das Clavicytherium funktioniert ähnlich wie ein Cembalo, steht aber senkrecht. Spielbar ist es in Räumen mit Deckenhöhe von mindestens 3 Metern. | Bildquelle: picture alliance / Liszt Collection | Liszt Collection Die Musik für solche Originalinstrumente ist im Mittelalter und in der Renaissance entstanden. Laura Dümpelmann, Spezialistin für historische Blasinstrumente, und Gambist Dávid Budai sind mit Musik dieser Zeit im Sommer 2024 durch Ungarn gereist und haben dort mit ansässigen Ensembles kooperiert. Sinn und Ziel der Tournee mit drei Konzerten im Rahmen des Festivals "Barocke Höfe" im Künstlerstädtchen Szentendre war es, die Alte-Musik-Szene in Ungarn zu stärken, das Publikum für diese Musik zu begeistern und auch Ausbildungsangebote zu schaffen. Bislang ist die Alte Musik in Ungarn nur eine Randerscheinung – anders als in Deutschland, Großbritannien oder den Niederlanden.

Wenig ungarisches, mehr britisches Repertoire

Dass bei den drei Konzerten in Ungarn mit Alter Musik kein ungarisches Repertoire, sondern vor allem britische Stücke auf dem Programm standen, hat historische Gründe, erzählt Dávid Budai.

Ab Mitte des 15. Jahrhunderts war Ungarn ein Schlachtfeld, was der Musik und Kultur doch erheblich geschadet hat.
Dávid Budai, Gambist

Volksmusik in Ungarn

Was die Volksmusik der Region betrifft, ist aber sehr viel überliefert. Sie ist ohnehin bestens erforscht durch Musiksammler wie Zoltán Kodály und Béla Bartók. Zehntausende Melodien, die zum Teil mehr als hundert Jahre alt sein dürften, haben sie gesammelt und veröffentlicht. Eine echte Schatzkammer traditioneller Musik, die in Ungarn immer noch sehr lebendig ist. Seit den 1970er Jahren gibt es die sogenannte Tanzhausbewegung, wo traditionelle Lieder und Tänze gefeiert und gemeinsam belebt werden. Da treffen sich Alt und Jung, Konservative und Freaks, Kenner und Laien. Etwas, das sich sogar international durchgesetzt hat – mit Tanzhäusern auch in Ländern außerhalb Ungarns. Allerdings ist Vorsicht geboten, findet Dávid Budai:

In jedem Land versuchen politische Gruppierungen, mit der Volkskultur, mit der Herkunft, mit dem Thema der Zugehörigkeit zu arbeiten und Menschen an sich zu reißen.
Dávid Budai

Obwohl Budai als studierter Gambist vor allem in der Alten Musik beheimatet ist, interessiert er sich als gebürtiger Ungar, der heute in Bremen lebt, für die Volksmusik seiner Heimat und sieht sogar Verbindungslinien: "Ich glaube, auch unsere großen Barockmusiker waren sehr bodenständige Menschen, die ihre hohe Kunst als Handwerk gepflegt haben."

Kooperation mit ungarischen Ensembles

Ziel der vom Goethe-Institut geförderten Kurztournee mit Laura Dümpelmann und Dávid Budai war auch die Kooperation mit ungarischen Ensembles. Einerseits mit dem Vokalensemble "Super Librum", andererseits mit "Sans paroles", einer Combo, die Vokalmusik des 15. und 16. Jahrhunderts auf historischen Tasteninstrumenten interpretiert.

Ausbildungssituation soll verbessert werden

Unterwegs mit dem Duo Laura Dümpelmann & Dávid Budai in Ungarn | Bildquelle: Séra Anna Bei einem Workshop in Ungarn spielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach der sogenannten Mensuralnotation. | Bildquelle: Séra Anna Gespielt wurde aus Originalnoten, die durchaus anders aussehen als die heutigen Noten – eckig statt rund. Die sogenannte Mensuralnotation zeigt zwar schon mit Fünfliniensystem die exakte Tonhöhe an, auch die Tondauern sind festgelegt, aber es fehlen Taktangaben. Hier ist hohe Kenntnis der damaligen Musizierpraxis nötig, die durch Experten vermittelt werden muss. Deshalb haben Laura Dümpelmann und Dávid Budai eine Meisterklasse gegeben. Organistin und Cembalistin Nóra Szabó hofft auf weitere Expertinnen und Experten, die in ihr Heimatland kommen, um die Ausbildungssituation zu verbessern.

Es gibt in Ungarn fast keine Ausbildungsmöglichkeiten für Alte Musik.
Nóra Szabó, Cembalistin und Organistin

Alte Musik in Ungarn

Begeisterung für Alte Musik gibt es aber in Ungarn – und die Hoffnung, dass die Szene lebendiger wird. Denn Alte Musik, das ist wahrlich kein alter Hut, findet Dávid Budai. "Man bekommt einen Zugang dazu, wie die Menschen vor 400 oder 500 Jahren gedacht und empfunden haben. Die Noten dieser Zeit sind wie ein Fenster in die Vergangenheit."

Sendung: "Musik der Welt" am 5. Oktober 2024 ab 19:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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