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Regisseurin Verena von Kerssenbrock Musical "Fame" auf Gut Immling

Die wilden Jahre an der Kunsthochschule mit all ihren Höhen und Tiefen – darum geht es im Musical "Fame". Regisseurin Verena von Kerssenbrock kann an die Themen gut anknüpfen, genauso wie die Jugendlichen, mit denen sie zusammenarbeitet.

Szenenbild aus dem Musical "Fame", eine Produktion vom Festival Gut Immling 2024 | Bildquelle: Festival Gut Immling

Bildquelle: Festival Gut Immling

Beim Festival auf Gut Immling im Chiemgau war diesen Sommer schon Einiges zu erleben: Aida von Giuseppe Verdi, die Dreigroschenoper, der Barbier von Sevilla als Kinderoper. Ein weiteres Highlight kommt am 31. Juli hinzu: das Musical "Fame" aus dem Jahr 1980. Regie führt Verena von Kerssenbrock und auf der Bühne stehen die jungen Talente der Akademie Immling.

BR-KLASSIK: Frau von Kerssenbrock, Musicals sind ja oft Zeugnisse der Zeit, in der sie entstehen. Warum jetzt dieses Stück von 1980?

Verena von Kerssenbrock: Dieses Stück kann man eigentlich immer spielen, weil es immer Leute gibt, die auf eine Hochschule gehen. Ich selbst habe das erlebt am Mozarteum in Salzburg. Diese Nerven-Geschichten, diese Höhen und Tiefen, diese Versuchungen. Alles, was so in der Jugend auf einen einprasselt, kommt in diesem Stück vor. Und dieser Weg zum Ruhm, so heißt ja auch das Stück, der ist natürlich sehr steinig.

Es ist fetzig, es wird viel getanzt, und trotzdem geht es um das, was den Menschen betrifft. Das ist immer aktuell.
Regisseurin Verena von Kerssenbrock

BR-KLASSIK: Aktualisieren Sie das Stück? Also treten da Jugendliche mit Smartphones auf?

Szenenbild aus dem Musical "Fame" der Akademie Immling | Bildquelle: Gut Immling Szenenbild aus Musical "Fame" auf dem Festival Gut Immling | Bildquelle: Gut Immling Verena von Kerssenbrock: Nein, diese Smartphone-Geschichten – das ist irgendwie nicht mehr so witzig. Wir haben das Stück weder in die heutige noch in die damalige Zeit versetzt. Es könnte irgendwann spielen. Klar, es kommen Songs der 80er-Jahre vor, es ist relativ fetzig, es wird viel getanzt, und trotzdem geht es einfach um das, was den Menschen betrifft, und das ist immer aktuell.

"Fame" erzählt jugendliche Themen – von damals wie von heute

BR-KLASSIK: Was verbindet denn die Jugend von 1980 und die Jugend von heute Ihrer Meinung nach?

Verena von Kerssenbrock: Leid und Liebe, Schmerz, ich möchte es schaffen, ich möchte zu Ruhm kommen, Drogenmissbrauch. Es steckt auch dieser tragische Weg darin... es ist nicht alles nur fein.

BR-KLASSIK: Das heißt, aktuelle Bezüge entstehen eher nebenbei und zufällig oder sind aktuelle Bezüge wie MeToo beabsichtigt?

Verena von Kerssenbrock: Die sind auch drin. MeToo hat mich damals in den 80ern auch schon aufgeregt. Das ist vielleicht in den letzten Jahren mehr rausgekommen. Aber auch schon zu meiner Zeit habe ich genau gewusst, wo man hingeht, wo man nicht hingeht... Also ich finde, es gibt nicht so einen gravierenden Unterschied zwischen heute und früher. Auch was solche Dinge wie Herzschmerz von Jugendlichen betrifft. Aber die Corona-Zeit haben wir zum Beispiel nicht eingebaut, genauso wenig wie Politik.

BR-KLASSIK: Aber Homosexualität zum Beispiel kam damals im Musical auch schon vor...

Szenenbild aus der Produktion "Fame" der Akademie Immling | Bildquelle: Gut Immling Szenenbild aus dem Musical "Fame" auf Gut Immling | Bildquelle: Gut Immling Verena von Kerssenbrock: Homosexualität ist drin, genau, das ist ja auch schon in dem Stück vorhanden. Vielleicht redet man über manche Themen jetzt mehr. Aber sie sind im Stück schon enthalten. Das finde ich auch sehr gut, weil wir die Produktion mit Jugendlichen machen und darüber diskutieren. Und die Jugendlichen versuchen auch selber herauszufinden, wie die Themen für sie momentan so spürbar sind. Wir haben eine Akademie in Immling. Dort unterrichten wir die Jugendlichen in Tanz oder in Schauspiel und dann reden wir über die Texte. Am Anfang der Proben haben wir auch über die Rollen gesprochen: Wer bist du? Was machst du? Welche Beziehungen hast du zu den anderen? Was bricht da auf dich ein? Warum bricht es auf dich ein?

Akademie Immling: Musical von und für junge Menschen

BR-KLASSIK: Das heißt, die Jugendlichen spielen immer auch ein bisschen sich selbst, oder?

Verena von Kerssenbrock: Sie sollen sich selbst spielen, denn das ist ja auch der Sinn des Schauspiels, dass man sich findet in dieser neuen Rolle.

Die Jugendlichen versuchen selber herauszufinden, was für sie momentan spürbar ist.
Regisseurin Verena von Kerssenbrock

BR-KLASSIK: Noch eine Frage zum Publikum: Haben Sie Angst, dass das altersmäßig ziemlich auseinanderklafft – die auf der Bühne und die im Saal?

Verena von Kerssenbrock: Na ja, dadurch, dass Jugendliche spielen und ihre Freunde reinholen, ist das Publikum relativ jugendlich. Das habe ich schon in den letzten Jahren gemerkt. Und es kommen natürlich auch die in meinem Alter, die damals den Film angeschaut haben und gerne mitsingen. "Fame" ist ein Kultsong...

BR-KLASSIK: Das heißt, es ist erlaubt mitzusingen?

Verena von Kerssenbrock: Haben wir nicht so wahnsinnig gern, aber manchmal ist es nicht zu unterbinden (lacht)...

Sendung: "Leporello" am 30. Juli ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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