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Münchner Opernfestspiele 2023 Zwei Premieren, große Namen

Der rote Teppich wird noch geschrubbt, der Pausensekt-Vorrat aufgefüllt: Die Bayerische Staatsoper macht sich bereit für die Opernfestspiele. Am Freitag geht es los, am Montag steht dann die erste Premiere an: "Hamlet" von Brett Dean. Zu Händels "Semele" als zweite Premiere gesellen sich fünf Wiederaufnahmen und – wie jedes Jahr – viel stimmliche Prominenz. Ein Ausblick.

Münchner Staatsoper Festspielzeit | Bildquelle: © Wilfried Hösl

Bildquelle: © Wilfried Hösl

"Hamlet" und "Semele" - zwei Premieren der Opernfestspiele

Während der glamourösen letzten Wochen der Staatsopern-Spielzeit treffen zwei stilistisch weit auseinanderliegende Opern aufeinander. Die eine ist sechs Jahre jung, die andere 280 Jahre alt – "Hamlet" durch die Brille von Brett Dean, "Semele" aus der Feder von Georg Friedrich Händel. Das verbindende Element? Der englische Zungenschlag! Für beide Neuproduktionen wirbt Serge Dorny, der belgische Spielplanmacher, genauso stark wie für den Festspiel-Schwerpunkt "Kunstwerk der Zukunft?", der die Komponisten Giuseppe Verdi und Richard Wagner ins Zentrum rückt. Fünf Wiederaufnahmen von teils frischen, teils ergrauten Inszenierungen ihrer Werke stehen auf dem Programm.

Verdis "Aida" bei Oper für alle

Szene aus "Aida" 2023 an der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: Wilfried Hösl Szene aus Verdis "Aida" an der Bayerischen Staatsoper (2023) | Bildquelle: Wilfried Hösl Es gehört zum Selbstverständnis der Staatsoper, im Juli geballt Revue passieren zu lassen, was während der zurückliegenden Spielzeit los war. Wie zum Beispiel die erst im Frühjahr einstudierte "Aida", die es jetzt auch mit Picknick "oben ohne" gibt, unter freiem Himmel bei "Oper für alle". Flankiert werden die Königstöchter äthiopischer und ägyptischer Herkunft von zwei ebenfalls bereits bekannten Verdi-Inszenierungen – "Don Carlos" nach Schiller und "Otello" nach Shakespeare. Mit unterirdischer Verbindung zu "Hamlet", wegen Shakespeare.

Opernfestspiel-Premieren live auf BR-KLASSIK

Erleben Sie die beiden Premieren der Münchner Opernfestspiele live im Radio auf BR-KLASSIK. "Hamlet" von Brett Dean am Montag, 26. Juni 2023 um 19:00 Uhr und "Semele" von Georg Friedrich Händel am Samstag, 15. Juli 2023, um 18:00 Uhr.

Die Inszenierungen im Wechsel der Jahreszeiten

"Dido und Aeneas ... Erwartung" an der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: Bernd Uhlig Szene aus "Dido und Aeneas ... Erwartung" an der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: Bernd Uhlig Ein frühes Stadium des Barock und eine späte Phase der Klassik treten der vielfältigen Moderne des 20. Jahrhunderts bei den drei weiteren Neuproduktionen gegenüber. Vielleicht wirken "Dido and Aeneas" von Henry Purcell, verwoben mit der "Erwartung" von Anton Schönberg unter sommerlichen Rahmenbedingungen ganz anders als im Winter? Sicher entfaltet auch Mozarts "Così fan tutte" bei 30 Grad im Schatten andere Schwingungen als im Oktober, dem Tauftermin ihrer Neuinszenierung. Und was ist mit Prokofjews musikalisch monumentalem und politisch anspielungsreichem Werk "Krieg und Frieden"? Abwarten.

Vladimir Jurowski dirigiert erste Festspiel-Premiere "Hamlet"

Die beiden bevorstehenden Festspiel-Premieren verteilen sich wie üblich auf Nationaltheater und Prinzregententheater. In einer Übernahme vom Glyndebourne Opera Festival gibt es im Großen Haus den 2017 uraufgeführten "Hamlet" des Australiers Brett Dean, inszeniert von Landsmann Neil Armfield. Auftraggeber des Werkes ist der aktuelle Bayerische Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski, der zuvor viele Jahre in Glyndebourne die Geschicke gelenkt hat. Da, wo Picknick im Grünen Kult ist. Der Dirigent, der sich sonst gerne russischen Komponisten wie Prokofjew und Schostakowitsch widmet, lässt seinen Blick diesmal zum tragischen Dänenprinzen schweifen, einem der bekanntesten Dramenhelden der Theaterliteratur: Hamlet.

Händel-Tradition dank Peter Jonas

Sir Peter Jonas und Zubin Mehta | Bildquelle: picture-alliance/dpa Peter Jonas (links) und Zubin Mehta (rechts) | Bildquelle: picture-alliance/dpa Seit 30 Jahren schätzt das Münchner Publikum inzwischen Händel-Opern. Durch die Initiative des einstigen englischen Intendanten Peter Jonas sind seit 1994 rund ein Dutzend seiner Barockperlen mit einer kräftigen Prise Slapstick in überwiegend quietschbunter Bühnenästhetik aufgeführt worden – teilweise auch im Prinzregententheater. Das nächste Kapitel dieser Geschichte schlägt nun "Semele" auf, in London 1743 als "Oper nach Art eines Oratoriums" komponiert. Und die Frage, die die Handlung von "Semele" in den Raum stellt, ist für den gerne grübelnden Regisseur Claus Guth sicher ergiebig: Wie erstrebenswert ist die Unsterblichkeit? Nebenbei: In "Sphären" völlig anderer Art begibt sich laut Titel die von Ballettdirektor Laurent Hilaire konzipierte Reihe im Münchner Prinzregententheater. Dort werden Werke von vier jungen Choreographen zu sehen sein: von Marco Goecke, Fran Diaz, Nicolas Paul und Marion Motins.

Jonas Kaufmann, Klaus Florian Vogt, Benjamin Bernheim in München

München leuchtet während der Festspiele immer durch die Aura eines internationalen Publikums. Fast jeden Abend kommt es diesmal in den Genuss eines inzwischen 500 Jahre alten Klangkörpers, denn das Bayerische Staatsorchester feiert heuer einen runden Geburtstag. Unter den Gästen sind wieder hochkarätige Gesangsgrößen, die hier nicht alle Tage anzutreffen sind. Nehmen wir nur die heiklen hohen Männerstimmen – die Tenöre: Neben Jonas Kaufmann und Klaus Florian Vogt, die von neuem um den Titel "Prince Charming" wetteifern, steht diesmal auch ein Franzose, der viel zu selten an die Isar findet. Denn der wunderbare lyrische Tenor Benjamin Bernheim gestaltet einen Liederabend.

Sie bekommen gerade richtig Lust auf den Festspielsommer 2023?

Dann sind das unsere Empfehlungen für Ihren musikalischen Sommer.

Das Nationaltheater am Max-Joseph-Platz | Bildquelle: Felix Löchner Das Nationaltheater am Max-Joseph-Platz in München | Bildquelle: Felix Löchner Auch dabei sind die Sopranistinnen Brenda Rae und Anja Kampe, und der polnische Countertenor Józef Jakub Orlinski gibt in "Semele" sein szenisches München-Debüt. Das höchst begabte estnische Ensemblemitglied Mirjam Mesak mischt wieder mit: Die junge Heldin aus dem aktuellen Kinofilm "Orphea in love" wird als Page Tebaldo in "Don Carlos" von einigen Stars umgeben sein. Und die Frage drängt sich auf: Verdient nicht auch dieses enorme Nachwuchstalent bald schon größere Aufgaben? Jedenfalls gibt's im Juli an der Bayerischen Staatsoper wieder ein Zusammentreffen und Kräftemessen der schönen und besonders schönen Stimmen. Mal sehen, welche von ihnen die meisten Ovationen bekommt.

Sendung: "Festspielzeit live aus dem Münchner Nationaltheater" auf BR-KLASSIK am 26. Juni 2023 um 19:00 Uhr

Kommentare (1)

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Mittwoch, 21.Juni, 16:12 Uhr

Helene Bergheim

Nicht schon wieder!!!

Muss diese jährliche Hofberichterstattung sein ... welcher normale Mensch kann sich den die Opernfestspiele, Salzburg oder Bayreuth leisten? Ich wünsche mir von einem gebührenfinanzierten Sender auch Berichterstattung von Konzerten, Opern etc., die sich ein Normalverdiener leisten kann! Um mich nicht noch mehr über diese arrogante Haltung zu ärgern, schalte ich das Radio aus!

Antwort von BR-KLASSIK:

Liebe Frau Bergheim,
vielen Dank für Ihren Einwand. Die Berichterstattung über die großen Festspiele stößt allerdings auf reges Interesse, weshalb wir sie weiterverfolgen. Gleichzeitig besprechen wir aber immer auch die kleinen (bayerischen) Festivals, wie aktuell zum Beispiel das Immling Festival im Chiemgau oder die Burgenfestspiele Niederbayern. Außerdem freuen wir uns, dass wir große Produktionen oftmals live im Radio und Videostream auf eben dieser Website übertragen, die Sie dann ganz ohne Eintrittsticket von Zuhause aus genießen können. Wir hoffen daher sehr, dass Sie weiterhin in unserem Programm fündig werden. Herzlichen Gruß aus der Redaktion!

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