Der mit 300.000 Dollar dotierte Gilmore Award ist ein Musikpreis der besonderen Art. Alle vier Jahre wird er an einen Pianisten vergeben. Entscheidend ist dabei nicht nur das Spiel des Kandidaten, sondern auch seine Persönlichkeit. Dieses Jahr erhält Igor Levit den Preis - nicht zuletzt für sein politisches Engagement.
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Igor Levit ist nicht nur ein genialer Pianist, sondern auch ein leidenschaftlicher Humanist. Er hält mit seiner Meinung grundsätzlich nicht hinter den Berg. Anlässlich der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten hielt er vor einem Konzert in Brüssel eine Ansprache ans Publikum, in der er mit deutlichen Worten seine Meinung zu dieser Wahl kundtat. In Deutschland engagiert er sich immer wieder gegen Rassismus und Gruppierungen wie Pegida; im November 2015 gab er in Hannover ein Konzert für Flüchtlinge. Außerdem reiste er zu einem Flüchtlingscamp an der griechisch-mazedonischen Grenze. Seine politischen Überzeugungen kommuniziert Levit in zahlreichen Interviews sowie in den sozialen Netzwerken.
Igor Levit ist mithin eine außergewöhnlich wache Persönlichkeit, der kaum etwas ferner steht als der künstlerische Elfenbeinturm - genau die Art von Musiker, die die Gilmore Foundation mit ihrem Award ehren möchte. Zu seinen Vorgängern als Gilmore-Preisträger zählen Leif Ove Andsnes, Piotr Anderszewski und Rafał Blechacz. Ein Sechstel des Preisgelds - 50.000 Dollar - erhält Levit in bar; die übrigen 250.000 Dollar stehen ihm für Aktivitäten und Projekte zur Weiterentwicklung seiner Musikkarriere zur Verfügung. Über die Entscheidung des Gilmore-Kommitees berichtete die New York Times in einem Levit-Porträt am 3. Januar.
Der Gilmore Award ist übrigens nicht der einzige Preis, den Igor Levit in diesem Jahr erhält: Nach mehreren Konzerten, die er in Bonn mit Werken Ludwig van Beethovens gab, wählten ihn die Mitglieder des Vereins "Bürger für Beethoven" zum Träger des Beethoven-Rings, dies meldete der Verein bereist im November 2017 auf seiner Homepage. Die Auszeichnung wird Levit am 21. April 2018 im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses in Bonn verliehen. Von Anbeginn seiner Karriere hat sich Levit mit Beethoven-Interpretationen einen Namen gemacht; zu seinen CD-Einspielungen zählen die fünf letzten Klaviersonaten des Komponisten sowie - gemeinsam mit Variationszyklen von Bach und Rzewski - die "Diabelli-Variationen".