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Kultusministerin Anna Stolz "Musik wirkt positiv auf das Schulleben"

Heute zeichnet die Bayerische Kultusministerin Anna Stolz 140 "Musikbegeisterte Grundschulen" aus. Gleichzeitig sorgt die neue Stundentafel der Landesregierung für Aufruhr: Mehr Mathe und Deutsch auf Kosten von Musik? Wie passt das zusammen?

Kultusministerin Anna Stolz | Bildquelle: © StMUK

Bildquelle: © StMUK

BR-KLASSIK: Frau Stolz, haben Sie selbst als Kind in der Grundschule Musik gemacht?

Anna Stolz: Ja, ich habe in der Grundschule Musik gemacht, und zwar habe ich Blockflöte gespielt. Blockflöte ist ja der absolute Klassiker, da hatte ich viel Freude dabei. Und später habe ich auch Gitarre gespielt.

BR-KLASSIK: Ab jetzt dürfen sich 140 bayerische Grundschulen "Musikbegeisterte Grundschule" nennen. Was bedeutet denn diese Auszeichnung?

Anna Stolz: Die "Musikbegeisterte Grundschule" ist erst einmal ein Schulprofil. Das heißt, Musik hat an diesen Schulen einen besonders hohen Stellenwert. Die Schulen verankern die Musik im ganzen Schulalltag und ermöglichen den Schülerinnen und Schülern dadurch ein Mehr an Musik. Es gibt an diesen Schulen neben dem Musikunterricht Chor- und Bläserklassen, besondere musikalische Projekte und auch Kooperationen mit externen Partnern, beispielsweise mit Musikschulen.

BR-KLASSIK: Warum ist denn das Musizieren gerade im Grundschulalter so wichtig?

Anna Stolz: Musizieren fördert die Kreativität, Kommunikation und Kooperation. Das sind alles Fähigkeiten, von denen gerade unsere Jüngsten später profitieren. Man kann auch einfach sagen: Musik verbindet, sie fördert die Klassengemeinschaft und Schulgemeinschaft. Musik tut einfach der Seele gut.

Musik fördert die Kreativität, Kommunikation und Kooperation.
Anna Stolz, Bayerische Kultusministerin

BR-KLASSIK: Was bietet dieses Zertifikat "Musikbegeisterte Grundschule" den Schulen?

Anna Stolz: Die Auszeichnung ist ein Zeichen der Wertschätzung. Sie ist eine Würdigung für dieses besonders hohe Engagement unserer Schulen im Bereich der Musik. Dieses Mehr an Musik soll natürlich auch sichtbar gemacht werden. Es gibt eine Urkunde, die ich verleihen werde, und auch ein Profilschild. Und natürlich geht es auch darum, die Bedeutung der Musik an sich noch mal herauszustellen. Musik verbindet, schult das Gehör und hat einfach eine enorm positive Wirkung auf das Schulleben, auf das Miteinander. Und noch ein weiterer Aspekt, der wichtig ist: Es erwachsen viele Ideen und Konzepte daraus, die dann in die Fläche getragen werden und Vorbild für andere Schulen sind.

BR-KLASSIK: Und Geld gibt es auch bei der Auszeichnung...

Anna Stolz: Genau, es gibt 1000 Euro für die ausgezeichneten Schulen, als Anerkennung.

BR-KLASSIK: Die Nachricht von der Auszeichnung "Musikbegeisterte Grundschule" stiftet aktuell auch etwas Verwirrung, denn eine Entscheidung der Bayerischen Landesregierung hat gerade für viel Ärger und Aufruhr gesorgt: Wegen der schlechten PISA-Ergebnisse soll in den Grundschulen mehr Mathe und Deutsch unterrichtet werden, und das auch auf Kosten von kreativen Fächern wie Kunst oder Musik. Wie geht das zusammen, wenn Sie doch den Wert dieser Fächer erkannt haben und sogar auszeichnen?

Lehrerin singt mit Kindern in der Grundschule | Bildquelle: picture alliance / Zoonar | Robert Kneschke Musik wird auch in Zukunft ein eigenständiges Fach in der Grundschule sein, betont Kultusministerin Anna Stolz. | Bildquelle: picture alliance / Zoonar | Robert Kneschke Anna Stolz: Das geht in meinen Augen sehr gut zusammen. Bei der PISA-Offensive Bayern geht es in erster Linie darum, die Basiskompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu stärken, also Lesen, Schreiben, Rechnen. Dabei gilt aber weiterhin: Alle Fächer sind wichtig für die ganzheitliche Bildung unserer Kinder. Und deshalb ist der neue Stundenplan ein klares Bekenntnis zu unserer ganzheitlichen Bildung. Es geht mir um die verbesserte Förderung und es geht mir nicht darum, dass wir einzelne Fächer kürzen oder gegeneinander ausspielen. Da sind auch ein paar Informationen im Raum, die so nicht stimmen. Es werden keine Fächer zusammengelegt. Kunst, Musik, Werken und Gestalten bleiben eigenständige Fächer – auch im Stundenplan. Es gibt einen Fächerverbund "Musik, Kunst, Werken und Gestalten" in den Jahrgangsstufen 3 und 4, und für diesen Fächerverbund gibt es bis zu fünf Stunden. Jede Schule hat die Möglichkeit, das bisherige Stundenmaß künftig beizubehalten. Durch die Flexibilisierung der Stundentafel ist sogar ein Mehr an kreativen Fächern möglich.

Kunst, Musik, Werken und Gestalten bleiben eigenständige Fächer – auch im Stundenplan.
Anna Stolz

BR-KLASSIK: Obwohl sich ja Schulen nicht entscheiden können, eine Stunde mehr kreative Fächer zu unterrichten als bislang. Es bleibt entweder gleich oder es wird weniger.

Anna Stolz: Nein, das ist so nicht richtig. In Jahrgangsstufe 1 und 2 beispielsweise haben wir den grundlegenden Unterricht, der auch beibehalten wird. Und wir haben eine Stunde mehr "Flexible Stunde", was vorher die "Flexible Förderung" war. Diese "Flexible“ Stunde" kann frei verwendet werden und auch zu einem Mehr an Musik führen.

BR-KLASSIK: In unserer Redaktion gibt es auch viele Eltern mit schulpflichtigen Kindern. Sie erleben, dass in der Grundschule der Musikunterricht lange nicht so gut ist, wie man ihn sich wünschen würde, was zum Teil am Fachlehrermangel liegt. Der Bayerische Staat hat sich dazu verpflichtet, die kulturelle Bildung durchzuführen. Wie sorgen Sie dafür, dass es weiterhin qualitativ hochwertigen Musikunterricht geben wird, gerade auch an den 2278 Grundschulen, die nicht als "Musikbegeisterte Grundschule" ausgezeichnet wurden? Wie können Kinder an diesen Schulen den Musikunterricht bekommen, der sie dann mit all diesen Qualifikationen ausstattet, zum Beispiel für den Spracherwerb?

Anna Stolz: Wir haben einen sehr hochwertigen Musikunterricht, wir haben toll ausgebildete Lehrkräfte, die das mit sehr viel Herzblut und Engagement vor Ort machen. Das will ich weiter fördern und unterstützen. Beispielsweise auch mit der Auszeichnung als "Musikbegeisterte Grundschule". Das Ziel ist, immer wieder zu betonen, welche Bedeutung die kreativen und musischen Fächer haben, und die findet an unseren bayerischen Schulen schon statt.

Wir haben einen sehr hochwertigen Musikunterricht.
Anna Stolz

BR-KLASSIK: Was tun Sie im Ministerium, um ein bisschen mehr Druck reinzubringen, dass Musikunterricht nicht nur stattfinden kann, sondern muss?

Anna Stolz: Es findet Musikunterricht an unseren Schulen statt. Und ein Ziel der PISA-Offensive war, die Stundentafel ein Stück weit flexibler zu gestalten. Warum? Ich bin überzeugt davon: Wir haben die Profis vor Ort. Unsere Lehrkräfte, unsere Schulleitungen, die wissen ganz genau, was die Kinder brauchen und können das jetzt mit mehr Gestaltungsspielraum genau vor Ort umsetzen.

Sendung: "Allegro" am 7. März 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Samstag, 09.März, 17:21 Uhr

Carmen Herzog

Kürzung des Musikunterrichtes

Es wäre sehr wichtig, daß die Kultusministerin Stolz ihr Vorhaben den Musikunterricht zu kürzen, wieder zurück nimmt. Anstatt mehr Musik zu fördern an den Grundschulen, was für die Entwicklung und das Lernen von Kindern überaus wichtig ist, will sie kürzen. Und das alles wegen der Pisastudie. Es ist doch auf jedenfall die falsche Entscheidung. Als Juristin ist sie mit Sicherheit nicht in der Lage eine so weitgreifende Entscheidung für Kinder zu treffen. Wie kann überhaupt eine Juristin zuständig für Bildung sein? Sie hat doch keine Ahnung, was ihre falsche Entscheidung für Kinder bedeutet. Unmöglich finde ich ihre Entscheidung, die sie, sollte sie wirklich gebildet sein, hoffentlich wieder zurück nimmt.

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