BR-KLASSIK

Inhalt

Anne-Sophie Mutter Zarte Klänge für "Indiana Jones und das Rad des Schicksals"

Anne-Sophie Mutter ist großer Fan von John Williams. Für den Soundtrack des neuen "Indiana Jones" hat sie sogar ein Stück eingespielt. Die Aufnahmen dazu fanden in Hollywood statt – und waren selbst ein kleines Abenteuer, wie sie im Interview erzählt.

Bildquelle: © Monika Höfler

"Indiana Jones"-Klänge

Interview mit Anne-Sophie Mutter

BR-KLASSIK: Frau Mutter, Sie sind seit den 70er-Jahren großer Fan von John Williams, da wurden Sie vom Star-Wars-Fieber gepackt. Zu Weihnachten haben Sie Williams dann mal ein Paket mit Lebkuchen geschickt – worauf er sich mit einer persönlichen Komposition für Sie bedankt hat. Es hat dann aber noch viele Jahre und wohl auch viele Lebkuchen gedauert, bis es zu dem Projekt "Across the Stars" und jetzt zu diesem Indiana-Jones-Projekt kam. Sind da noch viele weitere Lebkuchen gefolgt?

Anne-Sophie Mutter: (lacht) Nein, ich werde vom Großmeister immer gewarnt. Er behauptet, sein Bauchumfang würde mit der Menge der Lebkuchen wachsen. Also halte ich mich da etwas zurück. Er schlug dieses neue Projekt von sich aus vor. Es gebe da dieses großartige Frauenthema einer sehr eigenständigen Abenteuerin, die von Phoebe Waller-Bridge – die wohl auch am Drehbuch mitgewirkt hat – ganz wunderbar verkörpert wird. Das Filmthema wird im Film selbst vom Orchester gespielt und da ist natürlich dann auch nicht so viel Raum für ein etwas zarteres Instrument wie die Geige.

Geheim wie bei der NASA - die Studioaufnahme von Helenas Thema

Aber John Williams hat eben Helenas Thema für Geige umgesetzt; auf YouTube kann man das überall hören. Ich war einfach hingerissen, als er mir die Partitur geschickt hat. Und dann haben wir es im Februar ganz "strictly confidential" aufgenommen, also unter Bedingungen, als würde man bei der NASA arbeiten. Und zwar in den Hollywood-Studios, wo wir auch schon "Across the Stars" produziert haben. Und ich bin hingerissen, wie gut das auf die Figur der Helena passt.

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Helena's Theme (For Violin and Orchestra) (From "Indiana Jones and the Dial of Destiny"... | Bildquelle: DisneyMusicVEVO (via YouTube)

Helena's Theme (For Violin and Orchestra) (From "Indiana Jones and the Dial of Destiny"...

BR-KLASSIK: Sie haben schon den Meister über sein Helena-Thema zitiert und gesagt, die Dame sei eine Abenteurerin. John Willimas geht noch etwas weiter und meint, die Figur sei eine Mischung aus Abenteurerin und Femme fatale. Spiegelt sich das auch ein bisschen in der Musik wider?

Anne-Sophie Mutter: Das Interessante an John Wiliams ist ja, dass seine musikalischen Themen die Personen scheinbar von innen erleuchten. Wenn man aber die Augen zumacht und über die Figur der Helena oder das Skript des Films nichts weiß – dann ist es gleichzeitig einfach großartige Musik und ein sehr starkes Thema mit Melancholie und mit wahnsinnig vielen Farben. Also ich bin immer hin- und hergerissen. Ich finde, seine Musik ist immer absolute Musik!

Nicht nur Film, sondern auch Musik: der neue Indiana Jones

Die Geigerin Anne Sophie Mutter und der Komponist John Williams | Bildquelle: Dario Acosta Anne-Sophie Mutter und John Williams | Bildquelle: Dario Acosta Und ich bin sowieso jemand, der dann im Film eher mal die Augen an so einer Stelle zumacht. Es sei denn, es passiert gerade ein toller Degenkampf oder so etwas. Aber John ist einfach ein wunderbarer Komponist, der die Filme adelt, für die er schreibt. Ich kann' s gar nicht erwarten, den neuen Film in seiner Gänze nicht nur zu sehen, sondern eben auch zu hören. Denn es sind über zwei Stunden Musik, die er da schreiben musste – und er macht das ja alles mit Bleistift von Hand und orchestriert übrigens auch alles selbst. Ihm würde nie in den Sinn kommen, irgendwelche Computerprogramme zu Hilfe zu nehmen. Also, da ist wirklich jede Note mit Herzblut geschrieben und natürlich auch mit dem entsprechenden Zeitaufwand.

John Williams ist ein wunderbarer Komponist, der die Filme adelt, für die er schreibt.
Anne-Sophie Mutter

BR-KLASSIK: Sie kannten also den Film noch gar nicht und haben wirklich rein von der Partitur her nur dieses Stück aufgenommen?

Anne-Sophie Mutter: Ja, absolut richtig. Und John hat über die Figur auch als Femme fatale gesprochen, die ein Karten-Trickster ist und die sich mit Männern rumschlägt. Eine moderne Frau eben. Wenn man an eine Femme fatale denkt, dann kommen einem oft so die 40er-Jahre in den Sinn. Schön und gut. Aber wir haben jetzt 2023. Und diese sehr starke Frauenfigur Helena Shaw ist natürlich auch in der Filmgeschichte wirklich einen Schritt voraus, und man kann die Musik sehr gut erfassen, ohne den Film gesehen zu haben.

Zum 60. Geburtstag nach Afrika

BR-KLASSIK: "Indiana Jones oder das Rad des Schicksals" heißt der Streifen in der deutschen Fassung. Der Film ist mit ihrem Schicksal insofern ganz eng verwoben, weil der deutsche Kinostart am 29. Juni ist, wo sie auch ihren Sechzigsten haben. Werden Sie den Tag mit Indiana Jones oder John Williams feiern – oder eher flüchten?

Anne-Sophie Mutter: Ich würde diesen Tag sehr gerne mit John Williams feiern, aber ich fahre kurz davor nach Afrika. Ich feiere irrsinnig gerne, weil ich dankbar bin, noch zu leben. Aber ich finde, Reisen ist spannender, und ich liebe die Natur und Afrika. Und so freue ich mich wahnsinnig darauf, in der Natur zu sein, mit meinen Kinder, meiner Familie und Freunden zu reisen – und damit diesen wunderbaren blauen Planeten zu feiern!

BR-KLASSIK: Apropos Schicksal: Wenn Sie sich schon so viel mit Filmmusik oder vor allem mit John Williams beschäftigt haben, wäre da der nächste Schritt nicht vielleicht sogar eine Filmrolle? Könnten Sie sich das vorstellen? Vielleicht könnte der große Meister Williams da ja irgendwas für Sie deichseln …

Anne-Sophie Mutter: Nein, ich bin Musikerin und sehr zufrieden mit dieser Rolle – und habe da auch noch sehr viel zu leisten und zu tun. Ich habe viele Pläne, etwa für Uraufführungen und dergleichen … aber keinerlei Interesse, vor die Kamera zu treten! Mir reicht es, wenn ich mit der Geige vors Mikrofon trete.

Ich bin Musikerin und sehr zufrieden mit dieser Rolle.
Anne-Sophie Mutter über Schauspielambitionen

Sendung: "Allegro" am 28. Juni 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.

Mittwoch, 28.Juni, 13:20 Uhr

Norbert Ippen

Anne Sophie Mutter - zu ihrem runden Geburtstag

 ANNE-SOPHIE MUTTER --- zum  r u n d e n  Geburtstag.

 

Sechzig Jahre  sind verronnen,

seit Dein Leben hat begonnen,

in dem die Geige Du erkoren,

denn dafür wurdest Du geboren. 

 

Sie brachte Dir viel Freud und Glück.

Doch -- blicken wir einmal zurück,

so gab es dies nicht ungeteilt,

da Dich ein Schicksalsschlag ereilt.

 

Der drang tief ein in Dein Leben,

wie bei guten Menschen eben:

wenn reichlich sie vom Lichte hatten,

wird größer oft des Schicksals Schatten.

 

Doch würd die Frage Dir gestellt,

ob Du richtig hast gewählt,

so würd ertönen wunderbar

Dein festes 'JA' ganz hell und klar!

 

Liebe, gute Geigerin,

Du bist für viele ein Gewinn!

Drum, bei Gesundheit -wie bisher-

üb Deine Kunst, was willst Du mehr?!  

                                                           

                                                                       N.I.,  29.06.2023

Mehr zum Thema

Neu bei BR-KLASSIK

    AV-Player