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Benefiztournee für die Ukraine Sebastian Studnitzky über "Memento Odesa"

Die Konzerttournee "Memento Odesa" ist eine Hommage an die Stadt und ihre Bewohner inmitten des russischen Angriffskrieges. Jazzmusiker Sebastian Studnitzky und Musiker:innen aus Odessa wollen damit ein Kinderhilfsprojekt unterstützen.

Sebastian Studnitzky | Bildquelle: Studnitzky

Bildquelle: Studnitzky

BR-KLASSIK: Herr Studnitzky, wann ist Ihr Projekt "Memento Odesa" entstanden?

Die Musik gibt schon ein bisschen länger. Ich wollte sie eigentlich 2020 in Großbritannien aufnehmen. Dann kam aber Covid dazwischen und das Projekt lag auf Eis. Zu Beginn des Krieges war schon die Idee, eine Kooperation mit Musikerinnen und Musikern aus der Ukraine zu machen. Und irgendwann kamen diese beiden Ideen zusammen. Ich bin im Sommer nach Odessa gereist, sozusagen mit einem Tonstudio im Rucksack, und dann haben wir dort die Musik geprobt und mit dem Odesa Symphonic Orchestra in der Philharmonie von Odessa aufgenommen.

BR-KLASSIK: Wie war denn der Alltag in Odessa? Konnten Sie da einfach so Aufnahmen machen?

Sebastian Studnitzky: Es war eine absurde Situation. Odessa ist eine wahnsinnig schöne Stadt, die Sonne hat geschienen. Man hat ständig vergessen, dass eigentlich Krieg ist. Und abends gingen die Sirenen los. Wir haben die Aufnahmen im Juli gemacht, da gab es nicht so viele Angriffe. Allerdings haben wir vor knapp zwei Wochen das Eröffnungskonzert unserer Tour in Odessa gespielt. Da gab es sehr viele Drohnen- und Raketenangriffe. In einer Nacht sind sehr viele Menschen ums Leben gekommen. Das war dramatisch.

BR-KLASSIK: Jetzt haben Sie Teile des Orchesters aus Odessa nach Deutschland geholt, um hier Benefizkonzerte zu spielen. Wie funktionierte das organisatorisch?

Sebastian Studnitzky: Es ist wahnsinnig schwierig. Einerseits ist es ein Projekt, das jetzt auf die Bühne muss und nicht erst in zwei Jahren. Der normale Vorlauf im professionellen Musikbusiness wäre so, dass man jetzt etwas für 2026 plant. Das heißt, wir haben das privat organisiert. Und dann kommt natürlich dazu: Die meisten Männer aus der Ukraine dürfen nicht ausreisen. Es gibt ziemlich viel Bürokratie auf allen Seiten. Die Instrumente nach Deutschland zu schaffen war eine Ultra-Action, mit dem ganzen Zoll und so weiter. Im Endeffekt haben wir jetzt das Kammerorchester der Philharmonie hergebracht. Es sind 22 Mitglieder, fast alle weiblich. Wir sind sehr froh, dass jetzt alle hier sind und wir die Konzerte spielen. Die Konzerte sind ein pures Glück!

"Memento Odesa" in Bayern

"Memento Odesa"
Benefizveranstaltung zu Gunsten der Kinder, die ihre Eltern im Krieg verloren haben.
15. März 2024, 19:30 Uhr, Theater Regensburg
21. März 2024, 20:00 Uhr, Auferstehungskirche München
Odesa Symphonic Orchestra, Leitung: Volodymyr Dikiy
Klavier & Trompete: Sebastian Studnitzky

BR-KLASSIK: Was für Musik kann man denn von "Memento Odesa" erwarten?

Sebastian Studnitzky: Es ist stilistisch ein breites Spektrum: klassische Musik, viele Eigenkompositionen von mir, ein paar Kompositionen von Andrii Pokaz, Bearbeitungen von ukrainischen Songs, ein bisschen Jazz. Wir beginnen das ganze Konzert im Duo mit Andrii Pokaz – einem Pianisten aus Odessa, der jetzt in Kiew lebt. Dann kommt das Orchester auf die Bühne und wir spielen auf jeden Fall sehr emotionale Musik zusammen.

BR-KLASSIK: Wie ist die Stimmung im Vergleich zu anderen Konzerttourneen?

Sebastian Studnitzky: Das ist echt schwer, in Worte zu fassen. Wenn ich da zu tief gehe, kommen mir selber die Tränen, weil ich natürlich auch den Hintergrund der ganzen Musikerinnen kenne und auch einfach viele Freunde dort habe. Bevor wir auf die Bühne gehen, hören wir oft, dass es schon wieder Luftalarm in Odessa gibt. Die Leute rufen ihre Familien an und fragen, ob alles gut ist. Das hat eine ganz andere Tiefe, das spürt man in der Musik und das sieht man in den Gesichtern der Orchestermusiker. Es ist ein tolles Projekt. Ich bin unglaublich glücklich, dass wir das machen, weil ich das Gefühl habe, dass es sehr vielen Leuten sehr viel gibt.

BR-KLASSIK: Welche Benefizaktionen unterstützen Sie denn mit dieser Konzertreihe?

Sebastian Studnitzky: Vor allem die Stiftung "Children of Heroes", die sich um Waisenkinder kümmert, die ihre Eltern im Krieg verloren haben. Und es werden natürlich täglich mehr.

Sendung: "Allegro" am 15. März 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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