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Kritik – Jonas Kaufmann in der Arena von Verona Sommernacht mit sieben Zugaben

Sechs Neuinszenierungen in einem Festspielsommer: Das gab's noch nie in der Arena von Verona. Nachdem 2020 coronabedingt alle Opernvorstellungen abgesagt wurden, will Verona seinem Publikum in diesem Jahr zeigen: Wir sind wieder da, wir spielen – wenn auch für weniger Publikum. Dafür aber mit großen Stars: Anna Netrebko war eine umjubelte Turandot, Sonya Yoncheva und Vittorio Grigolo konnten für die "Traviata" gewonnen werden – und Jonas Kaufmann gab am 17. August als Arena-Debüt einen Gala-Abend. BR-KLASSIK-Autor Michael Atzinger war dabei.

Bildquelle: Gregor Hohenberg / Sony Classical

Gespräch mit Michael Atzinger anhören

Wenn die Lichter ausgehen, erstrahlt das imposante Amphitheater im Schein Tausender kleiner Kerzen, die am Eingang verteilt werden. Bei den ersten Tönen des Orchesters denkt man sich: Das ist aber leise! Doch nach wenigen Minuten – das ist das Faszinierende an diesem akustisch so dankbaren Ort – hat man sich eingehört.

Orchester der Arena von Verona fremdelt mit Wagner

Jonas Kaufmann hat den Mut, dem Arena-Publikum im ersten Teil seiner Gala Musik von Richard Wagner "zuzumuten". Musikalisch ist das nicht ideal gelöst – mit dem Vorspiel zum dritten "Lohengrin"-Akt und dem ersten Aufzug der "Walküre", eingedampft auf eine halbe Stunde. Ohne Hunding, mit einer Sieglinde (Martina Serafin), der die große dramatische Kontur fehlt, und einem spannungsarm gestaltenden Orchester unter Jochen Rieder, das mit Wagner hörbar fremdelt.

Jonas Kaufmann punktet mit italienischem und französischem

Jonas Kaufmann | Bildquelle: © Gregor Hohenberg - Sony Classical Jonas Kaufmann | Bildquelle: © Gregor Hohenberg - Sony Classical Ganz anders der zweite – und auch mehr als doppelt so lange – Teil des Gala-Abends mit italienischem und französischem Repertoire: Da zeigt das Orchester, dass es behutsam begleiten, dramatisch aufrauschen und melancholische Stimmungen zaubern kann. Und Jonas Kaufmann will gar nicht mehr aufhören. Dieser laue Sommerabend in Münchens italienischer Schwesterstadt endet nach sieben Zugaben weit nach Mitternacht. Der Münchner Startenor prunkt mit Andrea Chénier, Cavaradossi und Kalaf – und wagt viel Leises, was wunderbar funktioniert.

Das Publikum summt mit

Zum Ausklang gibt es eine sanfte italienische Canzone und das Duett "Lippen schweigen" aus Franz Lehárs "Lustiger Witwe". Und von einer Sekunde auf die andere verwandeln sich die 6.000 bis 7.000 Zuhörer in der Arena von Verona – als hätten sie sich vorher heimlich dazu verabredet – in einen riesigen, zart intonierenden Summchor. Ganz zauberhaft.

Sendung: "Allegro" am 18. August 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (4)

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Dienstag, 24.August, 20:04 Uhr

Hartmann

Jonas Kaufmann Gala Verona

Wagner in Verona ? Eher unverständlich, zumal JK hier stimmlich unterging. Zweiter Teil besser, aber bei der bekanntlich schlechten Akustik der Löwen Arena wären technische Hilfsmittel wie in Bregenz angebracht. Und auch sieben Zugaben vermögen das Gesamterlebnis nicht wirklich verbessern. Schade, JK hätte besseres verdient.

Dienstag, 24.August, 19:17 Uhr

Klaus Hartmann

Jonas Kaufmann

Gala Jonas Kaufmann in Verona
Kritik stimmt in vielen Punkten, insbesondere, dass man in Italien dem Publikum Wagner zumutet. Außerdem ist jedem bekannt, dass die Arena nicht mit seiner Akustik punktet. Warum dann nicht mit technischen Hilfsmitteln arbeiten wie in Bregenz. Unverständlich !
So ging ein wunderbarer Jonas Kaufmann in der Löwen Arena von Verona unter. Und sieben Zugaben schmeicheln, verzerren aber das Gesamtbild. Schade.

Sonntag, 22.August, 15:43 Uhr

Gufo

Arena

Wer den mystischen Klang des Bayreuther Orchestergrabens kennt,muß leider feststellen, dass sich die Arena nicht besonders für Wagneropern eignet.Kaufmann versuchte zwar, dieses Manko nach besten Kräften wettzumachen, aber auch ihm und vor allem Frau Serafin gelang dies nicht. Dafür entschädigte der zweite Teil der Gala die Zuhörer voll und ganz.Hier ließen die Protagonisten die Arena in vollem musikalischen Glanz erstrahlen und machten die laue Sommernacht zu einer notte italiana vera.

Donnerstag, 19.August, 19:08 Uhr

Siegfried Metzger

Das erinnert mich an was....

......und zwar an den Abschieds-Liederabend von Carlo Bergonzi im Münchner Herkulessaal Anfang der 90er Jahre.
Carlo Bergonzi ist im Zugabenteil des Liederabends damals nochmals sichtlich zu Höchstformen aufgeblüht, einen musikalischen Knaller nach dem anderen hat er dem ihm zu Füßen liegenden und rasendem Publikum geschenkt. Ich habe die Zugaben nicht mehr gezählt, es dürften meiner Erinnerung nach gute zehn gewesen sein. Der Abend begann um 20 Uhr und endete inklusive einer Pause von ca.25 Minuten gegen Mitternacht. Ich bin noch nie so spät und so beglückt nach einem Konzert aus dem Herkulessaal gegangen wie damals.
So ähnlich kann ich mir auch den Galaabend von Jonas Kaufmann in der Arena vorstellen. Schade für mich, nicht dabei gewesen zu sein. Herr Atzinger, ich beneide Sie darum.

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