"Wien, Budapest, Prag, Bad Kissingen". Mit diesem Motto verknüpft der Kissinger Sommer die drei großen Kulturmetropolen der alten k. u. k. Monarchie. Aus Prag kommt die Tschechische Philharmonie – im Gepäck drei große Nationalklassiker. BR-KLASSIK überträgt das Konzert heute Abend live im Videostream und Radio.
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Bad Kissingen stellte für sie ein Denkmal auf, denn sie war gewiss eine der schillerndsten Persönlichkeiten unter den Gästen des Kurbades: Sissi – die Kaiserin Elisabeth von Österreich. Sie erholte sich mehrmals in Bad Kissingen, meist inkognito, traf hier inoffiziell viele andere gekrönte Häupter und Angehörige des europäischen Hochadels. Das Denkmal, gelegen mitten im Wald auf dem Altenberg, brachte den neuen Intendanten des Kissinger Sommers, Alexander Steinbeis, auf die Idee, das diesjährige Festival der Musik des kulturell diversen Vielvölkerstaats Österreich-Ungarn zu widmen, für die stellvertretend seine drei größten Metropolen stehen: Wien, Prag und Budapest.
Am 8. Juli geht die Reise nach Prag – oder umgekehrt: Die Tschechische Philharmonie unter Petr Popelka kommt nach Bad Kissingen und bringt Musik der drei Nationalkomponisten Bedřich Smetana, Antonin Dvořák und Bohuslav Martinů mit, live übertragen von BR-KLASSIK im Hörfunk und im Videostream. Außerdem dabei: die deutsche Stargeigerin Isabelle Faust. Sie ist die Solistin im 2. Violinkonzert von Bohuslav Martinů. Das Werk entstand mitten im Zweiten Weltkrieg, im US-amerikanischen Exil des Komponisten.
Der Regentenbau in Bad Kissingen | Bildquelle: picture-alliance/dpa Es ist ein neoromantisches Konzert, durchzogen von Klängen des Heimwehs nach Böhmen und Mähren. Isabelle Faust liebt das virtuose, geigerisch effektvolle Stück, das - wie die ganze Musik Martinůs - hierzulande nach wie vor nur ein Schattendasein fristet. Von Smetanas Tondichtung "Aus Böhmens Hain und Flur", die den Abend in Bad Kissingen eröffnet, hat Martinů viel für seine Orchestrierung gelernt. Den krönenden Abschluss des Festival-Konzertabends bildet die 7. Sinfonie von Antonin Dvořák, die er zwar in London uraufführte, aber die ebenso wie die "Slawischen Tänze“ von den Rhythmen und Melodien der tschechischen Volksmusik durchzogen ist.
Geigerin isabelle Faust | Bildquelle: Felix Broede Isabelle Faust ist als Geigerin eine Ausnahmeerscheinung: Der üblichen Trennung in historisch informierte Aufführungspraxis und traditioneller Interpretation des Standard-Repertoires entzieht sie sich weitgehend, denn sie begegnet jedem Werk äußerst respektvoll und mit Verständnis für seinen musikgeschichtlichen Kontext und das historisch angemessene Instrumentarium. Aber sie beschränkt sich eben nicht auf wenige Epochen, in denen ein bestimmtes Instrumentarium üblich war, sondern fächert ihr Repertoire sehr weit auf – vom 18. Jahrhundert bis heute. Größtmögliche Werktreue alleine bringt aber noch keine Kunst im emphatischen Sinne hervor, weshalb Isabelle Faust stets danach strebt, einer Komposition von der Gegenwart her nahe zu kommen.
1896 dirigierte kein Geringerer als Antonin Dvořák das erste Konzert der neu gegründeten Tschechischen Philharmonie. Nach dem Ersten Weltkrieg erreichte die Tschechoslowakei die lange ersehnte Unabhängigkeit von der k. u. k. Monarchie und die Tschechische Philharmonie stieg zu einem der führenden Orchestern der jungen Republik auf. Von 1968 prägte ein Dirigent den Orchesterklang über 20 Jahre lang: Václav Neumann. Derzeitiger Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie ist Semyon Bychkov, als Ständiger Gastdirigent fungiert Jakub Hrůša, der Chefdirigent der Bamberger Symphoniker. Schon lange zuvor waren die Beziehungen zum benachbarten Franken eng und das Orchester war stets fester Bestandteil im Programm des Kissinger Sommers.
7. August um 10.15 Uhr im BR Fernsehen
9. August (Nacht auf 10. August) um 00.05 Uhr im BR Fernsehen