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Sphärische lange Klänge verbindet man mit neuer estnischer Musik. Doch der Komponist Jüri Reinvere kann auch anders. Zupackend, aufwühlend. Oder: Streichquartette in Bezug auf Beethoven. Die werden nun in Passau uraufgeführt. Ein Porträt.

Unruhig wirbeln die Trommeln durcheinander in Jüri Reinveres Komposition "Vom Sterben der Sterne" aus dem Jahr 2021. Die humanistische Poesie vom Tröstlichen der Ewigkeit scheint durch die Kenntnisse der Astronomie widerlegt zu sein. Ein aufwühlendes Werk des estnischen Komponisten Jüri Reinvere. Aber er kann auch sphärisch klingen, wie man es von den bekannteren estnischen Komponisten Arvo Pärt oder Erkki Sven Tüür kennt. Oder Opern schreiben, wie "Minona", die zuletzt am Theater Regensburg gespielt wurde.

Jüri Reinvere: Musik statt Schwimmen

Jüri Reinvere, 1971 in Tallinn geboren, wächst in einer sowjetischen Plattenbausiedlung auf. Seine Mutter ist Profischwimmerin und will, dass auch er Sportler wird. Aber nach einem Probeunterricht in der Musikschule nimmt sein Leben einen anderen Verlauf. "Ich habe mich so für Musik begeistert, dass ich sagte, kein Schwimmen, keine englische Sprache, nichts. Ich will Musik studieren", berichtet er.

Das Minguet Quartett spielt Reinvere

Und das tut Reinvere nach der Schulzeit. Erst an der Chopin-Musikakademie in Warschau, dann an der Sibelius-Musikakademie in Helsinki. Geld verdient er sich als Organist und als Radio-Essayist. Außerdem schreibt er Drehbücher und arbeitet fürs Fernsehen. Und komponiert und komponiert. Jetzt spielt das renommierte Minguet Quartett bei den Europäischen Wochen Passau Reinveres Zyklus "Four Quartets", benannt nach der gleichnamigen Gedichtsammlung von Thomas Eliott aus dem Jahr 1943, mit der sich der Lyriker auf Beethovens späte Quartette bezog. "Was mich interessiert, ist: Beethoven-Aufbau. Und manchmal die Form, die innere Struktur des Werks", sagt Reinvere.

Bezug zu Beethoven

Für Annette Reisinger, zweite Geigerin im Minguet Quartett, passt die Gegenüberstellung von Reinvere und Beethoven ins Konzept des Ensembles. Das Quartett hat sich einen Namen gemacht mit der Interpretation neuer Musik, die sich auf Klassiker bezieht. Schließlich geht es bei der Klassik, so Reisinger, um neue musikalische Blickwinkel. "Es ist für uns immer interessant, mit Komponisten zu arbeiten, die sich auch mit der Herkunft unserer Musik beschäftigen", sagt sie.

Sendung: "Allegro" am 3. Juli 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK