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Kritik - Strauss' "Capriccio" bei den Salzburger Festspielen Salzburger Goldstandard

Zwar wird diese Oper in Salzburg nur konzertant gegeben. Trotzdem ist Strauss' "Capriccio" bei den Festspielen ein voller Erfolg. Ein fantastisches Ensemble und ein souveräner Christian Thielemann machen es möglich.

Thielemann | Bildquelle: SF /Marco Borelli

Bildquelle: SF /Marco Borelli

Das Streich-Sextett zu Beginn von "Capriccio" in der Salzburger Festspielpremiere kann niemanden unberührt lassen, auch wenn der Theaterdirektor im Stück dabei einschläft. "Capriccio" steckt voller Gegensätze, Augenzwinkern, voller Opern-Zitate und Rückblicke in die eigene Werkgeschichte.

Elsa Dreisig gibt fantastisches Rollendebüt

Da sind die Menschen, die bis heute das Theater- und Opernleben bestimmen: Der Theaterdirektor und Regisseur, die große Diva, der Komponisten und Dichter. Und da ist die kunstsinnige Gräfin Madeleine, Stellvertreterin für das Publikum, umschwärmt von den Künstlern. Elsa Dreisig gibt hier in Salzburg ihr Rollendebüt mit hinreißender Natürlichkeit, strahlend aufblühendem Sopran und immer jugendlich-silbrigem Timbre. Stets schwebt ihre Stimme über dem durchaus prominent agierenden Orchesterklang, den die hoch oben im Graben positionierten Wiener Philharmoniker unter Christian Thielemann sensationell durchleuchtend präsentieren.

Konstantin Krimmel als Dichter Olivier und Sebastian Kohlhepp als Komponist Flamand dürfen um die Gunst der jungen Gräfin buhlen, und beide tun dies auf hohem Festspielniveau, sodass es auch dem Publikum die Wahl des Favoriten schwerfällt. Bo Skovhus als unbeschwerter großer Bruder der Gräfin darf stattdessen klar seine Vorliebe für die Schauspielerin Clairon zum Ausdruck bringen, die Eve-Maud Hubeaux mit faszinierender Mischung aus echtem Deklamationston der Tragödin und strahlkräftigem Mezzo darstellt.

"Capriccio" auf BR-KLASSIK

Hören Sie die Premiere von "Capriccio" in der BR-KLASSIK-Festspielzeit. Samstag, den 27.7., ab 29:03 Uhr auf BR-KLASSIK.

Gute Regie, trotz konzertanter Aufführung

Jawohl: darstellt. Denn trotz der konzertanten Aufführung vermisst man in den zweieinhalb pausenlosen Stunden keine Regie. Die beiden geöffneten Seitentüren der breiten Bühne im großen Salzburger Festspielhaus ermöglichen passende Auf- und Abgänge, ein paar Pflanzen im Hintergrund wirken wie eine etwas derangierte Orangerie, aber vor allem die voll in ihren Rollen aufgehenden Solistinnen und Solisten machen das Bühnen-Geschehen absolut lebendig.

Der finnische Bass Mika Kares als Theaterdirektor La Roche überzeugt in seinem herrlich selbstverliebten Monolog, und seine Landsfrau Tuuli Takala als Italienische Sängerin - kurzfristig eingesprungen für Regula Mühlemann - kann den überbordenden Kantilenen, die Strauss aus sämtlichen Bel-Canto-Opern zusammengetragen hat, mühelos folgen.

Thielemann absolut souverän

Durch Christian Thielemanns Werk-kundiges und perfekt koordiniertes Dirigat, kommen die zahlreichen Zitate, besonders der Gluck-Opern, aber auch anderer großer Meister der Gattung bestens zu Gehör, und auch der üppige, bisweilen quälend intensive Text in den heftigen Diskussions-Szenen über die beste aller Kunstformen ist auch ohne das Mitlesen der Übertitel erstaunlich gut zu verfolgen. Mit dieser konzertanten Capriccio -Aufführung ist den Salzburger Festspielen ein überraschend klares Plädoyer für die Oper als dramatische Königin in der Musikwelt gelungen- ganz ohne Aufregung über die Szene. So geht´s auch!

Sendung: "Piazza" ab 9:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

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Samstag, 27.Juli, 13:20 Uhr

Klaus Thiel

Rezension "Capriccio" Salzburg

Auf manchen Gebieten ist der Thielemann eben nach wie vor unschlagbar !
Glückwunsch !
Auf keinen Fall heute abend im BR-Klassik versäumen !

Samstag, 27.Juli, 13:16 Uhr

Hans-Günther Lanfer

Capriccio in Salzburg

Die Überfrachtung von Operninszenierunge n mit oftmals allzu hergeholten
Regieeinfällen lässt konzertante Aufführungen immer mehr zu einer Alternative werden! Wenn es dann eine solche Besetzung mit einem genialen Dirigenten gibt, vermisst man keine Inszenierung mehr. Im Ggegenteil: das Werk kann sich ungehindert zu seiner vollen Blüte entfalten!
Hans-Günther Lanfer, Trier, z.zt. Tirol

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