Sie ist nicht nur ein musikalisches, sondern auch ein gesellschaftliches Ereignis in Berlin: die Saisoneröffnung der Berliner Philharmoniker. Dieses Mal mit nur einem Werk. Bruckners 5. Sinfonie. Maria Ossowski berichtet.
Bildquelle: EuroArts/Stephan Rabold
Der Saal der Philharmonie ist in warme Gelb- und Rottöne getaucht, jeder der 2.200 Plätze ist besetzt. Im Block A haben neben Angela Merkel und ihrem Mann die Nobelpreisträgerin Herta Müller, die Schauspieler Ulrich Matthes, Daniel Brühl und Christoph Waltz Platz genommen, auch Daniel Barenboim sitzt im Publikum, Max Raabe und viel weitere Prominenz.
Den kompletten Mitschnitt der Saiosoneröffnung mit den Berliner Philharmonikern und Kirill Petrenko können Sie in der BR Radio App anhören (verfügbar bis 30. August 2024).
Wenige Tage vor Bruckners 200. Geburtstag dirigiert Kirill Petrenko zum ersten Mal ein Werk des österreichischen Komponisten mit diesem, seinem Orchester, die Fünfte Sinfonie mit ihrem ungewöhnlich leisen Adagio- Beginn, meditativ und wie ein Hauch, eine Ahnung dessen, was an Stimmungswechseln, an Gegensätzen, schroff und zart, tänzerisch und romantisch, volkstümlich und in strenger Kontrapunkttechnik 80 Minuten erklingt. Auf den leise gewebten Beginn folgt der erste der vielen Klangtürme.
Die Fünfte ist ein monumentales Werk, kein leichter Genuss für einen Saisonbeginn an einem warmen Sommerabend. Sie verlangt dem Publikum viel ab, an Ruhe und Konzentration.
Dies gelingt, denn mit einem einzigartigen Sinn für die Architektur dieser 1875 entstandenen Sinfonie fächert Kirill Petrenko das Werk gleichsam analytisch und doch in großen Bögen auf. Streng und präzise einerseits, die Generalpausen setzt er wie Schnitte, lässt er andererseits die Harmonien ineinanderfließen. Hinreißend ist der Moment, wenn der Dirigent kurzfristig nicht mehr dirigiert, sondern die Hände sinken lässt und auf dem Podium mittanzt.
Anton Bruckner hat diese Sinfonie nie mit einem Orchester gehört. Welch ein Klangrausch präsentieren ihm die Berliner nun zu seinem 200. Geburtstag. Es ist ein Geschenk, das zu Recht im Jubel endet.
Sendung: "Piazza" am 24. August ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (7)
Montag, 26.August, 15:33 Uhr
Münchner Kindl
Ja mei ...
Mei guat ham's g'schpuit, schnell und laut.
Montag, 26.August, 09:39 Uhr
PUBBLICO IN RITARDO
Dabei sein ist alles!
Bin weder Promi, weder reich, doch hören will ich's gern -
die Berliner Saison-Eröffnung vom 23.August 2024 mit Petrenkos "Bruckner Fünf" zum Nachhören auf BR-KLASSIK:
https://www.br.de/radio/live/br-klassik/programm/2024-08-23/3561888
Auf dass man sich selbst ein "Bild machen" könne -
GRAZIE BR-KLASSIK !!!
Sonntag, 25.August, 23:53 Uhr
Grab
Petrenko
Soeben in Salzburg gesehen, einfach nur großartig.
Sonntag, 25.August, 18:29 Uhr
Trappe
Konzertkritik???
Es stimmt einen schon traurig, wenn die hier schreibende Kommentar-Zunft mit mehr Ahnung und konkreten Details (Kompliment an Herrn Meyer) aufwartet als die Kritikerin selbst. Ich kann mich nahtlos Herrn Meyer anschließen. Und ich meine, dass Herr Petrenko zu Beginn stets so angespannt und aufgeregt ist, dass dieses Muffensausen sich leider auf das Orchester überträgt. Entsprechend sind wohl die mir übereilt scheinenden Tempi zu erklären.
Für ein Eröffnungskonzert eine der schlechtesten Darbietungen der Berliner Philharmoniker. Im 20. Jahrhundert ist Petrenko ohne Vergleiche fantastisch. Ich habe jedoch die Befürchtung, dass der nun häufig gespielte Bruckner unter Petrenko (wie auch sein Brahms) nichts für ihn sein wird, aber ich ehrlich hoffe sehr, mich darin zu täuschen.
Samstag, 24.August, 15:36 Uhr
Kuttruff
Peter Hoffmann
Phantom der Oper!
Samstag, 24.August, 12:54 Uhr
Thomas Meyer
Bruckners Fünfte mit Petrenko/BPhil
Die Wahrnehmung der Kritikerin war erwartbar. Alle waren hochgespannt, wie der Bruckner-Neuling Petrenko mit dem kompliziertesten Werk des Jubilars umgehen würde. Die hochsommerliche Atmosphäre, die ganze Prominenz, alle hatten gute Laune, es war einfach schön, dabei sein zu dürfen.
Was allerdings vom ersten Takt an zu hören war: ein offensichtlich indisponiertes Orchester, das mehr als bloß einmal nicht "zusammen" war, das merkliche Stufungprobleme (ppp-fff) hatte, die ein wild dreinschlagender Petrenko häufig agressiv zu korrigieren trachtete. Die Generalpausen waren willkürlich gedehnt, in der Coda und im vierten Satz gab es massive Abstimmungsprobleme zwischen Streichern und Blech en masse, wie ein Blick in die Partitur belegte. Mir ist in gut vierzig Jahren mit Bruckner-Konzerten ein solches Desaster nicht erinnerlich. Die BPhil u. Petrenko leuchten gelegentlich gemeinsam, aber von einem miteinander-musizieren konnte gestern Abend keine Rede sein. Dabei bin ich Petrenko-Fan ...
Samstag, 24.August, 10:44 Uhr
Dennis Fischer
Bruckner 5
Naja, nicht alle Plätze waren besetzt. Es gab leider auch Personen, die während der Aufführung am Handy gespielt haben. Außerdem gab es Buh-Rufe. Leider wird hier nichts über die Aufführungsdauer berichtet, die sehr (zu) schnell war. Ich empfehle die Kritik von Andreas Göbel (Radio 3).