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Buchtipp zu Bruckners 200. Geburtstag Der Anarch in der Musik

In diesem Jahr feiert die Klassikwelt den 200. Geburtstag von Anton Bruckner. Eine neue Biografie zeigt nun, wie anarchisch das Leben des österreichischen Komponisten war und was sich davon in seiner Musik spiegelt.

Buch-Cover: Bruckner, der Anarch in der Musik | Bildquelle: Hanser Literaturverlage

Bildquelle: Hanser Literaturverlage

Gerne nehme er die Widmung seiner d-Moll-Symphonie an – antwortete Richard Wagner Anton Bruckner. Viel geschehe in ihr, vom harmonischen Standpunkt aus gesehen, riskant, aber tiefschürfend. Das Lob Wagners für die ihm gewidmete dritte Symphonie trug Bruckner auf Flügeln von Bayreuth zurück nach Wien. Doch die Landung in seiner Heimatstadt war hart. Die Auszeichnung durch den bedeutendsten Opernkomponisten deutscher Sprache brachte ihm dort keine Anerkennung ein, sondern eher das Gegenteil. Das Hofopernorchester weigerte sich, seine Symphonie aufzuführen.

Widersprüche in Bruckners Leben hervorheben

"In meinem ganzen Leben hätte man mich nicht nach Wien gebracht, wenn ich das geahnt hätte", klagt Bruckner in einem Brief an einen Freund. Es sind Widersprüche wie diese im Leben des Komponisten, die Rüdiger Görner in seiner neuen Bruckner-Biografie besonders akzentuiert. Wie konnte ein ehemaliger Hilfslehrer und Organist aus der oberösterreichischen Provinz zum bedeutendsten Symphoniker der zweiten Jahrhunderthälfte werden? Wie bringt man das bescheidene, manche sagten auch einfältige Wesen Bruckners zusammen mit einer Musik, die zum Grandiosesten gehört, was je komponiert wurde?

Modernität des Komponisten irritierte Zeitgenossen

Das Unverständnis, das Bruckner so oft entgegenschlug, hatte nicht nur mit dessen Wagner-Nähe zu tun, sondern mehr noch mit seiner Modernität, den neuartigen kompositorischen Verfahren und epischen Weiten in seiner Musik. Das irritierte seine Zeitgenossen. Wie kam der brave Kirchenmusiker zu solch experimentellen symphonischen Verfahren? Darauf hat auch Görner keine Antwort. Genie lässt sich eben nicht erklären. Aber es gelingt ihm, die Modernität von Bruckners Musik in vielen Beispielen deutlich zu machen:

Bruckner wollte einfach die musikalischen Konstellationen wirken lassen, den Klängen erlauben, aus sich herauszuholen, was in ihnen sich verbarg, zeigen, was ein Intervall zu offenbaren vermochte, wie eine Phrase zur anderen wurde, wie eine die andere befruchtete...Was in seinen symphonischen Sätzen geschah, das war der sakral-physische Vorgang der Klangerzeugung...

Ausgeschmückte Überlieferungen

Zeugnisse von und über Anton Bruckner sind spärlich, weshalb sich Görner damit behilft, die Überlieferungen ein wenig auszuschmücken und auch zu spekulieren. Er tut dies aber in Frageform, was ein geschickter Trick ist, um nicht unseriös zu wirken. So gelingt Görner ein vielstimmiges und auch stimmiges Panorama von Bruckners Leben und Werk. Ein gut lesbarer und lohnender Beitrag zum Bruckner-Jahr.

Sendung: "Allegro" am 19. August 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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