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Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker Zärtlich, dämonisch, festlich, elegant

Es ist ein Ritual, eine Institution, immer ausverkauft und ein Muss für den letzten Abend des Jahres: das Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker. Chefdirigent Kirill Petrenko hat sich diesmal für Brahms, Wagner und Strauss entschieden.

Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker 2024 | Bildquelle: Stephan Rabold

Bildquelle: Stephan Rabold

Das Silvesterkonzert wie ein Jahr in seinem Widerspruch: zunächst dramatisch und wild, nachdenklich und gedämpft, fragend und tragisch, streng und spielerisch. Der russische Pianist Daniil Trifonov präsentiert das zweite Klavierkonzert von Brahms mit den Berlinern und Kirill Petrenko in all seiner Tiefe und Klangbreite. Der in den USA auf dem Lande lebende Trifonov gilt als unbegreiflicher Künstler, Alfred Brendel gehört zu seinen Bewunderern. Trifonovs Anschlag nannte Martha Argerich einmal "zärtlich und dämonisch gleichzeitig".

Das Konzert anhören

BR-KLASSIK hat das Silvesterkonzert mit den Berliner Philharmonikern live im Radio übertragen. In der BR Radio App können Sie den kompletten Mitschnitt anhören.

Daniil Trifonov mit Brahms

Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker 2024 | Bildquelle: Stephan Rabold Pianist Daniil Trifonov und die Berliner Philharmoniker beim Silvesterkonzert 2024 | Bildquelle: Stephan Rabold Kirill Petrenko dirigiert dieses romantische Werk, Brahms hat es 1881 mit Ende 40 selbst uraufgeführt, bei aller Leidenschaft und Präzision einen Hauch zu strukturiert, wobei dies Kritteln auf höchstem Niveau ist: sowohl der leise-mahnende Hornruf von Stefan Dohr zu Beginn als auch die die Cellosoli von Ludwig Quandt im 3. Satz können inniglicher kaum klingen. 

Die Berliner Philharmonie ist in sanftes rotes Licht getaucht, Angela Merkel und viele Prominente sitzen im Block A und erleben, wie entfesselt das Orchester nach der passend festlichen Meistersinger- Ouvertüre Richard Strauss‘ zweite Walzerfolge aus dem 3. Akt des Rosenkavalier präsentiert. Kirill Petrenko hat mit seiner Salomé das Münchner Publikum fasziniert, hier liegt ihm das Berliner Publikum zu Füßen. Richard Strauss dirigiert er mit einer solchen Lust und Eleganz, mit so tänzerischer Leichtigkeit und dennoch mit melancholischer Tiefe, dass oben auf den Stehplätzen die Leute mittanzen. 

Konzertmeisterin der Berliner wird verabschiedet

Strauss gehört wie Tschaikowsky zu jenen Komponisten, die das Orchester unter der Leitung von Kirill Petrenko unerreicht differenziert, schwungvoll und gleichzeitig lyrisch strahlen lässt. Am Ersten Pult sitzt zum letzten Mal zu Silvester die Konzertmeisterin Vineta Sareika-Völkner. Nach knapp zwei Jahren auf diesem Posten verlässt sie die Berliner Philharmoniker für neue Aufgaben, der Applaus für sie fühlt sich besonders herzlich an. Das Konzert mündet schließlich in der Ekstase von Salomés Tanz. Blicke, Blut, Windhauch und Vogelschwingen, Inzest, Pädophilie, Nekrophilie, alles, was Oscar Wildes Vorlage und Richard Strauss‘ Werk zum Skandalon machte, wird hier Klang und Rausch. Mit den Walzertakten von Johann Strauss Sohn, "Stürmisch in Lieb und Tanz", entlassen das Orchester und der Chefdirigent ein begeistertes Berliner Publikum in die stürmische Silvesternacht.

Sendung: "Allegro" am 2. Januar 2025 um 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (6)

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Freitag, 03.Januar, 18:03 Uhr

Dieter Haller

Silvesterkonzert Berliner Philharmoniker

Ich verstehe nicht, weshalb sich die Musiker mehr anstrengen sollen. Damit es angestrengt klingt?

Donnerstag, 02.Januar, 20:08 Uhr

Telemann

Silverkonzert der Berliner Philharmoniker 2025

Der Einschätzung von Herrn Dr. Böhmer möchte ich mich in fast jeder Hinsicht anschließen. Bei der Programmgestaltung hätte ich mir mehr Phantasie gewünscht, jedenfalls kein Brahms-Konzert und auch sonst keinen Griff in die bewährte Repertoire-"Kiste". Das Dirigat von Petrenko konnte auch mich nicht überzeugen, einzig die Strauß-Zugabe ließ erahnen... .
Damit bin ich bei meinem "fast" , denn die Wiener sind bei ihren Neujahrskonzerten unter Thielemann letztes Jahr und jetzt unter Muti auch weit unter ihren Möglichkeiten geblieben. Dabei denke ich weder an Karajan noch an Kleiber. Ist etwas mehr Anstrengung in der Liga zu viel verlangt? Ich finde nicht.

Donnerstag, 02.Januar, 18:53 Uhr

Barboncino

Petrenko

Jedes Stück für sich mag den Klassikliebhaber begeistern, doch in der Gesamtheit war das Konzert eine schwer verdauliche Kost und der Fröhlichkeit eines Sylvestersabends nicht angemessen.Es fehlte die beschwingte italienische Leichtigkeit, die das Konzert 2023 auszeichnete.

Donnerstag, 02.Januar, 10:16 Uhr

Dr. Hermann Böhmer

Silvester Konzert der Berliner Philharmoniker 2025

Sehr geehrte Frau Ossowski,
ihre Einschätzung des Konzerts möchte ich nicht teilen. Ich werte das Brahms Klavierkonzert als Silvester Konzert als „Themaverfehlung“. Die Philharmoniker wirkten auf mich „zerfahren“, teils, angeregt durch Petrenko, übermotiviert. Wagner und Strauss ohne Empathie, die Tempi wohl zu schnell vorgegeben durch das unruhige Dirigat. Die Wiener, ja selbst das Teatro de Venice können es wirklich besser!
Mit freundlichen Grüßen
Dr.Hermann Böhmer

Mittwoch, 01.Januar, 18:37 Uhr

Jochen Grund

Silvesterkonzert

Guten Abend, so sehr ich manchmal den Kritiken,kritisch gegenüber stehe,hier treffen Sie den richtigen Ton und Worte!
Danke!

Mittwoch, 01.Januar, 18:36 Uhr

Pöthig

Silverkonzert

Einfach nur mitreißend. Großartig

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