Am Donnerstag startet in den Kinos der Film "Sterben", in dem Lars Eidinger einen Dirigenten spielt. Obwohl er schon ein Musikalbum veröffentlicht hat und regelmäßig als DJ auflegt, tat er sich mit dem Dirigieren schwer – trotz professioneller Begleitung.
Bildquelle: Senator Film / Wild Bunch Germany / Peter Hartwig
Sterben ist im neuen Kinofilm des Regisseurs Matthias Glasner Programm. Lars Eidinger spielt darin den Dirigenten Tom Lunies. Dessen Vater ist dement und siecht in einem Heim vor sich hin, seine schwer kranke Mutter (gespielt von Corinna Harfouch) zählt ebenso ihre letzten Tage und sein bester Freund Bernard (Robert Gwisdek) ist depressiv und komponiert ein Stück namens "Sterben", das Tom schließlich dirigiert. Der Tod und das Sterben hätten Lars Eidinger lange Angst gemacht, wie er im Interview mit BR-KLASSIK erzählt. Mit dem "Phänomen der Endlichkeit" habe er sich schwer getan: "Ich konnte mir nicht vorstellen, dass mein Leben endlich ist."
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass mein Leben endlich ist.
Legt regelmäßig als DJ auch: Schauspieler Lars Eidinger | Bildquelle: Senator Film / Wild Bunch Germany Lars Eidinger ist selbst Musiker, DJ und mit einer Opernsängerin verheiratet. Mit Anfang 20 veröffentlichte er ein Musikalbum und seit seinem 12. Lebensjahr legt er als DJ auf. Bis heute schlägt er sich regelmäßig die Nächte um die Ohren und lässt sein Publikum tanzen. Auch in "Sterben" nutzt der Schauspieler die Musik, um an bestimmte Emotionen ranzukommen, die er für seine Rolle als Dirigent abrufen musste.
Szene aus dem neuen Film "Sterben" von Regisseur Matthias Glasner | Bildquelle: Senator Film / Wild Bunch Germany In vielen Filmszenen ist Lars Eidinger dirigierend zu sehen. Obwohl der Dirigent Johannes Zurl ihm vieles beibrachte, war das Dirigieren für Eidinger nichts, worauf er sich gefreut habe: "Ich bin da ehrlich gesagt sehr unsicher." Er habe versucht, alles richtig gut zu machen – "das war vielleicht nicht gut". Auf Filme wie "Maestro" oder "Tár" hat er in der Vorbereitung auf seine Rolle verzichtet. Stattdessen habe er neben der Arbeit mit Johannes Zurl andere Dirigenten beobachtet – wie Teodor Currentzis, den er zu seinen Favoriten zählt. Er habe das Dirigieren zwar so gelernt, dass das Orchester ihm folgen könne, aber trotz positiver Rückmeldungen sehe es dennoch sehr akademisch aus, findet Eidinger.
Du musst es lernen und am Ende muss es tanzen. Und das ist mir nicht gelungen. Ich kann es dirigieren, aber getanzt habe ich es nicht.
Der Dirigent Johannes Zurl ist 1. Kapellmeister am Staatstheater Cottbus und stand bei den Filmaufnahmen oft hinter Eidinger, um das Orchester zu dirigieren. In manchen Szenen musste Eidiger aber alleine ran. "Es gab Totalen, wo das nicht ging, dass er im Bild ist. Und dann haben die (das Orchester, Anm. d. Red.) gespielt. Das Verblüffende war: Es fühlte sich ziemlich leicht an, bis zu dem Moment, wo ich das Orchester verloren habe. Und dann merkt man erst das Gewicht und die Kraft, die das hat. Das ist wahnsinnig beeindruckend."
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STERBEN | Offizieller deutscher Trailer | Ab 25. April im Kino!
Das Auflegen als DJ ähnelt dem Dirigieren, findet Lars Eidinger: Ein Dirigent stehe ja auch vorne und bewege eine Gruppe von Menschen. Und beide Rollen hätten etwas Machtvolles. "Die Macht, dass man da steht und Atmosphären und Stimmungen generieren kann. Und Massen bewegen – das ist schon was, was Lust macht." Schon als 12-Jähriger habe er auf Partys in der Schule aufgelegt und auch später in der Schauspielschule. Sein DJ-Dasein sei schon immer ein Teil seines Lebens gewesen, erzählt Eidinger.
In der BR-KLASSIK-Sendung "Meine Musik" stellt Lars Eidinger auch seine Lieblingsmusik vor: Neben "The Drowned Girl" von David Bowie nach Texten von Bertold Brecht ist der Schauspieler vor allem von der Band a-ha fasziniert. Über die norwegische Popgruppe habe er den Zugang zur Kunst gefunden. Auch fast 40 Jahre nach Veröffentlichung des Hits "Take on me" von a-ha begeistert sich Eidinger für das dazugehörige Musikvideo, in der eine Frau in einen Comic hineingezogen wird – von der Realität in die Fiktion.
Alles ist Theater und ist doch auch Wirklichkeit.
Corinna Harfouch spielt in "Sterben" die Mutter von Lars Eidinger, der den Dirigenten Tom Lunies verkörpert | Bildquelle: Senator Film / Wild Bunch Germany Realität ist in "Sterben" auch, dass der Film 180 Minuten dauert. Darin gibt es lange, teils nicht mehr endende Szenen. Ein Tempo, das Eidinger in diesem bewusst langsamen Film entgegenkommt. Er sei vom Temperament her phlegmatisch, so Eidinger, und tue sich mit Geschwindigkeit schwer. "Ich bin auch leidenschaftlicher Fußgänger. Ich gehe gerne spazieren, da merke ich: Das ist mein Tempo. Schon auf dem Fahrrad habe ich Schwierigkeiten. Das ist mir eigentlich zu schnell, das schaffe ich nicht." Ein paar Tage Zeit kann sich Eidinger noch lassen. Zumindest bis zur Vergabe des Deutschen Filmpreises "Lola". Neun Nominierungen hat "Sterben" erhalten – auch Eidinger in der Kateogorie "Beste männliche Hauptrolle". Aber jetzt ist erst mal Kinostart. Ab 25. April läuft "Sterben" in den deutschen Kinos.
Mit Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Lilith Stangenberg, Anna Bederke, Ronald Zehrfeld, Hans Uwe Bauer, Robert Gwisdek und anderen
Regie: Matthias Glasner
Länge: 180min
Produktionsjahr: 2024
FSK 16
Kinostart: 25.04.2024
Sendungen: "Meine Musik" am 25. April ab 19:05 Uhr & am 27. April ab 11:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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