Großen Respekt hatte die Harfenistin Magdalena Hoffmann eigentlich vor Johann Sebastian Bach. Jetzt hat sie ein Album mit seiner Musik aufgenommen. Ein Gespräch darüber, wie man Zweifel überwindet, warum Leiden zur Kunst dazu gehört und warum zu viel Nachdenken manchmal schadet.
Bildquelle: Geoffroy Schied
BR-KLASSIK: Magdalena Hoffmann, die Musik von Johann Sebastian Bach – ist das Neuland für Sie?
Magdalena Hoffmann: Aufgenommen habe ich ihn noch nie, gespielt nur begrenzt. Ich habe einfach unglaublich großen Respekt davor, obwohl der vielleicht auch gar nicht so angebracht ist. Man sollte Komponisten einfach spielen, um sie kennenzulernen. Das habe ich jetzt auch getan. Und ich finde es besonders spannend, Bach in Verbindung mit anderen Komponisten zu bringen: einerseits mit den Zeitgenossen, die er auch bewundert hat, wie zum Beispiel Silvius Leopold Weiss, ein Lautenist. Aber auch mit seinen Söhnen.
BR-KLASSIK: Sie haben schon im Alter von fünf, sechs Jahren mit der Harfe angefangen. Wie geht das rein physisch?
Magdalena Hoffmann: Natürlich fängt man mit einer kleineren an, mit einer irischen Harfe. Das ist ein bisschen ein anderes Instrument, das kann man auch als Erwachsener spielen. Anstatt Pedale hat die irische Harfe oben kleine Haken, und man ist natürlich harmonisch und Repertoire-technisch viel mehr eingeschränkt …
BR-KLASSIK: Sind Kinderarme dafür lang genug?
Magdalena Hoffmann: Ja, die irische Harfe ist klein, die ganz Kleinen stellt man auch auf den Tisch. Aber, wie gesagt, das ist keine Kinderharfe, sondern einfach ein anderes Instrument, mit dem man normalerweise anfängt. Hier im südlichen Raum spielt man auch sehr oft auf der Volksharfe, was auch sehr schön ist. Ich unterrichte in Innsbruck, und die Schüler, die zu mir kommen, haben alle vorher Volksharfe gespielt, die auch schon Pedale hat. Aber, sagen wir, nur zwei Stufen im Vergleich mit der Konzertharfe, die drei Stufen hat. Es ist auch ein sehr, sehr schönes Instrument.
BR-KLASSIK: Sie machen manchmal Konzertprogramme, in denen sie Absurdes spielen …
Magdalena Hoffmann: Ich finde es spannend, verschiedene Dinge miteinzubringen. Nennen wir es eine Art Theaterkonzert: Da ist Musik mit dabei, es ist Text mit dabei, es ist auch Szenisches dabei – je nachdem, mit wem ich das zusammenmache. Ich biete so etwas auch sehr gerne für Kinder an, weil Kinder noch total unbedarft sind und da ganz frei rangehen. Man kann dabei theoretisch machen, was man will, solange es eine gute Show ist.
Alle Musiker haben wahrscheinlich Selbstzweifel. Und die werden überhaupt nicht weniger, wenn der Erfolg größer wird.
BR-KLASSIK: Sie haben mal gesagt, dass Ihnen das Wort "Leidenschaft" viel bedeutet. Was meinen Sie damit in Bezug auf Musik?
Magdalena Hoffmann: Es ist genau das Schöne daran, dass man, wenn man ein Instrument spielt oder sich einer anderen Kunst hingibt, nicht erwarten darf, dass die ganze Zeit nur alles Friede, Freude, Eierkuchen, also alles wunderschön ist. Man muss manchmal einfach leiden – in verschiedenen Formen. Jeder hat andere Probleme: Manche üben nicht so gerne, andere stehen eigentlich gar nicht so gern auf der Bühne oder leiden wahnsinnig unter Lampenfieber.
BR-KLASSIK: Was ist das Leiden bei Ihnen?
Magdalena Hoffmann: Ich habe immer eine gewisse Form von Lampenfieber, und ich musste mich damit auch auseinandersetzen, damit es nicht überhandnimmt. Sagen wir so: Je mehr man weitergeht in seiner sogenannten Karriere, desto schwieriger wird das. Alle Musiker, alle Künstler haben wahrscheinlich Selbstzweifel. Und die werden überhaupt nicht weniger, wenn der Erfolg größer wird, sondern genau umgekehrt. Das ist wahnsinnig schwierig zu handhaben, denn je mehr Leute einem zuhören oder einen gut finden, desto mehr denkt man selber: Ist doch vielleicht alles nur eine Illusion oder auch gar nicht so wertvoll?
Die Zweifel werden nicht weniger, mit denen muss man manchmal sehr kämpfen. Um aus Zweifeln oder schwierigen Phasen rauszukommen, versuche ich immer wieder, einfach zu machen und zu lernen, aber nicht zu viel nachzudenken. Das stört eigentlich die Kunst sehr. Ich glaube, man muss sich dagegen innerlich immer ein bisschen wehren, weil es die Kunst sehr stört und ihr eher schadet.
Das zweite Album von Magdalena Hoffmann (Soloharfenistin im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks) ist am 6. September 2024 erschienen.
Sendung: "Leporello" am 9. September ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Donnerstag, 12.September, 12:33 Uhr
MR Leslie Ackerman
Magdalena
I follow her artistic path for years now. She is very engaging; she likes to connect with her audience. She is also adventurous; sometimes it seems she resents being so pretty. Not many orchestra harpists launch a solo album. Not surprised she did.