Der Schauspieler, Sänger und Conférencier Michael Heltau wird 90. Vor ein paar Jahren hat er sich von der Bühne verabschiedet. Warum das kein Drama für ihn war und was ein erfülltes Leben mit der Kindheit zu tun hat.
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Wer Michael Heltau trifft, lernt einen Menschen kennen, den das Leben eigentlich immer nur bereichert hat. Den Grundstock dafür gelegt haben seine Urgroßeltern, bei denen er aufgewachsen ist: "Das war so ein unbeschreibliches Aufgehobensein, so ein so elementares Geliebtwerden", erzählt er, "man war der Mittelpunkt für diese zwei sehr alten Leute, die aus Niederbayern waren. Diese ersten fünf Jahre waren unfassbar schön. Ich glaube, das ist es überhaupt: die ersten Jahre eines Menschen sind alles." Aus diesem Kindheitserlebnis speist sich auch das Motto von Michael Heltaus Schauspielverständnis: "Es muss so einfach sein, dass es wie nach nix ausschaut." Schweiß und Plage auf der Bühne zu zeigen, hat er immer für eine Zumutung gehalten. Verstehen sollten ihn die Leute.
Bei einem Gastspiel des Josefstädter Theaters in Antwerpen lernt er Jacques Brel kennen. Die beiden verstehen sich auf Anhieb, und Brel überträgt Heltau die Exklusivrechte für die deutschsprachige Interpretation seiner Chansons. "Welttheater in drei Minuten" nennt Heltau diese Musikform, für die er bekannt wird – als ungemein expressiver und doch nie überzeichnender Wortkünstler.
Ich habe ein Urtalent zum Genießen und zur Dankbarkeit.
Michael Heltau in der Serie "Derrick" 1990. | Bildquelle: picture alliance/United Archives | United Archives/Impress Als Regisseur Wolfgang Rademacher Heltau als Professor Brinkmann in der "Schwarzwaldklinik" anheuern will, winkt der ab – und hat für seine Absage ein gutes Argument: "Ich kann nicht ein Jahr lang Leuten den Puls messen und das passende Gesicht dazu machen." Offenbar hat Heltau immer gewusst, was er tut – und was gut für ihn ist. Und natürlich weiß er um das Geschenk wertvoller Begegnungen. Und er hat die unschätzbare Gabe, im Augenblick zu leben: "Ich habe ein Urtalent zum Genießen und zur Dankbarkeit."
Seit ein paar Jahren steht Michael Heltau nicht mehr auf der Bühne, aber Abschied, sagt er, hat er nie genommen: "Wenn man das ankündigt, hat das ja sofort etwas von einem Trauerflor. Und das passt nicht zu mir. Das machen manche Kollegen irrsinnig gern, die machen zwei, drei Jahre einen Abschied … oder kommen wieder, noch gefährlicher. Aber das ist eine individuelle Geschichte. Ich hätte kein Gesicht für so einen Abschied." Und dann wird er philosophisch: Das Leben teile einem jeden Tag Entscheidungen zu, wichtig sei, was man daraus mache: "Wenn man so alt wird und einigermaßen bekannt, da sagen die Leute immer zu einem: Sie haben ein Glück gehabt. Das habe ich nicht so widerspruchslos hingenommen … Ich hab gesagt:. Ich hab' was draus gemacht."
Sendung: "Allegro" am 5. Juli 2023 um 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Donnerstag, 06.Juli, 06:37 Uhr
Beate Schwärzler
Gesegnet seine Urgroßeltern
Michael Heltaus Urgroßeltern aus Niederbayern....
"Sprich, lieber Freund..."
Danke, Michael Atzinger.