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Nach Russland-Tourneen mit Gergiev Konzertmeister verlässt Münchner Philharmoniker

Erst im März trennten sich die Münchner Philharmoniker von ihrem Chefdirigenten, dem Putin-Freund Valery Gergiev. Nun muss auch Konzertmeister Lorenz Nasturica-Herschcowici gehen: Seine Russland-Touren hatten für Unmut gesorgt.

Lorenz Nasturica-Herschcowici, Konzertmeister der Münchner Philharmoniker | Bildquelle: Frank Bauer

Bildquelle: Frank Bauer

Zwei Jobs waren am Ende einer zu viel: Hauptberuflich war Lorenz Nasturica-Herschcowici über 30 Jahre Konzertmeister der Münchner Philharmoniker. Doch auf Wunsch des Dirigenten Valery Gergievs begann er vor einiger Zeit einen lukrativen Nebenjob: als Geiger in Gergievs Mariinsky-Orchester. Arbeitsrechtlich war das erlaubt, doch es warf ein seltsames Licht auf die Münchner Philharmoniker. Sie hatten sich im März von ihrem Chefdirigenten Gergiev getrennt, weil er sich nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine nicht von Putin und dessen Politik distanziert hatte. Wie ließ sich also begründen, dass der eigene Konzertmeister weiterhin mit Gergiev in Russland auf Tournee ging?

Kulturreferat spricht von einvernehmlicher Trennung

Nun ist die Entscheidung gefallen: Die Münchner Philharmoniker und Lorenz Nasturica-Herschcowici gehen getrennte Wege. "Herr Nasturica-Herschcowici hat die Münchner Philharmoniker zum 31. August 2022 verlassen, um sich anderweitigen künstlerischen Aufgaben zu widmen", bestätigt das Kulturreferat der Stadt München gegenüber BR-KLASSIK. Die Trennung sei einvernehmlich geschehen.

Keine Klage von Valery Gergiev zu erwarten

Dirigent Valery Gergiev. | Bildquelle: PRO EVENTS Veranstaltungs GmbH/Marcus Schlaf Das Kulturreferat der Stadt München erwartet keine Klage des Dirigenten Valery Gergiev. | Bildquelle: PRO EVENTS Veranstaltungs GmbH/Marcus Schlaf Auch der Fall Gergiev ist für die Stadt München inzwischen abgeschlossen. Nach der plötzlichen Vertragskündigung im Frühjahr gab es Befürchtungen, der Dirigent könne von der Stadt einen finanziellen Ausgleich verlangen. Davon sei aber nun nicht mehr auszugehen. "Wir standen auch nach der Trennung im Austausch mit Valery Gergiev. Er beabsichtigt nicht, Klage zu erheben", so die Pressesprecherin des Kulturreferats. Wirft man einen Blick auf die Besitztümer und die üppigen Honorare, hat Gergiev das wohl auch gar nicht nötig.

Derweil lässt sich Valery Gergiev vom russischen Publikum feiern. Als Chef des St. Petersburger Mariinsky-Theaters bespielt er auch Häuser in Moskau, auf der Krim und im fernöstlichen Wladiwostok. Wer die Nachfolge von Valery Gergiev als Chef der Münchner Philharmoniker antritt, soll Ende des Jahres entschieden werden. Im Orchester erarbeitet derzeit eine Findungskommission eine Empfehlung.

Sendung: "Leporello" am 15. September 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Freitag, 16.September, 12:53 Uhr

Charlotte Weber

Maestro Gergiev gehört zu...

... den besten Wagnerdirigenten. Ihn zu verjagen, zeigt nur unsere Dummheit.

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