Sie gehört zu den berühmtesten komischen Opern: "La fille du régiment" von Gaetano Donizetti. Am 22. Dezember feiert sie in einer Neuproduktion an der Bayerischen Staatsoper Premiere – mit Pretty Yende in der Titelrolle.
Bildquelle: Geoffroy Schied
Wir befinden uns in einer Tiroler Bergidylle, im Jahr 1815. Kurz nach dem Ende politischer und kriegerischer Wirren. Der Adel regiert, die Bauern sind arm. Hier, inmitten des 21. Regiments, wird das Findelkind Marie von Soldaten großgezogen. Und diese Marie ist eine Art "Superwoman". Sie kann Holz hacken, Feuer machen und Liegestütz. Auch wenn sie nicht weiß, woher sie kommt, fühlt sie sich wohl, wo sie ist.
"Die Identität von Marie ist eines der interessantesten Themen der Geschichte, genauso wie ihre Geschlechtsidentität", findet Regisseur Damiano Michieletto, der "La fille du régiment" an der Bayerischen Staatsoper neu inszeniert. "Sie ist ein Mädchen, aber sie verhält sich wie ein Mann. Damit stellt sich auch die Frage, was wir als maskulin oder feminin betrachten."
Eines Tages platzt der bornierte Adel in Maries unbeschwertes Leben. Reifrocktragende Damen mit aufgezwirbelten Perücken erklären nämlich der Uniformtragenden Marie, dass sie gar keine rustikale Regimentstochter, sondern eine Marquise sei. Und ab sofort in Adelskreisen eine ordentliche Erziehung genießen wird.
Misha Kiria und Pretty Yende in der Neuinszenierung "La fille du régiment" an der Bayerischen Staatsoper in München | Bildquelle: Geoffroy Schied Die Sopranistin Pretty Yende hat die Rolle der Marie schon einige Male gesungen - und hat dennoch in dieser Produktion etwas Neues entdeckt: "Ich habe erkannt, dass die Menschen, die wir als 'Sonnenstrahlen' sehen, die uns so viel Positivität bringen, oft selbst diejenigen sind, die das Licht am meisten brauchen, die ein Gefühl der Zugehörigkeit suchen."
Ihre Zugehörigkeit und ihr Liebesglück findet Marie allerdings nicht beim Adel, sondern in den Armen des Tiroler Bauernburschen Tonio. Einen geeigneten Tenor für diese Figur zu finden, ist ein schwieriges Unterfangen, denn Komponist Gaetano Donizetti hat in eine der Arien eiskalt neun hohe Cs eingebaut. Der Spanier Xabier Anduaga ist da eine Idealbesetzung. "Das ist die Arie, die ich in meinem Leben am meisten gesungen habe! Immer, wenn ich ein Konzert oder eine Gala singe, wird dieses 'Ah! Mes amis' gewünscht." Darum sei ausgerechnet diese schwierige Arie für ihn der einfachste Teil der Oper, erzählt Xabier Anduaga.
BR-KLASSIK überträgt die Premiere von Gaetano Donizettis "La fille du régiment" am 22. Dezember 2024 ab 18:00 Uhr live aus der Bayerischen Staatsoper – mit Pretty Yende in der Titelrolle und Xabier Anduaga als Tonio.
Um den Kultur-Clash "Bauernbub liebt Soldatin, die eigentlich eine Adelige ist" darzustellen, setzt Regisseur Michieletto auf reichlich Rüschen in Silbergrau versus schneeweiße Uniformen versus verlotterte Bauernklamotten. "Ich dachte, dass das Beibehalten der historischen Kostüme die komische Seite der Geschichte verstärken könnte, weil man mit dem Stil spielen kann, mit Referenzen einer historischen Epoche, ohne realistisch sein zu müssen."
Gaetano Donizetti liefert bereits in der Musik ein Spiel mit verschiedenen Stilen: Harfenklänge für den Adel, schnarrende Trommeln fürs Militär und Hörner für die Tiroler Alpen. Stefano Montanari wird das Bayerische Staatsorchester in der Neuproduktion leiten. Am Ende zaubert Donizetti ein knackiges Happy End für Marie und Tonio, in dem sich eine der Reifrock-Madames als Maries Mutter zu erkennen gibt.
Verliererin ist die harsche Duchesse Crakentorp, eine vom alten Schlag, die als Erzählerin durch die gesamte Geschichte leitet. Sie möchte Marie am liebsten mit ihrem schnöseligen Neffen verkuppeln. Als Herzogin stolziert schimpfend die Schauspielerin Sunnyi Melles über die Bühne. Sie wünscht sich, dass die Zuschauer:innen nicht nur die Komik dieser Oper sehen, sondern auch zum Nachdenken angeregt werden: "Sie sollen anders das Opernhaus, die Bayerische Staatsoper verlassen, als sie vorher waren."
Sendung: "La fille du régiment" live aus dem Münchner Nationaltheater, am 22. Dezember 2024 ab 18:00 Uhr auf BR-KLASSIK
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