"Die Würfel sind gefallen", "den Rubikon überschreiten" und "Ich kam, sah und siegte": Kaum ein antiker Herrscher ist so mit Zitaten und Anekdoten verwoben wie Gaius Julius Cäsar. Und was macht Georg Friedrich Händel in seiner Oper "Giulio Cesare in Egitto"? Lässt all das weg und lässt den Helden stattdessen auch mal menscheln. Gut so! BR-KLASSIK wirft einen Blick auf die wichtigsten Charaktere der Operngeschichte.
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Cäsar hat’s auch nicht leicht: Seit Generationen wandert er in Lehrbüchern und Lateinaufgaben durch die Köpfe der Menschheit. Und was ist von ihm geblieben? Das ein oder andere Zitat sowie eine weit verbreitete Auffassung, wie er ausgesehen haben könnte – Asterix und Obelix sei Dank.
Mezzosopranistin Ann Murray hat in der Bayerischen Staatsoper eine prägende Interpretation der Rolle auf die Bühne des Nationaltheaters gebracht. | Bildquelle: Sian Trenberth In der Oper von Händel lernen wir den römischen Feldherrn von der Seite kennen, die alle Zeiten miteinander verbindet: die menschliche. Naja, auch bei Händel hat Giulio Cesare idealisierte Züge: Ein Staatsmann demonstriert breitbeinig seine Macht. Und damit auch der Kastrat, für den diese Rolle geschrieben war. Ein Mann mit Frauenstimme – für Opernneulinge vielleicht fremd, damals der Star der Zeit, vergleichbar heute mit Popgrößen in ausverkauften Stadien. Bei der Uraufführung 1724 sang die Partie Senesino. Der Kastrat, der eigentlich Francesco Bernadi hieß, sang in vielen von Händels Opern.
Tannhäuser, Carmen, Aida und Co. – was macht die berühmtesten Opernfiguren eigentlich aus? BR-KLASSIK wirft einen Blick in die persönlichen Abgründe der wichtigsten Charaktere der Operngeschichte.
Das war ihm Händel natürlich schuldig, als Titelfigur einer barocken Heldenoper, die sich in Koloratur-Ritualen selbst feierte, als gäbe es keinen Morgen. Aber Händel war viel zu talentiert, um nur Dienst nach Vorschrift zu leisten. Und so erzählte er diese Geschichte nicht mit Klischee-Charakteren, die festgezurrt in Tugenden brav ihre Arien abschnurren. Sondern als klingendes Psychogramm, das uns Einblick gibt in die Innenwelt der Menschen hinter den großen Namen. Und da lernen wir einen Cäsar kennen, der sich vom kraftstrotzenden General zum zutiefst liebenden und leidenden Mann wandelt. Einer, der verwundbar ist. Der auch Verständnis zeigt für Nebenfiguren. Der sinniert über die Vergänglichkeit des Lebens. Und zwar aufgrund des Todes seines Gegners.
Berühmte Inszenierung von Händels Oper "Giulio Cesare in Egitto" an der Bayerischen Staatsoper. Regisseur: Richard Jones. | Bildquelle: Bayerische Staatsoper/Wilfried Hösl Händel greift da tief in die Trickkiste des barocken Theaterzaubers – und zwar so tief und genial, wie bis dato noch nie. Da stockt das Orchester mitten in der Arie, um die Fassungslosigkeit zu untermalen. Da benebeln Harfen und Gamben die Sinne. Da umgarnen Holzbläser und Streicher die menschliche Stimme, als wären sie eins – klingende Tränen, vertonter Schmerz, aber auch Sinnbild für den Wunsch nach Nähe, Wärme und die Hoffnung auf ein Wiedersehen. Das ist sehr wirksam: Zu dieser Musik kann man schwer was anderes machen. Es ist aber auch sehr heilsam – gerade heute noch, 300 Jahre nach der Uraufführung in London: In unserer rational so durchgetakteten Welt sollten wir nicht vergessen, auch mal wieder auf sowas Irrationales wie unser Herz zu hören. Es hat am Ende ja doch meistens Recht.
Stimmfach: Mezzosopran (ursprünglich Mezzosoprankastrat)
Ann Murray als Giulio Cesare – "Presto omai"
Jennifer Lamore als Giulio Cesare – "Al lampo dell'armi"
Marijana Mijanović als Giulio Cesare – "Empio, Dirò, Tu Sei"
Die Oper verschwand für lange Zeit von den Spielplänen der Opernhäuser. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie wiederentdeckt. Damals war es modern, die Titelrolle von Mezzosopran zu Bariton zu transponieren. Heute ist diese Besetzung unüblich, Männer interpretieren die Rolle als Countertenor.
Benjamin Luxon (Bariton) als "Giulio Cesare"
Andreas Scholl (Countertenor) als Giulio Cesare – "Se in fiorito"
Sendung: "Allegro" am 26. März 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (3)
Dienstag, 26.März, 21:08 Uhr
Michael Braun
Barockoper
Ich hoffe, dass - wie bereits unter dem Intendanten der Bayerischen Staatsoper Sir Peter - die Barockoper wieder belebt wird. Ob Giulio Cesare, Serse, Rinaldo oder Ariodante und all die anderen Werke von Händel verfügen über eine derart hinreißende Musik, weshalb es für mich unverständlich ist, dass diese wunderbaren Opern auf ein so geringes Interesse stoßen.
Dienstag, 26.März, 16:58 Uhr
Gaius
Latein
@Barboncino sollte es nicht heißen: Legionen von Lateinschülern,
Dienstag, 26.März, 11:42 Uhr
Barboncino
Giulio Cesare
" Zitate und Anektoden " und dabei vergisst man "De bello gallico", mit dem Generationen von Lateinschülern- je nach Sichtweise- erfreut oder gequält wurden.