Nur eine Straße erinnert noch an sie: Die Komponistin Philippine lebte über ein halbes Jahrhundert in München. Sie schrieb zahlreiche Kammermusik- und Vokalwerke, lehrte an der Universität und förderte gezielt Künstlerinnen. Heute gibt es im Münchener Stadtbild kaum noch einen Hinweis auf sie - nur im Münchener Stadtteil Obermenzing erinnert immerhin ein Straßenname an die engagierte Komponistin.
Bildquelle: Wikimedia Commons
Die Philippine-Schick-Allee liegt idyllisch im Münchener Westen. Nur dreizehn Hausnummern hat sie. Gleich daneben ein Park mit Spielplatz. Die kleine Allee ist in bester musikalischer Gesellschaft, umgeben von der Tschaikowsky- und der Rubinsteinstraße. Ein dezenter Hinweis darauf, wer Philippine Schick war: eine talentierte Musikerin und Komponistin.
Geboren wurde Philippine Schick in Bonn. Ihre Mutter war Engländerin, ihr Vater unterrichtete Anglistik. Zuhause sprach sie Deutsch und Englisch, außerdem spielte sie leidenschaftlich gern Geige und Klavier. Doch als sie Komposition studieren wollte, lehnte der Vater ab. Eine Frau habe dort sowieso keine Chance auf Erfolg. Philippine gab klein bei – vorerst zumindest - und studierte alte Sprachen. Aber als der Erste Weltkrieg ausbrach und ihr Vater eingezogen wurde, nutzte die junge Frau die Gelegenheit: Sie bewarb sich eigenmächtig an der Königlichen Akademie der Tonkunst, der heutigen Musikhochschule in München.
Der Umzug von Bonn nach Bayern erwies sich für Philippine Schick als goldrichtig. Vier Jahre später hatte sie ihr Examen in der Tasche und schrieb ein Werk nach dem anderen. Ihre Klavierstücke, Kammermusik, Lieder und Chorwerke wurden erfolgreich aufgeführt. Keine Selbstverständlichkeit damals für eine Komponistin.
Mit als größte Ehrung empfinde ich es, dass ich stets von Anfang an Interpreten von Rang hatte, die den Mut hatten, sich für eine Frau einzusetzen.
Was Max Reger, Johann Pachelbel, Richard Strauss, Dora Pejačević oder Gustav Mahler gemeinsam? Sie alle haben Spuren in Bayern hinterlassen. Wir stellen sie vor und reisen von Garmisch zum Starnberger See, von München nach Ingolstadt, von Bayreuth nach Weiden.
Auch Philippine selbst setzte sich dafür ein, dass Komponistinnen im Konzertbetrieb mehr beachtet wurden. Sie war Mitglied bei der GEDOK, einer Organisation zur Förderung talentierter Künstlerinnen. Und sie hatte genaue Vorstellungen davon, wer in ihren Augen eine echte Tonkünstlerin war: "Nicht jene dürfen sich so nennen, die zum Beispiel in vorgerückten Jahren den Drang fühlen, zum Zeitvertreib Liedchen und Klavierstückchen mehr oder weniger korrekt aufzuschreiben." Nur Frauen, die beständig nach Leistung strebten, hart arbeiteten und einen absoluten Herzensdrang hatten, sich in Musik auszudrücken, sollten Komponistin werden.
Denn wenn ihr nicht selbst ergriffen seid, wie wollt ihr andere ergreifen?
Durch ihre Mutter war Philippine Schick auch mit englischer Musikkultur gut vertraut. Als das British Council nach dem Zweiten Weltkrieg in München eine Musikbibliothek einrichtete, stand sie als Beraterin zur Seite. Außerdem unterrichtete Philippine Schick Musiktheorie und Anglistik an der Universität. Als 70-Jährige bekam sie schließlich den Schwabinger Kunstpreis verliehen, als Anerkennung für ihr Engagement und künstlerisches Schaffen.
Sendung: Allegro am 14.01.2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (0)