Nuancenreiches Gestaltungsvermögen, geschmeidige Eleganz: Dafür steht die Gesangskunst von Rolando Panerai. Am 17. Oktober wäre der stets bescheiden wirkende, sympathisch bodenständige Star-Bariton 100 Jahre alt geworden.
Bildquelle: picture-alliance/dpa
Am 17. Oktober 1924 kommt er in der Toskana zur Welt – in der Kleinstadt Campi Bisenzio bei Florenz. Dort also, wo durch die Camerata Fiorentina Ende des 16. Jahrhunderts die Gattung Oper erfunden wird. Am Beginn der langen Laufbahn von Rolando Panerai steht 1947 ein Preis beim Gesangswettbewerb in Spoleto. Kurz darauf gelingt ihm der Sprung zum Teatro San Carlo in Neapel, einem der traditionsreichsten Opernhäuser Italiens. Und schon 1951 wird er an die Mailänder Scala berufen: Diesem berühmten Haus bleibt er über Jahrzehnte treu – zur Freude der lombardischen Gesangsfans.
Panerai gastiert an allen großen Opernhäusern der Welt: London, Paris, New York. Sogar ferne Metropolen wie San Francisco, Rio de Janeiro und Johannesburg rufen nach ihm. Die Wiener Staatsoper ernennt Panerai zum Kammersänger. Bei den Salzburger Festspielen wird er in Mozarts "Così fan tutte" bewundert: zuerst als Guglielmo, später als Don Alfonso. Und mit zwei verschiedenen Rollen brilliert Panerai auch in Verdis Alterswerk "Falstaff": Über rund 25 Jahre singt er den Ford, etwa in Wien. Gegen Ende seiner Karriere kommt Titelheld Falstaff hinzu, auch in München. Am 23. Oktober 2019, kurz nach seinem 95. Geburtstag, stirbt der alte Mann aus Florenz – in seiner Geburtsstadt. Das folgende Listicle empfiehlt fünf herausragende YouTube-Links.
YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.
Rolando Panerai "Happy 95th Birthday" (*17.10.1924) I Pagliacci
Rolando Panerai mit dem Prolog des Tonio aus Ruggiero Leoncavallos "Pagliacci", 1953 in London unter Alceo Galliera. Ein 29-jähriger Bariton mit Legato-Vortragskultur und publikumswirksam leuchtender Höhe. Eingesetzt für eine Liebeserklärung an das menschliche Dasein, wie es sich so zeigt – auf den Brettern, die die Opernwelt bedeuten. Das Audio wird visuell ergänzt durch einen fantasievoll gestalteten Grußkarten-Staffellauf: ein offenbar von Verehrerinnen und Verehrern virtuell überreichtes Geschenk zum 95.Geburtstag des Jubilars. Mit Schnappschüssen des privaten und auch des kostümierten Sängers – Autogramme inklusive.
YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.
Maria Callas & Rolando Panerai "Appressati, Lucia" Lucia di Lammermoor 1955
Rolando Panerai als Enrico Ashton, 1955 live in Berlin unter Herbert von Karajan: mit einem Duett aus dem 2. Akt von Gaetano Donizettis "Lucia di Lammermoor", an der Seite der Primadonna assoluta des 20. Jahrhunderts – Maria Callas in einer ihrer Glanzpartien! Ein Geschwisterpaar mit verschiedenen Ansichten zu elementaren Themen. Das Audio ist kombiniert mit (leider nur zwei) Schwarzweiß-Porträts von Panerai und Callas, die ihre zwischenmenschliche Harmonie belegen.
YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.
Rolando Panerai - Eri tu che macchiavi (1958) (video)
Rolando Panerai ungemein ausdrucksstark in einem Schwarzweiß-Studiofilm von leider mangelhafter Bildqualität (1958 RAI). Auf dem Zenit seiner Laufbahn, im Vollbesitz seiner stimmlichen Kräfte, gibt er die Arie des Renato aus Giuseppe Verdis "Un ballo in maschera" zum Besten. Inhaltlich dreht es sich um den Seelenschmerz eines Mannes, der seine geliebte Frau an seinen besten Freund und Vorgesetzten verloren zu haben glaubt.
Rolando Panerai als rüstiger, stimmlich unverändert überzeugender 65-jähriger Mann im Smoking. Das Video zeigt einen Live-Auftritt bei einem Gala-Konzert 1989 am Moskauer Bolschoi Theater unter Mark Ermler: die Arie des Titelhelden aus dem 2. Akt von Giuseppe Verdis "Rigoletto", wo ein sonst zu Späßen verpflichteter Hofnarr die Entführung seiner geliebten Tochter beklagt.
YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.
Almost 87-year-old Rolando Panerai sings Di Provenza from La Traviata. October 7, 2011, Genoa, IT
Rolando Panerai mit 87 Jahren: Der Unverwüstliche wagt sich 2011 in Genua noch einmal an die populäre Arie des Père Germont aus Giuseppe Verdis "La Traviata". Hier appelliert ein um seine Familienehre besorgter Vater an das Gewissen einer Kurtisane, ihre große Liebe, seinen Sohn, zu verlassen. Mit farbigem Standfoto im Kostüm. Aus Panerais Sterbejahr 2019 gibt es ein Video mit einem Ausschnitt der ersten Figaro-Arie aus Mozarts "Nozze di Figaro" – doch dieses Dokument muss wohl als Scherz gewertet werden.
Sendung: "con passione" am Montag, 14.Oktober 2024 um 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (0)