Auf der Zutatenliste für den Melodien- und Arien-Cocktail der großen Silvester-Gala im Herkulessaal der Münchener Residenz stehen dieses Jahr Bernstein, Verdi und Puccini. Das Münchner Rundunkorchester unter Leitung von Ivan Repušić serviert. BR-KLASSIK überträgt live aus dem Herkulessaal im Radio und im Videostream.
Bildquelle: Lisa Hinder
BR-KLASSIK: Ivan Repušić, unter welchen Aspekten haben Sie denn das Programm für das Silvesterkonzert des Münchner Rundfunkorchesters 2023 zusammen mit Charles Castronovo als Solisten ausgewählt?
Ivan Repušić: Es ist seit 2015 Tradition der Silvesterkonzerte im Herkulessaal, dass unser Programm sehr eng mit dem Artist in Residence verbunden ist. Deswegen habe ich natürlich zusammen mit der Leitung und mit Charles Castronovo das Programm ausgewählt. Ich finde es interessant, weil im ersten Teil die beiden Komponisten im Fokus stehen, die er uns in dieser Spielzeit präsentiert. Erst Verdi und dann Puccini. Wir haben ja bereits mit Charles Castronovo "Ernani" auf die Bühne gebracht in diesem Jahr. Außerdem haben wir die CD "I Canti" aufgenommen mit Liedern, die Puccini eigentlich original für Klavier und Orgel geschrieben hat. (Das Album "Puccini - I canti. Orchestral Works & Songs" erscheint am 5.Januar 2024. Anm. d. Redaktion)
Wir haben dafür eine Orchestrierung von Johannes Schachtner bekommen. Es ist also die erste Aufnahme dieser Lieder mit Orchester. Dazu haben wir drei Orchesterwerke eingespielt, also eine wirklich sehr schöne Puccini Kombination. Charles Castronovo singt diese 14 Lieder wunderbar. Der zweite Teil des Silvesterkonzertes ist seiner Heimat, den USA, gewidmet. Da werden wir Bernstein und Musical erleben. Das finde ich eine gute Kombination für diesen Silvesternachmittag. Das Publikum soll mit uns genießen können und nach zwei schönen Stunden ein Glas Sekt am Abend trinken und sich bedanken für 2023 und dann einen guten Rutsch in 2024 haben.
BR-KLASSIK: Gab es für Sie 2023 ganz besondere Ereignisse? Silvester ist ja immer ein Anlass, um zurückzublicken.
Das Münchner Rundfunkorchester mit Chefdirigent Ivan Repušić | Bildquelle: Felix Broede Ivan Repušić: Privat kann ich sagen, dass ich glücklich bin und dass meine Familie gesund ist. Das ist für mich das Wichtigste. Und dass wir gemeinsam wunderschöne Momente erlebt haben, obwohl es nicht einfach ist, Dirigent zu sein. Man ist sehr viel unterwegs und lernt die freien Zeiten zu schätzen, wo man mit der Familie sein kann. An zweiter Stelle kann ich in meiner siebten Saison als Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters nur sagen, dass ich die Tätigkeit immer genieße, weil das Orchester einfach fantastisch ist. Wir haben wunderschöne Momente erlebt und hatten auch eine schöne Reise nach Budapest, wo wir mit dem wunderbaren Chor des Bayerischen Rundfunks auf der Bühne standen. Die Neuigkeiten von meiner Seite sind, dass ich zwei neue Stellen angenommen habe. Das Leben geht weiter, und ich werde der neue Chefdirigent der Staatskapelle Weimar, und ab 2025/26 neuer Generalmusikdirektor der Leipziger Oper.
Dieses Konzert hat mittlerweile Tradition: Im Herkulessaal der Münchner Residenz findet am Nachmittag des Silvestertags alle zwei Jahre eine Opern-Gala des Münchner Rundfunkorchesters statt. Dieses Jahr singt Tenor Castronovo auf der Bühne. BR-KLASSIK ist live dabei – ab 15.30 Uhr im Radio und als Video-Livestream.
BR-KLASSIK: Gibt eine Silvestertradition bei Familie Repušić, wenn Sie in Kroatien sind?
Ivan Repušić: Dieses Jahr werden sie zu mir nach München kommen, aber wenn wir zu Hause in Split sind, dann gibt es die Tradition, am 24. und auch am 31. Dezember ins Zentrum zu gehen. In vielen Ecken der Altstadt wird in kleinen Gruppen von acht oder zehn Personen gesungen, und zwar die traditionellen Lieder aus Dalmatien. A cappella natürlich. Wenn es sonnig ist, und das ist es oft, genießt man es, zusammen zu singen und man trifft sich mit Freunde in der Stadt. Natürlich sind wir aber zuerst einmal im Familienkreis und versuchen, diese Nacht in Ruhe ausklingen zu lassen.
BR-KLASSIK: Also kein großes Feuerwerk?
Ivan Repušić: Doch, das gibt es auch. Aber in Kroatien vielleicht nicht so üppig wie in Deutschland. Wir haben Open-Air-Konzerte mit Popsängern, wo etwa 50.000 Leute ins Zentrum kommen.
Wir haben wunderschöne Momente erlebt.
BR-KLASSIK: Zurück zu Charles Castronovo: Der hat bereits erzählt, dass Puccini ihn fasziniert. Er hat sich für diese CD selbst in Puccinis Rolle und in dessen Outfit für das Cover begeben. Er sieht ihm erschreckend ähnlich. Da gibt es offensichtlich eine Seelenverwandtschaft. Hatten Sie auch eine neue Begegnung mit diesen unbekannten Liedern für diese CD-Einspielung?
Ivan Repušić: Ich kenne zwei Aufnahmen: die mit Domingo und eine ganz besondere mit Krassimira Stoyanova. Die hat sie auch mit Klavier aufgenommen, und sie sind einfach fantastisch. Da sind diese typischen Puccini-Melodien, und ich war anfangs etwas skeptisch, ob das passt mit dem Orchester. Aber es ist wirklich interessant. Natürlich hat das Orchester nicht die kammermusikalische Flexibilität des Klaviers, da kann man noch mehr zaubern, aber mit dem Orchester kann man auch viel zeigen. Ich hatte einfach Respekt, denn Puccini ist einer der ersten Komponisten, der eine fantastische Orchestrierung seiner Opern gemacht hat. Er ist ein Meister wie Richard Strauss und Rimski-Korsakow, aber das war für mich auch eine Entdeckung, denn es sind kleine Mini-Arien geworden. Wie Steine in einem Mosaik hat jede Arie ihren eigenen Platz.
Sendung: "Silvester-Gala" am 31. Dezember 2023 ab 15.30 Uhr auf BR-KLASSIK
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