Wertvolle Geigen erzielen bei Auktionen Preise in Millionenhöhe. Doch wie viel sollte man für Anfängerinstrumente ausgeben? Und ab wann lohnt sich der Kauf eines Streichinstruments? Die wichtigsten Tipps.
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Geige, Cello und Co.
Was Sie beim Kauf beachten sollten
Aller Anfang ist schwer, gerade bei Streichinstrumenten. Und das nicht nur, weil es so mühevoll ist, einer Geige oder einem Cello wohlklingende Töne zu entlocken. Noch bevor man loslegen kann, muss ein Instrument angeschafft werden. Und nicht zu Unrecht lautet das Klischee bei einer Geige: sauteuer! Mit welchem Instrument fängt man also an, ohne ein Vermögen für etwas zu bezahlen, von dem nicht einmal klar ist, ob man es langfristig spielen wird?
Es gibt billige Instrumente, auch bei Geigen. Massenanfertigungen aus Asien sind ab 50 Euro zu haben. Doch glücklich wird man als Anfänger mit solch einem Instrument nicht. "Ein gutes Instrument hilft immer", sagt etwa die Bratschistin Jenny Scherling, die jahrelang Geigen- und Bratschenunterricht gegeben und dabei viele Einsteiger bei ihren ersten Schritten am Instrument begleitet hat: "Man bekommt leichter Töne raus. Sie sind vielleicht nicht ganz perfekt, aber der Klang ist einfach besser", führt sie aus. "Es macht einfach mehr Spaß, auf einem guten Instrument zu spielen." Auch Christian Wörz, Geigenbauer aus München, ist da ganz klar: "Diese ganz billigen Instrumente klingen halt einfach fürchterlich."
Es macht einfach mehr Spaß, auf einem guten Instrument zu spielen.
Mietinstrumente für Kinder gibt es in Geigenbauerwerkstätten und Musikschulen. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Für Anfänger ist das Mieten zu empfehlen. Viele Geigenbauerwerkstätten und Musikschulen bieten Instrumente zur Miete an. Die Mietkosten inklusive Versicherung liegen für Geigen und Bratschen um die 20 Euro monatlich, bei Bässen und Celli um die 30 Euro im Monat. Kinder fangen mit kleinen Größen an und können dann problemlos die jeweils nächste Instrumentengröße tauschen. Auch erwachsene Anfänger können mieten, um das Instrument auszuprobieren. Die bereits bezahlte Miete kann bei einem späteren Kauf den Instruments in der Regel mit dem Kaufpreis verrechnet werden.
Oft muss es gar nicht das teuerste Instrument sein. Geigenbauer Christian Wörz hat schon erlebt, dass Musikerinnen oder Musiker mit einem preiswerteren Instrument zufriedener waren als mit einem teuren. Neue gute Instrumente zum Kauf beginnen bei Geigen und Bratschen im unteren vierstelligen Bereich, Celli und Kontrabässe liegen etwas darüber. Mietet man das Instrument zehn Jahre lang, ist es im Schnitt einmal bezahlt, erklärt Wörz, da sei ein Kauf sinnvoller.
Sogar gekaufte Instrumente nimmt Christian Wörz auch nach Jahren im Regelfall noch zurück oder tauscht sie gegen ein anderes Instrument ein, falls der Klang nicht mehr gefällt. "So ein Instrument verliert nicht an Wert", sagt Wörz.
Es ist wichtig, dass ein Instrument vernünftig eingestellt ist: der Steg nicht zu hoch, Saitenlage gut, gut drehbare Wirbel, damit man als Anfänger auch allein zu Hause gut stimmen kann. Eine zu hohe Saitenlage kann dazu führen, dass man die Saite nicht gut greifen kann oder dass es den Kindern beim Üben sogar wehtut, so Wörz. Geigenbauer bieten in der Regel auch Reparatur und richtiges Einstellen der Instrumente an. Die Kosten dafür liegen je nach Sachlage im mittleren dreistelligen Bereich.
Klingen alte Instrumente von Stradivari oder Guarneri wirklich besser als moderne Geigen? Blindtests lassen daran zweifeln.
Bratschistin Jenny Scherling rät, auch bei Anfängerinstrumenten auf einen angenehmen Klang zu achten. | Bildquelle: Vanessa Daly
Bei der Auswahl eines passenden Instruments "kommt es am Ende immer auf den Klang an", sagt Christian Wörz. "Klang ist eine Entscheidung, die jeder Künstler, jeder Spieler für sich selber treffen muss." Egal ob Einsteiger oder Profi. Bratschistin Jenny Scherling berät Anfängerinnen und Anfänger auch oder begleitet sie zum Geigenbauer. Manchmal trifft sie dort eine Vorauswahl, damit die schiere Masse an Instrumenten nicht überfordert.
Wenn sich ein Kind total in ein Instrument verliebt hat, rät Jenny Scherling immer zu diesem Instrument, auch wenn sie selbst vielleicht ein anderes bevorzugen würde: "Für die Kinder ist es immer total schön, wenn sie ein Instrument mögen. Im besten Fall sollen sie das Instrument einfach jeden Tag auspacken und gerne darauf spielen."
Klang ist eine Entscheidung, die jeder Künstler, jeder Spieler für sich selber treffen muss.
Die kleinste Violine, die die Münchner Geigenbauwerkstatt Wörz anbietet, ist eine 32stel-Geige, nur 21 cm lang und gedacht für zwei- bis dreijährige Kinder, erklärt Christian Wörz. Das Miniinstrument wird oft von Musikerfamilien geliehen, in denen vielleicht die älteren Geschwister schon spielen und die kleinen dann auch eine eigene Geige wollen. Kinderbratschen gibt es ab der Größe 1/4, Violoncelli ab der Größe 1/16 und Kontrabässe ab 1/8. Ab etwa 14 Jahren spielen die Kinder "ganze" Instrumente, also die Erwachsenengröße.
Sendung: "Allegro" am 11. Juni 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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