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Suzhou Chinese Orchestra Wie spielt man Rossini auf einer Röhrenlaute?

Was haben traditionelle chinesische Musik und westliche Symphonik gemein? Ziemlich viel, finden die Musikerinnen und Musiker vom Suzhou Chinese Orchestra. Wie westliche Klassik mit umgebauten chinesischen Instrumenten funktioniert, das erklärt Dirigent Pang Ka-Pang im Interview.

Musikerinnen und Musiker des Suzhou Chinese Orchestra in Warschau 2019.  | Bildquelle: picture alliance / Xinhua News Agency | Jaap Arriens

Bildquelle: picture alliance / Xinhua News Agency | Jaap Arriens

BR-KLASSIK: Sie haben in Peking und Wien klassische Musik studiert. Nun dirigieren Sie ein Orchester, in dem sowohl klassische als auch traditionelle chinesische Instrumente spielen. Wie funktioniert das?

Dirigent Pang Ka-Pang mit dem Suzhou Chinese Orchestra. | Bildquelle: Suzhou Chinese Orchestra Dirigent Pang Ka-Pang. | Bildquelle: Suzhou Chinese Orchestra Pang Ka-Pang: Chinesische Instrumente haben sehr besondere Klänge. Für das Zusammenspiel mit westlichen Instrumenten lassen wir sie aber anpassen. Unsere Musikerinnen und Musiker haben eine traditionelle Ausbildung, doch hier im Orchester lernen sie dann, klassische Musik zu spielen. Die Voraussetzung dafür ist, den Stil der traditionellen Instrumente zu bewahren, ihn aber trotzdem mit den westlichen Instrumenten optimal zu kombinieren. Und so entsteht ein ganz eigener, ein ganz neuer Klang: die chinesische symphonische Musik.

Ein ganz eigener, neuer Klang: die chinesische symphonische Musik.
Pang Ka-Pang

BR-KLASSIK: Welche traditionellen chinesischen Instrumente sind in diesem Orchester dann dabei?

Pang Ka-Pang: Bei den Zupfinstrumenten ist zum Beispiel das Yangqin dabei, eine Art Hackbrett, das ursprünglich aus Osteuropa kommt und in China weiterentwickelt wurde. Dann gibt es mit der Pipa, dem Zhongruan, dem Daruan, dem Sanxian und der Liuqin verschiedene Lauten. Und Erhu, Gaohu und Zhonghu sind traditionelle Saiteninstrumente, die mit einem Bogen gestrichen werden. Mit Dizi, Bangdi, Xindi, und Qudi kommen verschiedene Flöten hinzu. Und beim Schlagzeug haben wir unter anderem Dagu, Paigu und Yunluo.

BR-KLASSIK: Was charakterisiert die chinesische Musik?

Pang Ka-Pang: Das reizvollste Merkmal der traditionellen chinesischen Musik ist, dass sie aus dem Volk kommt. China ist ein multiethnisches Land, und jede ethnische Gruppe hat ihre eigene bunte Kultur und Musik. Das ist die große Energie und der reiche Nährboden für unser Musikschaffen. Auf der Konzertbühne spielen wir dann Musik, die von Komponisten geschrieben wurde, die sich mit den verschiedenen Instrumenten und Musikstilen der unterschiedlichen Orte auskennen.

Klavier und Harfe treffen auf Erhu und Yunluo

BR-KLASSIK: Bei Ihrer gerade laufenden Europa-Tournee stehen auch Uraufführungen auf dem Programm. Verbinden diese dann auch im Stil den fernen Osten und den Westen? 

Pang Ka-Pang: Ja. Diesmal haben wir ein Klavierkonzert in unserem Premierenrepertoire, gespielt auf einem Klavier und auf chinesischen Instrumenten. Es wird dem Publikum also vertraut und gleichzeitig unbekannt sein. Für das Orchester ist das ein Experiment, das wir in Zukunft auch mit der Violine machen wollen. Gleichzeitig sind unsere Auftragskomponisten alle klassisch ausgebildet, so dass sie in ihren Kompositionen einen westlichen klassischen Ansatz verfolgen. Darüber hinaus hat unser Erhu-Meister Zhu Changyao persönlich das bekannte chinesische Erhu-Solostück "Erquan Yingyue" für die Zusammenarbeit mit dem Orchester adaptiert, insbesondere durch die Einführung der Harfe. Die ist ein wunderbares westliches klassisches Instrument, das hier einen neuen und schönen Klang mitbringt – und so das beste Beispiel ist für den Austausch und den Dialog zwischen Ost und West.

BR-KLASSIK: Und gibt es auch etwa Traditionelles, Folkloristisches von hier im Konzert? Vielleicht etwas Bayerisches als Zugabe?

Pang Ka-Pang: Als Zugabe spielen wir ein charakteristisches Stück aus der Inneren Mongolei von Zhang Chao, die Ouvertüre zu Rossinis "Wilhelm-Tell" und Johann Strauss' "Donner und Blitz"-Polka. Nicht direkt bayerisch also, aber zumindest ist das letztere Stück aus Wien. Aber jede Stadt hat ihr eigenes spezielles Repertoire. Und in Zukunft wollen wir das berücksichtigen und einige lokale Volksmusikstücke vorbereiten und mit unseren Instrumenten in einem neuem Stil spielen.  

Suzhou Chinese Orchestra Live

Am Samstag, 7. Oktober, beendet das Suzhou Chinese Orchestra seine Europa-Tour im Herkulessaal der Residenz in München.

Sendung: "Allegro" am 05. Oktober 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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