Pfingsten steht vor der Tür! Und das bedeutet für Regensburg seit fast 40 Jahren: "Tage Alter Musik". Am Freitag startet das Festival – mit Musik vom Mittelalter bis zur Klassik. Dabei bieten die historischen Spielstätten der Regensburger Altstadt die passende Konzertkulisse. Eine Vorschau auf die Festival-Höhepunkte.
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Vorbericht
Tage Alter Musik Regensburg 2023
Traditionsgemäß eröffnen die Regensburger Domspatzen die "Tage Alter Musik". Das kommt nicht von ungefähr, denn die drei Gründer des Musikfests – Ludwig und Christof Hartmann, sowie Stephan Schmid – waren allesamt ehemalige Domspatzen.
Gemeinsam mit dem Barockorchester "L’arpa festante" präsentiert der Knabenchor unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Heiß das Oster- und Himmelfahrtsoratorium. Im Interview mit BR-KLASSIK schwärmt Festivalleiter Ludwig Hartmann von diesem Auftaktprogramm: "Es ist eine wirklich unglaublich freudige Musik mit Pauken und Trompeten. Alles schwingt und ist voller Jubel."
Die beiden Oratorien stehen etwas im Schatten bekannter Bach-Kompositionen, wie dem Weihnachtsoratorium oder der Matthäus-Passion. Daher dürften sie dem ein oder der anderen noch nicht so geläufig sein. Doch genau das sei auch die Intention des Festivals, betont Hartmann: "Unser Publikum will unbekannte oder weniger gespielte Werke kennenlernen."
26. Mai, 20.05 Uhr live: Eröffnungskonzert mit Regensburger Domspatzen & L'arpa festante
29. Mai, 12.05 Uhr live: Tafel-Confect aus Regensburg
29. Mai, 19.05 Uhr live: Abschlusskonzert mit {oh!} Orkiestra
27. Juni, 20.05 Uhr: Contrapunctus & Holland Baroque (Konzertmitschnitte vom 26. und 27. Mai)
29. Juni, 18.05 Uhr: Hathor Consort, Pluto-Ensemble, Oltremontano Antwerpen (Konzertmitschnitte vom 27. Mai)
1. Juli, 18.05 Uhr: Alia Mens (Konzertmitschnitt vom 28. Mai)
11. Juli, 18:05 Uhr: Compagnia di Punto (Konzertmitschnitt vom 28. Mai)
27. Juli, 20.03 Uhr: Tage Alter Musik Regensburg - best of (Aufnahmen vom 26. bis 29. Mai)
Dementsprechend ist das gesamte Festivalprogramm ausgerichtet. Einer der Höhepunkte dieses Jahres ist die Aufführung der 15 Rosenkranzsonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber. Dieser gilt als einer der führenden Violinisten des 17. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Entsprechend bedeutend sind auch seine Rosenkranzmysterien, die – auf drei Konzerte aufgeteilt – an zwei verschiedenen Tagen im Alten Reichssaal von Regensburg aufgeführt werden: zuerst die fünf freudreichen, dann die fünf schmerzhaften und im dritten Teil die fünf glorreichen Mysterien, einschließlich der finalen Schutzengel-Passacaglia. Dem Publikum steht also ein wahrer "Biber-Marathon" bevor, wie es auf der Festival-Homepage geschrieben steht.
Eine Gesamtaufführung aller Sonaten in einem Konzert sei eigentlich unmöglich, erklärt Ludwig Hartmann, da die Solo-Geige zwischen den einzelnen Stücken stets anders gestimmt werden müsse und das nehme viel Zeit in Anspruch. Diese Stimm-Technik nennt man Skordatur. Sie erschließt nicht nur eine Reihe unkonventioneller Klangwirkungen, sondern bietet auch Fingerzeige auf die einzelnen Stationen des Rosenkranzes und ist somit entsprechend herausfordernd für die Violinistin Meret Lüthi. Sie ist die Leiterin des Schweizer Ensembles "Les Passions de l’Ame" und hat Bibers Werk bereits Anfang des Jahres in Kooperation mit BR-KLASSIK auf CD aufgenommen. Nun trägt sie die musikalischen Mysterien im Rahmen der "Tage Alter Musik" vor.
Eine regelrechte "Kneipenparty" hingegen steigt am Pfingstsonntag-Abend im "Festsaal Leerer Beutel". Dort feiert die norwegische Gruppe "Barokksolistene" nach 2014 und 2018 ihren bereits dritten Auftritt beim Festival. Sie versetzen das Publikum mit Musik aus Tavernen und Wirtshäusern in ein England des 17. Jahrhunderts zurück. Ludwig Hartmann schwärmt von einer "richtigen Show" und kann bisher nur den offiziellen Konzertbeginn 22:45 Uhr nennen – mehr nicht, denn: "Wir wissen noch nicht, wann es zu Ende sein wird."
Diese weiteren Ensembles sind bei der 36. Ausgabe der "Tage Alter Musik" zu Gast: Contrapunctus (Großbritannien), The Royal Wind Music (Niederlande), Oslo Circles (Norwegen) mit Countertenor David Hansen (Australien), Hathor Consort und Oltremontano Antwerpen (Belgien), Holland Baroque (Niederlande), In Echo (Großbritannien), Lucile Boulanger und Pierre Gallon (Frankreich), Alia Mens (Frankreich), Compagnia di Punto (Deutschland), Dialogos et Kantaduri (Frankreich/Kroatien), La reveuse (Frankreich), Ludus Instrumentalis (Deutschland) und Orkiestra (Polen).
Sendung: "Leporello" am 23. Mai ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK