Die Theaterakademie August Everding feiert runden Geburtstag. Seit 30 Jahren ist sie Schmelztiegel für den Nachwuchs im Schauspiel, in der Oper, der Dramaturgie und in vielen weiteren Bereichen. Was das mit Chaos zu tun hat? Zum Jubiläum blicken wir zurück und schauen ins Hier und Jetzt.
Bildquelle: Felix Löchner
Jubiläum
30 Jahre Bayerische Theaterakademie
Zeitreise zurück ins Jahr 1993: Es gab keine Handys, kein Instagram, keine Streaming-Dienste. Durch die Wiedervereinigung gab es aber mehr Theater in Deutschland. Der Osten und Berlin waren für Geneigte attraktiv, München eher "nett". Und das Prinzregententheater mitten in der Sanierungsphase. Und dennoch wurde gespielt.
Am Anfang war wirklich Chaos
Cornel Franz, mittlerweile emeritierter Professor, war damals Studiengangsleiter und erinnert sich: "Der Anfang war wirklich Chaos", wobei er gleich schmunzelnd hinzufügt: "das ist wahrscheinlich die Bestätigung von Nietzsche, der gesagt hat: 'Man muss nur Chaos in sich haben, um einen Stern gebären zu können". Ohne August Everding und seine vielen chaotischen Mitarbeiter wäre es nicht gegangen, sagt Franz.
Theatermacher August Everding | Bildquelle: picture-alliance/dpa Das Chaos hat sich gelichtet, mit den Jahren kamen immer mehr Studiengänge ans Haus. Die Vision von Theatermacher August Everding war, dass junge Theatermacher:innen gemeinsam arbeiten und voneinander lernen. Und das hat sich längst bewährt, was sich auch aktuell bei den Proben zu einer neuen "Maria Stuart" bestätigt. Die Abschlussklasse "Schauspiel" gibt kurz vor der Jubelfeier ihr Bestes. Ab dem Sommer ist Tim Richter, 21 Jahre alt, fertig mit der Ausbildung. Und er will am Theater bleiben. "Spielen, besetzt werden, auch mal auf die Schnauze fallen", sagt Richter, "einfach machen, machen, machen und dann schauen, was das Leben so für Pläne macht."
Natürlich hat sich viel verändert auf der Bühne in den letzten 30 Jahren. Inszenierungen sind performativer geworden, das klassische Erzähltheater ist weniger gefragt. Theater als Kollektiv ist eine aktuelle Entwicklung. Sebastian Baumgarten, Leiter des Studiengangs "Regie" beobachtet einen Paradigmenwechsel auf den Deutschen Bühnen: "Was das Theater betrifft, da lösen sich gerade die alten Stoffe aus den Spielplänen so langsam heraus."
Es geht darum, in einem solidarischen Miteinander zu denken.
Szene aus "Il Giasone" an der Theaterakademie August Everding | Bildquelle: Franz Kimmel
Man bearbeite die Stoffe mehr, bewege sich weg vom klassischen Interpretieren, sagt Baumgarten. Also vermittelt die Akademie natürlich Handwerk, aber auch Resilienz. Vor allem durchs Machen: "Es geht darum, in einem solidarischen Miteinander zu denken, sich die Räume zu schaffen, mit denen man in Projekte geht und das betreiben alle wirklich mit Ernsthaftigkeit." Mit Ernsthaftigkeit, aber auch mit Spiellust und Leichtigkeit, die Theater braucht. Oder um es mit Cornel Franz zu sagen: "Ich hoffe für die Akademie, dass sie noch ganz viel Chaos hat."
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