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Wettbewerb "Ton und Erklärung" Alte Lieder neu erklärt

Nicht nur Singen, auch Reden muss man können. Im Wettbewerb "Ton und Erklärung" werden Sängerinnen und Sänger gekürt, die ihre Auftritt auch moderativ gestalten. Eine neue Herausforderung. Und eine große Bereicherung.

Die Finalist:innen beim Wettbewerb "Ton und Erklärung" im Münchner Funkhaus. | Bildquelle: Kulturkreis der deutschen Wirtschaft © Johanna Lohr Fotografie.

Bildquelle: Kulturkreis der deutschen Wirtschaft © Johanna Lohr Fotografie.

Das Mahler-Lied "Ich bin der Welt abhanden gekommen" hat sie schon seit ihrer Kindheit geliebt. Lange bevor sie den deutschen Text verstanden habe, so erzählt es die junge britische Sopranistin Lila Chrisp. Gestern Abend ist sie damit beim Wettbewerb "Ton und Erklärung" des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft angetreten und hat gewonnen. Ihre Liebe zu diesem Lied konnte sie anscheinend nicht nur dem Publikum, sondern auch der Jury übergeben. So meint die Sängerin und Jury-Vorsitzende Annette Dasch, es wäre für alle keine leichte Entscheidung gewesen. Dennoch ergänzte sie: "Den Anforderungen dieses Wettbewerbs entsprechend waren die Preisträgerinnen ganz klar."

Doppelte Herausforderung: Gesang und Moderation

Und die Herausforderungen des Wettbewerbs waren eben nicht nur der Ton, also der Gesang, sondern – wie der Name des Wettbewerbs wagt -- auch die Erklärung. Es ist kein gewöhnlicher Gesangswettbewerb, denn auch die Moderation der Sängerinnen und Sängern fließt mit in die Bewertung ein. Für drei der vier Finalist:innen nochmal eine ganz besondere Hürde, so ist Deutsch doch nicht ihre Muttersprache.

Siegerin Lila Chrisp spricht im Finale Deutsch

Lila Chrisp, die Siegerin des Wettbewerbs hatte noch in den Vorrunden ihre Moderation auf Englisch gehalten, im Finale stellte sich – wie alle anderen auch – den Herausforderungen der fremden Sprache und moderierte auf Deutsch. Doch die Britin habe sich dabei viel lockerer als vorher gefühlt und sich sehr über ihre Entscheidung gefreut, vor dem Publikum auf Deutsch zu sprechen. Insgesamt sei es für sie auch eine große Ehre, mit dem Münchner Rundfunkorchester, das im vergangenen Jahr seinen 70. Geburtstag feierte, auf der Bühne im Studio Eins des Bayerischen Rundfunks Musik zu machen und am Ende den Preis anzunehmen. 

Mahler, Mozart, Donizetti - eine breite Musikauswahl

Insgesamt haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Finalrunde in drei verschieden Sprachen gesprochen – Deutsch, Französisch und Italienisch. Neben Mahler standen auch noch Opernarien von Mozart, Donizetti, Gounod, Wagner und Johann Strauß auf dem Programm. Von der Textverständlichkeit der koreanischen Sopranistin und Finalistin Hye-sook Park – die seit gerade einmal sechs Monaten in Deutschland ist – war die Jury nahezu verblüfft.

Durch den Moderationsanteil ist das unangenehm tribunalhafte von Gesangswettbewerben ziemlich weggefallen.
Annette Dasch

Am Ende wurden alle Finalist:innen und Teilnehmer:innen haushoch gefeiert, nicht nur mit Blumen, sondern auch mit viel Applaus vom Publikum und warmen Worten der Jury. Durch das besondere Format samt Moderationsanteil sei das "unangenehm tribunalhafte von Gesangswettbewerben ziemlich weggefallen", so Juryvorsitzende Annette Dasch. Sie alle seien sehr zugewandt gewesen, fühlten sich sehr angesprochen und konnten so die jungen Künstlerinnen und Künstler mit viel Empathie bewerten. Am Ende seien alle Fans von allen vier Finalist:innen gewesen und am schwierigsten sei es gewesen, den beiden leer ausgehenden Sänger:innen zu sagen, dass sie leider keinen Preis gewonnen hätten. 

Begeistertes Publikum

Wie schon die beiden Vorrunden in den vergangenen Tagen war auch die Finalrunde öffentlich. Neben Freundinnen und Verwandten haben auch einige externen Gäste beim Wettbewerb zugeschaut. Für die Sängerinnen und Sänger ein entscheidender Impuls. Denn wenn ein Großteil des Publikums begeistert auf der Stuhlkante mitfiebert, singe man auf der Bühne ganz anders als vor einer gähnenden Leere im Saal, so die Jury. Ein sich selbst als "ganz normaler Zuhörer" bezeichnender Herr hatte erst gestern von diesem Wettbewerb erfahren, war von der Darbietung im Münchner Funkhaus sehr überzeugt. Er sei zwar kein Musiker, habe aber dennoch richtig auf die Siegerin getippt.

Der Wettbewerb auf BR-KLASSIK

Ein Best-of des Finalkonzerts vom Wettbewerb "Ton & Erklärung" sendet BR-KLASSIK am 22. April ab 13.05 Uhr in Cantabile.

Wettbewerb als Karrieresprungbrett?

Der zweite Preis ging übrigens an die Sopranistin Florentine Schumacher. Mit einer Arie der Adele aus Johann Strauß Die Fledermaus erweiterte die Rheinländerin das Repertoire des Abends auch in die Sparte der Operette. Breit angelegt waren an diesem Abend also nicht nur die Anforderungen, sondern auch das Repertoire. Aus Sicht der Jury war es ein voller Erfolg, nicht nur für die Siegerin Lila Chrisp, sondern auch für alle Finalist:innen und Beteiligten. Im Schlusswort des Abends sagte Annette Dasch, sie sei überzeugt, dass diese Stimmen auch die Ohren der Vertreter:innen vieler Opernhäuser öffnen würden.

Sendung: "Allegro" am 3. April ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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