Die gefeierte Trompeterin Lucienne Renaudin Vary ist gerade mal Mitte 20, hat aber schon fünf Alben veröffentlicht. Mit neuer Platte und voller Vorfreude auf Weihnachten geht die Französin auf Deutschlandtournee.
Bildquelle: Simon Fowler - Warner Classics
BR-KLASSIK: Ihre neue CD heißt "Winter Gardens". Sie werden wohl wenig Gelegenheit haben, es sich vor Weihnachten gemütlich zu machen?
Lucienne Renaudin Vary: Das stimmt. Aber ich liebe Weihnachtskonzerte und genieße den Advent auf der Bühne.
Am Freitag, den 13. Dezember spielt Lucienne Renaudin Vary mit dem Orchestre de Chambre de Paris Werke von Mozart, Hummel, Dvořák und Tschaikowsky. Das Konzert im Prinzregententheater in München beginnt um 20 Uhr.
BR-KLASSIK: Sie gehen jetzt auf Deutschlandtournee, spielen am 13. Dezember in München und hängen am Ende noch ein paar Tage in Hamburg dran ...
Lucienne Renaudin Vary: Ja, ich bin bei den "Wintermärchen"-Konzerten in Hamburg mit dabei. Ich freue mich riesig darauf, denn ich habe vor zwei Jahren auch schon mitgemacht und habe wunderschöne Erinnerungen daran. Besonders freue ich mich darauf, mit Daniel Hope zu spielen. Das wird ein tolles Erlebnis. Außerdem liebe ich die Akustik der Elbphilharmonie.
BR-KLASSIK: Wie verbringen Sie Weihnachten in Hamburg?
Lucienne Renaudin Vary: Ich freue mich auf die Weihnachtsmärkte und heiße Schokolade. Im Hotelzimmer werde ich üben, um für die Konzerte fit zu sein.
BR-KLASSIK: Haben Sie ein Lieblings-Weihnachtslied?
Lucienne Renaudin Vary: Ja, "Have Yourself a Merry Little Christmas" – es ist auch auf meinem neuen Album.
BR-KLASSIK: Was reizt Sie speziell an der Trompete?
Lucienne Renaudin Vary: Als ich anfing, die Trompete zu spielen, dachte ich nicht daran, dass das ursprünglich ein Militärinstrument war, sondern mir hat einfach der Klang gefallen. Was mich an der Trompete besonders fasziniert, ist die Tatsache, dass jeder Musiker einen ganz eigenen, persönlichen Klang erzeugen und seinen eigenen Stil entwickeln kann. Das mag ich sehr. Die Trompete kann auch ganz warme Töne produzieren, sie ist da sehr vielseitig. Für mich ist meine Trompete wie meine Stimme (lacht).
BR-KLASSIK: Ist der Klang besonders nah an der menschlichen Stimme?
Lucienne Renaudin Vary: Ja, ich finde schon. Wir atmen wie Sängerinnen und Sänger. Und ich liebe es, mit meiner Trompete zu singen!
BR-KLASSIK: Sie haben Klassik und Jazz studiert. Geht das beides zusammen?
Lucienne Renaudin Vary: Sie haben recht, viele Leute wollten mich dazu bringen, mich für eine Sache zu entscheiden – Klassik oder Jazz. Aber das konnte ich einfach nicht, denn ich habe beides in meiner DNA. Ich habe mich von Anfang an beiden Stilrichtungen gewidmet, und dabei befruchtet jede Seite die andere. Ich liebe es zu improvisieren, was es in der klassischen Musik ja nicht gibt. Und ich spiele mit Begeisterung klassische Musik. Ich liebe einfach beides.
BR-KLASSIK: Sie können dann auch sehr schnell umschalten?
Lucienne Renaudin Vary: Ja, wenn man von Anfang an beide Stile lernt, dann ist das wie bei einem Kind, das zweisprachig aufwächst. Dann ist es ganz einfach.
BR-KLASSIK: Ich habe gehört, Sie spielen barfuß auf der Bühne. Stimmt das?
Lucienne Renaudin Vary: Ja, das ist richtig. Da fühle ich mich wohl und geerdet und kann mich frei bewegen. Ich muss die Musik spüren, sonst würde das für mich nicht funktionieren.
BR-KLASSIK: Und das machen Sie auch im Winter so?
Lucienne Renaudin Vary: Ja, ja, damit habe ich inzwischen viel Erfahrung.
BR-KLASSIK: Im Sommer spielten Sie den Abendchoral vom Michelturm. Sie sind auch Preisträgerin der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern 2024. Haben Sie in Deutschland besonders viel Erfolg?
Lucienne Renaudin Vary: Ich liebe Deutschland und bin hier gerne auf Tournee. Besonders freue ich mich auf die Dezember-Termine. Außerdem würde ich wirklich gerne Deutsch sprechen - ich mag die Sprache sehr. Da muss ich mich mal hinsetzten und anfangen zu lernen. Und ich habe in Deutschland immer ein tolles Team, was die Arbeit hier zu einer echten Freude macht.
In Deutschland gibt es für klassische Musik so viele Möglichkeiten.
BR-KLASSIK: Wie kam es zu dieser besonderen Verbindung?
Lucienne Renaudin Vary: In Deutschland gibt es für klassische Musik einfach so viele Möglichkeiten. Es gibt so viele Theater und Opernhäuser und überall steht klassische Musik auf dem Programm. Deswegen gefällt es mir dort so gut. Ich kann tolle Konzerte geben und treffe immer nette Leute.
BR-KLASSIK: Mehr als in Frankreich?
Lucienne Renaudin Vary: In Frankreich gibt es auch viele Festivals und schöne Säle, aber natürlich nicht so viele wie in Deutschland.
Sendung: "Leporello" am 3. Dezember 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK.
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