Sie ist eine Multiinstrumentalistin: Izabella Effenberg. Neben dem Vibraphon spielt sie noch unzählige andere Instrumente. Einige davon sind richtig exotisch. Am Donnerstag spielt sie beim "Passagen"-Konzert in Fürth. Auch da hat sie mehrere Instrumente dabei. Izabella Effenberg bekommt nicht genug davon, neue Klänge zu entdecken.
Bildquelle: Mariusz Kuraszkiewicz
BR-KLASSIK: Izabella Effenberg, Sie sind eine echte Multiinstrumentalistin. Wie sieht denn eigentlich Ihr Musikzimmer aus?
Izabella Effenberg: Das ist sehr kompliziert. Ich wohne zusammen mit meinem Mann, der auch Musiker ist. Mein Sohn spielt auch verschiedene Instrumente. Und die Instrumente stehen überall in der Wohnung. Wenn ich mich auf ein bestimmtes Konzert vorbereite, dann muss ich das auch alles im Blick haben. Das bedeutet, die Instrumente stehen dann tatsächlich in jedem Raum. Die Glasharfe ist zum Beispiel ganz oft in der Küche, weil ich sie da ganz gut auf den Tisch stellen kann. Das große Marimbaphon ist im Keller. Da steht auch mein Vibraphon. Mein Hackbrett hingegen, das ist ein neues Instrument für mich, steht im Wohnzimmer – zusammen mit dem Flügel, dem Schlagzeug und dem Xylophon.
BR-KLASSIK: Das klingt wirklich spannend. Aber im Badezimmer sind vermutlich keine Instrumente aufgestellt, oder?
Izabella Effenberg: (lacht) Nein, da wäre auch wirklich kein Platz mehr.
BR-KLASSIK: Was schätzen Sie denn: Wieviele Instrumente haben Sie?
Izabella Effenberg: Ich habe tatsächlich noch nicht nachgezählt. Es gibt natürlich ein paar größere Instrumente, meine Hauptinstrumente: Vibraphon, Marimba, Glasharfe oder große Kalimba, Array Mbira oder auch Steeldrum. Aber es finde sich darunter auch kleinere Instrumente. Ich habe zum Beispiel 30 Glasschalen, die wurden mal für eine Glasharmonika gebaut. Dann haben sie aber doch nicht zusammengepasst, und ich habe die bekommen. Ich dachte, vielleicht mache ich irgendwann etwas damit.
Die traditionelle afrikanische Mbira. | Bildquelle: picture alliance / Dorling Kindersley | Geoff Dann
BR-KLASSIK: Jetzt haben Sie gerade Instrumente genannt, die vielleicht nicht jeder kennt. Was ist zum Beispiel die Mbira? Das ist doch dieses afrikanische Daumenklavier mit diesen Metalllamellen, die man so zupft...
Izabella Effenberg: Genau. Aber meine Kalimba oder große Mbira ist ein modernes Instrument. Das kommt nicht mehr aus Afrika. Ein Wissenschaftler aus den USA hat sich diese moderne Form des Instruments ausgedacht. Und ich habe auch alle chromatischen Töne. Das Lustige ist nur: Die liegen komplett woanders, als man es vom normalen Klaviersystem gewohnt ist.
BR-KLASSIK: Wie kommen Sie eigentlich zu solchen Instrumenten? Finden Sie die irgendwo auf Reisen? Oder wie genau darf ich mir das vorstellen?
Izabella Effenberg: Das ist ganz unterschiedlich. Als Kind bin ich mit klassischer Musik aufgewachsen. Da hatten wir schon viele Schlagwerkinstrumente. Und mein Interesse für alles Mögliche wurde geweckt. Dann habe ich hier in Deutschland Vibraphon und Marimba studiert. Und dann habe ich durch totalen Zufall diese große Kalimba entdeckt. Ich habe mich gleich in dieses Instrument verliebt. Und dann habe ich auch angefangen, kleinere Kalimbas zu sammeln, weil ich die Klänge miteinander vergleichen wollte.
Mein Interesse für unterschiedliche Klänge wächst immer weiter.
Izabella Effenberg spielt Glasharfe | Bildquelle: K. B. Pfeiffer
Und bei der Glasharfe war es so, dass ich schon immer von diesem Instrument geträumt habe. Ich habe sogar angefangen, Gläser zu suchen. Dann aber habe ich ein Glasduo kennengelernt, ein Ehepaar aus Danzig, das die größte Glarharfe der Welt spielt. Ich konnte sich hier zu einem Festival einladen. Und sie haben mir gesagt, dass sie dieses Instrument nun auch selbst bauen und ich eines bei ihnen kaufen kann. So habe ich die Instrumente Schritt für Schritt gesammelt. Manchmal war es auch einfach Zufall. Ein Freund hat mir letztes Jahr ein Hackbrett geschenkt. Und da dachte ich: Wow, das ist auch total spannend. Denn diese Familie der Hackbretter sehen je nach Epoche oder Ländern komplett unterschiedlich aus. Mein Interesse für unterschiedliche Klänge wächst immer weiter.
BR-KLASSIK: Jetzt bei dem Konzert "Sisters in Jazz International" in Fürth haben Sie auch viele verschiedene Instrumente dabei – unter anderem Sundrum und Waterphone. Können Sie uns kurz erklären, was das eigentlich ist?
Izabella Effenberg: Das Waterphone ist so ein Metallteil, wo man auch ein bisschen Wasser reintun kann. Dieses Instrument ist für die Filmmusik entstanden. Es wird auch in der klassischen Musik benutzt. Zum Beispiel bei Weltraum- und Sphärenklängen, passt es gut. Es ist ein bisschen horrormäßig. Auch in "Matrix" kann man es hören. Und die Sundrum ist eigentlich eine kleine Trommel, die zwölf Schlitze hat. Und die haben Magneten. Dadurch kann man die Geräusche variieren. Die Trommel ist etwas moderner. Sie hat auch unten ein Mikrophon, so dass man das auch lauter machen kann.
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Izabella Effenberg & Bugge Wesseltoft Vibraphonissimo 2024
BR-KLASSIK: Jetzt in Fürth treten Sie mit sechs Musikerinnen aus ganz unterschiedlichen Ländern auf. "Sisters in Jazz" nennen Sie sich. Wie haben Sie sich denn gefunden?
Sisters in Jazz | Bildquelle: Simon Rosenbauer
Izabella Effenberg: Die Idee ist, dass sich Frauen in der improvisierten Musik vernetzen können. Ein paar von uns organisieren die Konzerte, und wir haben unterschiedliche Besetzungen. Wenn es finanziell möglich ist, kann ich auch Musikerinnen aus dem Ausland einladen. Das ist ein wichtiges Netzwerk, weil wir tatsächlich verschiedene Ebenen haben, auf denen wir uns austauschen möchten. Dabei geht es natürlich um Musik, aber auch um Musikbusiness oder das Leben. Viele von uns haben Kinder. Und da ist es dann auch spannend, wie sie ihr Leben meistern.
BR-KLASSIK: Es ist ja schon komisch: Wenn nur Männer in einer Band spielen, dann fällt es niemanden auf. Das ist irgendwie normal. Aber wenn nur Frauen in der Band spielen, dann horcht man doch auf. Haben wir immer noch ein Problem mit Benachteiligung von Frauen im Jazz?
Izabella Effenberg: Das ist für mich schwer zu sagen. Ich höre dazu immer verschiedene Meinungen. Aber ich glaube, ohne Unterstützung von der Familie, von dem Mann oder den Großeltern, ist es sehr schwer, das alles zu schaffen. Man möchte sich natürlich als Künstlerin verwirklichen und den eigenen Beruf weitermachen. Aber mit einem kleinen Kind zu Hause ist das eine Herausforderung. Man ist ein bisschen zerrissen zwischen zwei Welten. Man möchte dem eigenen Kind so viel geben wie möglich, aber gleichzeitig möchte man auch die eigenen Sachen weitermachen. Und man sieht sich auch manchmal mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert. Man möchte zum Beispiel eine CD aufnehmen und weiß nicht, wie man das Geld dafür organisieren kann. Oder wenn man für ein paar Tage nicht zu Hause ist, muss man auch das erstmal organisiert bekommen.
Donnerstag, 13. Februar 2025 um 20 Uhr
im Kulturforum Fürth
mit Izabella Effenberg
BR-KLASSIK sendet den Mitschnitt des Konzerts am 27. Februar um 20:03 Uhr.
BR-KLASSIK: Kommen wir zum Schluss noch zu Ihrem Instrument, dem Vibraphon. Was sind denn die drei besten Eigenschaften des Vibraphons?
Izabella Effenberg am Vibraphon | Bildquelle: Izabella Effenberg
Izabella Effenberg: Das ist eine schwierige Frage. Ich würde sagen, man kann den Klang verlängern, weil man auch ein Pedal dafür hat. Manche Musiker benutzen auch Vibrato, so dass der Klang ein bisschen vibriert. Mein Vibraphon hat das allerdings nicht, weil man das im Jazz nicht so verwendet. Der Klang ist ein bisschen kalt, würde ich sagen. Aber er ist sehr schön, auch ziemlich hoch. Ich finde, das mischt sich auch gut mit anderen Instrumenten. Aber ich ganz persönlich freue mich, dass ich auch meine anderen Instrumente wieder dabei habe. Die Mbira zum Beispiel bietet etwas Warmes oder Tieferes, die Steeldrum etwas Superenergetisches und sehr Lautes, und die Glasharfe wieder etwas Fragiles. Durch diese verschiedenen Instrumente habe ich einfach mehr Möglichkeiten. Sie schaffen einen ganzen Klangkosmos, volle Farbpaletten.
Sendung: "Leporello" am 12. Februar 2025 ab 16:03 Uhr auf BR-KLASSIK
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