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Üben wie die Profis Nicht über eigene Grenzen gehen

"Die Stelle geht noch nicht, die musst du mehr üben." Der Satz kommt vielen Musikerinnen und Musikern bekannt vor. Der Tubist Andreas Martin Hofmeir empfiehlt allerdings das Gegenteil: üben, was gut geht! Was Pizza backen damit zu tun hat...

Tubist Andreas Martin Hofmeir | Bildquelle: picture alliance / dpa

Bildquelle: picture alliance / dpa

"Wenn man übt, was man nicht kann, macht man Fehler. Und zwar reihenweise am Stück", sagt Tubaspieler Andreas Martin Hofmeir. "Wenn ein Ton nicht funktioniert, spielen manche ihn 40 Mal, und beim 40. Mal funktioniert er. Dann sind sie zufrieden und sagen: 'Super, jetzt hab ich das geschafft'." In Wirklichkeit haben sie aber 39 Mal den Ton nicht richtig gespielt, so Hofmeir. Und das hat Konsequenzen: "Der Körper ist eine Sau. Das Gedächtnis merkt sich einfach nur die Sachen, die man am häufigsten gemacht hat."

Üben mit der Pizza-Taktik

Der Tubaspieler empfiehlt deshalb: Lieber die Dinge üben, die schon gut gehen und sich dabei behutsam an die eigenen Grenzen herantasten – um sie nach und nach auszuweiten. So, als wolle man einen Pizzateig ausrollen. "Man geht immer mit dem Nudelholz quasi in die Mitte des Teigs und rollt behutsam an den Rand. Aber man rollt nie drüber, sonst reißt der am Ende. Vor dem letzten Wulst dreht man um, geht wieder in die Mitte und rollt neu aus. Dann verschiebt sich dieser Teigrand immer weiter nach außen."

Übung macht den Meister

15 Übe-Strategien für das heimische Musizieren finden Sie hier.

Andreas Martin Hofmeir Tuba | Bildquelle: Philippe Gerlach Der Tubaspieler Andreas Martin Hofmeir empfiehlt beim Üben die "Pizza-Taktik". | Bildquelle: Philippe Gerlach Andreas Martin Hofmeir nennt das die "Pizza-Taktik". Sie eignet sich beispielsweise für sehr hohe Töne auf der Tuba. Denn die fallen vielen nicht leicht. "Wenn man zum Beispiel ein b nicht mehr spielen kann, weil einem das zu hoch ist, und das a aber noch geht, dann sollte man nicht das b üben, sondern das a. Man spielt das a immer wieder und versucht das a immer noch schöner und noch leichter zu machen, und irgendwann probiert man wieder das b. Wenn es nicht geht, spielt man sofort wieder das a und wiederholt nicht das b, sondern spielt immer den Ton, der noch gut geht. Und irgendwann geht das b automatisch."

Erreichbare Ziele, um sich kompetent zu fühlen

Auch der Musikpsychologe und -pädagoge Daniel Fiedler rät, im Rahmen zwischen Unter- und Überforderung zu bleiben. Das ist schon in Hinblick auf die Motivation wichtig, sagt der. "Es gibt die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan, nach der Kompetenz ein psychologisches Grundbedürfnis ist. Was ich erreichen möchte im Üben, ist, dass ich mich kompetent fühle. Heißt, wenn ich mir eine Grenze vornehme, die ich noch gar nicht erreichen kann, fühle ich mich immer inkompetent, weil ich das hohe b zum Beispiel noch gar nicht spielen kann." Schlussfolgerung: Wer übt, sollte sich Grenzen setzen, die erreichbar sind, eventuell mit klar geplanten Zwischenzielen. "Um gerade hier seine intrinsische Motivation nicht zu verlieren und sich kompetent zu fühlen", so der Musikpsychologe.

Fazit: Wer übt, sollte sich an seine Grenzen herantasten, aber nie drübergehen. Das lässt sich auch auf das Berufsleben übertragen, meint Daniel Fiedler. "Wenn ich mich überfordert fühle, beginne ich zu prokrastinieren und mache vielleicht noch weniger, weil ich Respekt oder sogar Angst davor habe. Im Alltag oder auch im Berufsleben wäre es sehr sinnvoll, zu fragen, welche Zwischenschritte muss ich mir setzen, um ans Ziel zu kommen? So dass das, was mich überfordern könnte, gar nicht mehr so schlimm erscheint."

Sendung: "Allegro" am 7. Februar 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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