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Lieber komponieren als beten? So sieht es aus, wenn man sich mit der Lebensgeschichte von Valentin Rathgeber beschäftigt. Der komponierende Mönch aus Oberelsbach in Unterfranken soll aus seinem Kloster geflohen sein. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Kloster Banz ist ein echter Hingucker: Auf einer Anhöhe im malerischen Maintal unweit von Bad Staffelstein thront es, von weithin sichtbar in dort typischem Sandsteingemäuer. Das war auch schon 1707 so, als Valentin Rathgeber bei den Benediktinern erstmals anklopfte und es für gut empfand: Er wurde Ordensbruder, und bis zu seinem Tod 1750 sollte der barocke Prachtbau seine Heimat bleiben – bis auf einen Urlaub von eher biblischem Ausmaß.

Anekdote vom aufsässigen Mönch

Der Benediktinermönch Valentin Rathgeber soll aus Kloster Banz abgehauen sein. | Bildquelle: picture alliance/dpa | Pia Bayer "Er war immerhin fast neun Jahre unterwegs, im In- und Ausland, bis nach Westungarn ist er gekommen", sagt Berthold Gaß. Er ist Präsident der Valentin-Rathgeber-Gesellschaft und kennt natürlich die berühmteste Anekdote. Angeblich soll der komponierende Mönch aus dem Kloster ausgebüxt sein: "Mittlerweile gibt es Quellen, dass Rathgeber im Kloster St. Gallen in der Schweiz einen Entlassbrief seines Klosters dabei hatte. Also ganz so, dass er geflüchtet ist, ohne dem Abt Bescheid zu geben, kann's nicht gewesen sein. Wir vermuten eher, dass er Kontakt mit seinem Kundenkreis aufnehmen und für seine Musik werben wollte, letzten Endes Impulse sammeln wollte."

Ein aufsässiger Mönch, der lieber komponieren will: Die Geschichte ist einfach zu gut, um nicht zu überleben. Trotzdem wirft sie das Licht etwas zu stark auf das ohnehin hell erstrahlte Kloster Banz, das seit 2010 auch ein eigenes Rathgeber-Denkmal hat. Aber Rathgebers Spuren in Bayern – da gibt’s noch weit mehr, und dafür muss man ganz hoch in den Nordwesten.  

Rathgebers Wurzeln in Oberelsbach

In Rathgebers Geburtstadt Oberelsbach erinnert heute ein Brunnen an den komponierenden Mönch. | Bildquelle: picture-alliance/dpa Geboren ist Valentin Rathgeber in Oberelsbach.1682 war das, in diesem kleinen Dorf, heute im hintersten unterfränkischen Zipfel gelegen, gut 2.000 Einwohner. Das Geburtshaus ist mittlerweile ein Museum, dort lagert fast der gesamte Nachlass Rathgebers. "Das sind knapp 10.000 DIN-A4-Seiten, die wir im In- und Ausland zusammengetragen haben", sagt Berthold Gaß. Er ist selbst gebürtiger Oberelsbacher. In den 1990ern hat er, gemeinsam mit anderen passionierten Laien, die Rathgeber-Gesellschaft gegründet: "Es gibt ja von der damaligen Zeit keine Partituren, wie wir sie heute kennen, nur einzelne Stimmen. Die wieder in moderne Notenschrift zu bringen, und sie zu sammeln, das ist das eine, was wir machen. Im zweiten Schritt führen wir die Musik dann wieder auf und machen sie erlebbar."

Musik ohne Firlefanz

So lernen wir Musik kennen, die tänzelt und gute Laune macht, ohne barockes Brimborium und verkopfte Fugen. "Es ist die Einfachheit, die Leichtigkeit, die 'Lieblichkeit', wie Rathgeber selbst schreibt, dass es ins Ohr geht, man kann die Musik einfach mitsingen", so Berthold Gaß.

Und Valentin Rathgeber heute? Das ist nicht nur eine schöne Anekdote und ein Denkmal auf Kloster Banz. Das ist auch eine Reise wert nach Oberelsbach, zu Museum und Co., sagt Gaß: "Es gibt mittlerweile auch einen Brunnen am Marktplatz, der ihm gewidmet ist. Und die Grundschule trägt auch seinen Namen. Ich glaube schon, dass er als großer Sohn der Gemeinde im Bewusstsein verankert ist."

Sendung: "Allegro" am 10. Dezember 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK