Ein verschollen geglaubter Brief von Mozart ist wieder aufgetaucht. Darin bietet er Klavierkonzerte und Haydn-Quartette an. Am 5. Dezember wird das einzigartige Dokument mit Seltenheitswert online versteigert.
Bildquelle: picture-alliance / IMAGNO/Austrian Archives
"Sie geben mir 30 Louis d'or dafür, und damit ist unser Handel gemacht." So lautet das Angebot, das Mozart in dem wiederentdeckten Brief an den Verleger unterbreitet. Für die genannte Summe von 30 französischen Goldmünzen bot er drei Klavierkonzerte an. Zusätzlich stellte er sechs Streichquartette in Aussicht, die heute als die berühmten "Haydn-Quartette" bekannt sind. Ihren Wert schätzte Mozart bereits damals hoch ein: Diese wollte er nicht unter 50 Louis d'or abgeben.
Der Brief stammt aus einer turbulenten Zeit in Mozarts Leben. Im Jahr 1783, als er den Brief schrieb, war der damals 27-Jährige dabei, sich als freischaffender Künstler in Wien zu etablieren. Erst ein Jahr zuvor hatte er Constanze gegen den Willen seines Vaters geheiratet, und seine Oper "Die Entführung aus dem Serail" war frisch uraufgeführt worden.
An der Echtheit des Briefes bestehen nach Expertenmeinung kaum Zweifel. Ulrich Leisinger von der Stiftung Mozarteum in Salzburg erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass Inhalt und Gestaltung des Briefes der Fachwelt bereits bekannt gewesen seien. Zudem wurden Papier und Tinte auf Echtheit geprüft, wie ein weiterer Experte der dpa berichtete.
Der Brief galt über Jahrzehnte als verschollen, bis er nun in den Archiven einer französischen Familie entdeckt wurde. Laut Angaben des Auktionshauses "International Autograph Auctions Europe" in Marbella wird das Dokument am 5. Dezember online versteigert.
Der Wert des Briefes wird auf bis zu 150.000 Euro geschätzt. Unter den erhaltenen Briefen von Mozart hat dieses Schreiben einen besonderen Stellenwert, da es zu den wenigen Dokumenten gehört, die seine Korrespondenz mit Verlagen beleuchten. Laut Leisinger zeigt der Brief Mozart als Geschäftsmann und hebt seinen Unternehmergeist hervor. Auch das Auktionshaus betont diesen Aspekt: Der Brief werfe ein neues Licht auf den Komponisten, der vor allem für sein künstlerisches Genie bekannt ist.
"18 Dukaten. Monatlich." Mozart rechnet seinem Vater vor, dass er sich leisten kann zu heiraten.
Übrigens: Wolfgang Amadeus Mozart wird selten als Unternehmer wahrgenommen – diese Rolle wurde eher seinem Vater Leopold zugeschrieben. Während Wolfgang als impulsiv, egozentrisch und wenig geschickt im Umgang mit Geld galt, war Leopold der Manager, der seinen Sohn durch ganz Europa reiste und ein Netzwerk für ihn aufbaute. Wolfgang hingegen schätzte zwar den Wert seines Talents, stand aber oft im Konflikt mit der Geschäftsperspektive seines Vaters. Diese Spannungen führten schließlich zur Abkühlung ihrer Beziehung.
Sendung: "Leporello" am 29. Novemver 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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