Beim 8. Internationalen Violinwettbewerb Henri Marteau in Lichtenberg und Hof sind die Würfel gefallen. Den 1. Preis hat die 24-jährige Geigerin Hawijch Elders aus den Niederlanden erhalten. Ihr Erfolgsrezept: Risiko!
Bildquelle: ©Sebastian Steinel/Hofer Symphoniker
Nach einer dem Lockdown geschuldeten Corona-Auszeit ist der Internationale Violinwettbewerb Henri Marteau erfolgreich auf die oberfränkischen Bühnen in Lichtenberg und Hof zurückgekehrt. Organisiert von den Hofer Symphonikern haben sich in den letzten zwei Wochen 62 Geiger*innen aus 23 Ländern präsentiert. Durchgesetzt hat sich am Ende die 24-jährige Niederländerin Hawijch Elders und tritt damit die Nachfolge von Lorenz Chen an.
Überzeugt hat Hawijch Elders die Jury wohl auch mit ihrem Mut zum Risiko im Finale. Dort trumpfte sie mit dem eher selten zu hörenden Violinkonzert Nr. 1 D-Dur von Niccolò Paganini auf. "Das Paganini-Konzert liebe ich schon seit meiner Kindheit" sagt die Geigerin im BR-KLASSIK-Interview. "Und es ist eines der Stücke, die mich letztlich zur Geige gebracht haben. Ich wollte mich deshalb unbedingt selbst herausfordern und es erarbeiten. Hier in Hof habe ich es jetzt zum ersten Mal gespielt. Und es hat sich gelohnt.“
Doch auch in den vorangegangenen Runden konnte sie bereits Sonderpreise für die beste Interpretation der Werke von Johann Sebastian Bach, Max Reger und Henri Marteau einheimsen. Für den langjährigen Jury-Vorsitzenden Gilbert Varga ist ihr Sieg daher fraglos verdient. "Sie war immer sehr klar in der Aussage. Eine Persönlichkeit, die Konstanz bewiesen und keine Schwächen gezeigt hat. Und das ist in unserem Beruf sehr wesentlich."
Entsprechend freudestrahlend nahm Hawijch Elders die zahlreichen Preise beim Galakonzert am vergangenen Samstag in der Freiheitshalle Hof in Empfang, gab sich im Anschluss dann aber ganz bescheiden. "Ich will immer weiter lernen, mich verbessern und natürlich etwas an das Publikum zurückgeben." Dazu wird sie schon bald Gelegenheit bekommen. Für den Herbst ist eine Rückkehr zu den Hofer Symphonikern und eine Kammermusikproduktion mit BR-KLASSIK Franken geplant.
Wettbewerbsteilnehmer Min-Chun Teng | Bildquelle: BR Neben Hawijch Elders durften sich noch weitere Teilnehmer*innen über Auszeichnungen freuen. Mit einem 2. Preis wurde die Chinesin Xunyue Zhang bedacht, der Österreicher Julian Walder erhielt einen 3. Preis sowie den Preis der zehnköpfigen Jugendjury, die sich aus jungen talentierten Geiger*innen der Musikschule der Hofer Symphoniker zusammensetzt. Den beliebten Publikumspreis gewann mit Teofil Milenkovic aus Italien dagegen ein Finalist, der seitens der Jury leer ausgegangen war. Für Gilbert Varga eine ganz natürliche Sache: "Es gibt Künstler, die von Kritikern oder den so genannten Insidern nicht gewürdigt werden, aber beim Publikum unglaublich ankommen. Und wieder andere, bei denen das umgekehrt ist. Wir spielen ja in der Kunst und nicht im Sport, wo man messen kann."
Bis zum nächsten Wettbewerb dauert es nun wieder drei Jahre. Finanziell muss sich das Organisationsteam um die Intendantin der Hofer Symphoniker, Cora Bethke, dabei immerhin keine Gedanken machen. Der Bezirkstagspräsident Oberfrankens, Henry Schramm, sicherte dem Wettbewerb auf der Bühne die volle Unterstützung zu. Für die nächsten 100 Jahre könne er zwar nicht garantieren, aber zumindest in seiner Amtszeit bestehe da kein Zweifel. Beste Voraussetzungen also, um in einen Wettbewerb zu investieren, der sich mit Alleinstellungsmerkmalen wie der Unterbringung von Teilnehmer*innen in Gastfamilien seit seiner ersten Ausgabe im Jahr 2002 auch international einen Namen gemacht hat.
Sendung: "Allegro" am 7. Mai ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Mittwoch, 10.Mai, 08:37 Uhr
Traudel Schneider
Galakonzert 6.Mai
Dieses Galakonzert ist immer eine Reise wert. Ich freue mich immer für die jungen Interpreten und habe großen Respekt vor ihrem Fleiß und Können.
Was auch bei diesen klassischen Events beachtet werden sollte, ist die geistreiche und mal etwas lockere Moderation des Moderators. Eine gute Wahl. Erfrischend und belebend und bricht etwas mit der oft steifen, ernsten Tradition von klassischen Darbietungen. Auch Moderatoren sollten gewürdigt werden. Mit freundlichen Grüßen. E.Schneider