Ein dunkles Eifersuchtsdrama trifft auf eine höllisch schwierige Partitur: Die Oper "Written on Skin" von George Benjamin und Martin Crimp feiert ihre Premiere in einer Produktion der Theaterakademie August Everding. Ein Probenbesuch.
Bildquelle: Cordula Treml
Der Saal ist dunkel, alles auf der Bühne wirkt staubig und leblos. Wie versteinert. In diesem surrealen Raum stehen Giraffen, ein Motorrad und ein Kontrabrass zwischen Bäumen und einem Sofa. Irgendwie schaurig ist der erste Eindruck dieser Produktion der Oper "Written on Skin" von George Benjamin und Martin Crimp. Auf die Bühne gebracht von der Theaterakademie August Everding, dem Münchner Rundfunkorchester und der Münchner Musikhochschule.
In der Hauptprobe herrscht angespannte Vorfreude. "Written on Skin" ist ein Klassiker des zeitgenössischen Musiktheaters. Hier wird er nun das erste Mal als studentische Produktion an einer Hochschule inszeniert. "Und das ist wirklich keine Selbstverständlichkeit, weil das Stück enorme Anforderungen mit sich bringt", erklärt Jurij Kowol, einer der Dramaturgen. Allein durch die Orchestergröße sei es anspruchsvoll, außerdem sei es eine große Herausforderung, diese Partien überhaupt singen zu können: "Dass man auf Gesangsstudenten zurückgreifen kann, die das können, auf diesem sehr hohen Niveau, das ist etwas Besonderes", führt Kowol aus.
"Make me a book", also "fertige mir ein Buch", singt der tyrannische Protector, eine der fünf Rollen der Oper. Er beauftragt einen Künstler, genannt "The Boy", für ihn ein Buch zu malen. Agnes, die Frau des Protectors, beginnt daraufhin eine Affäre mit dem Boy. Eine Eifersuchtsgeschichte nimmt ihren Lauf. Und endet damit, dass Agnes das Herz des getöteten Künstlers serviert bekommt. Als sie erfährt, was sie da gegessen hat, springt sie durch ein Fenster in den Tod. Trotzdem bleibt es eine Emanzipationsgeschichte voller Erotik und Gewalt, erzählt mit starken Bildern.
Junge Menschen in Bayern – wir wollen wissen: Wie tickt Ihr, was wollt Ihr, was mögt Ihr? Im BR-Programm drehen sich viele Inhalte um Euch: im Radio, im BR Fernsehen, auf Social Media, in den Mediatheken und vor Ort zum Mitmachen. #jungesBayern
Inhaltlich und musikalisch ist das nicht einfach, weiß Regisseur Balazs Kovalik: "Und das ist das, was hier so interessant ist, dass es sehr oft in die andere Richtung geht und piano pianissimo gefordert wird, obwohl man schreien oder brüllen möchte in der Rolle."
Zum ersten Mal überhaupt eine Hauptrolle zu singen, ist anstrengend. Immer in Bewegung sein, singen in allen möglichen Positionen. Eine Herausforderung, der sich Annabelle Kern als Agnes gerne stellt. Ihr hat es geholfen, sich mit ihrer Rolle zu identifizieren. Da hilft es, dass die äußeren Attribute der Figur im Libretto ganz genau beschrieben sind – und auf Annabelle Kern selbst auch zu treffen: "Sie hat langes, dunkles Haar. Ich habe lange, dunkle Haare. Sie hat graue Augen. Ich habe graue Augen. Das war für mich einfach sofort eine Verbindung zu ihr. Ich konnte mich irgendwie sehr in sie hineinversetzen, und erspüren, wie sich das anfühlt, durch diese Geschichte zu gehen."
Ursprünglich wurde die Agnes der berühmten Barbara Hannigan auf den Leib geschrieben. Annabelle Kern tritt also in große Fußstapfen. Und das mit Selbstbewusstsein: "Ich hoffe, ich kann da einfach auch einen Funken Annabelle Kern hinzufügen und mein Ding draus machen."
Premiere am Freitag, 21. März 2025, 19:30 Uhr, Prinzregententheater, München
Sendung: "Allegro" am 21. März 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (0)