Von Hof nach New York, Gänsehautmomente inkludiert: Mitglieder des Schulchors vom Jean-Paul-Gymnasium und der St. Michaeliskantorei aus Hof haben in der Carnegie-Hall in New gesungen. Gemeinsam mit sieben Chören aus der ganzen Welt führten sie das Requiem von Karl Jenkins auf.
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Da stehen sie, auf einer der berühmtesten Bühnen der Welt: Rund 200 Sängerinnen und Sänger aus allen Ländern singen das Requiem des walisischen Komponisten Karl Jenkins. Der Veranstalter DCINY, der dieses Konzert seit Jahren mit neuen Stimmen inszeniert, hatte die Oberfranken und Rheinland-Pfälzer im Netz entdeckt. Georg Stanek, der Leiter der St. Michaeliskantorei Hof, kann es noch immer nicht glauben. "Eigentlich unglaublich. Zuerst hatte ich das als Fake-Mail abgetan, denn so etwas erlebt man nicht alle Tage: Sankt Michaeliskantorei und Carnegie Hall – das sind eigentlich zwei Paar Stiefel, das ist ein Unterscheid wie Feuer und Wasser." Auch die Schulleitung des Jean-Paul-Gymnasiums in Hof bekam eine E-Mail aus dem Big Apple, die Chorleiterin Maniana Füg zunächst für einen schlechten Witz hielt.
Doch der Vergleich von Feuer und Wasser passt: Das merken die Sänger bei den harten Proben, mit denen der renommierte Dirigent Jonathan Griffith die Sänger aller Altersgruppen auf Linie bringt. Schließlich bereite er sie auf nichts Geringeres als die Carnegie Hall vor. Über 150 Konzerte hat Griffith dort schon dirigiert: Für die USA sei die weltberühmte Halle ein Zentrum der Musik. Und diese Musikerinnen und Musiker aus Oberfranken und Rheinland-Pfalz hätten nun einen großen Meilenstein in ihrer Karriere genommen.
St. Michaeliskantorei und Chor des Jean Paul Gymnasiums Hof bei der Generalprobe in der Carnegie Hall New York | Bildquelle: privat/St. Michaeliskantorei Hof Birgit Ensminger-Busse, die Leiterin des Bad Kreuznacher Chors "Capriccio", hat besonders bei den Proben oft darüber nachgedacht, welch wertvolle Angelegenheit das Singen ist: "Wie man sich als Person in das Ganze einbringen muss, welche hohe Konzentration man braucht, um all das zu befolgen, was der Dirigent vorne sagt – wenn man das Chorsingen ernst nimmt, ist es eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Und das wird leider in unserer Gesellschaft etwas geringgeschätzt."
Erfahrungen für sich selbst zu machen und auch fürs Singen viel Neues zu lernen, aber auch einfach in New York zu sein und in der Carnegie Hall zu singen: Das sei einfach unglaublich und pure Freude – so der Tenor unter den strahlenden Sängerinnen und Sängern.
Sein in der Carnegie Hall aufgeführte Requiem liegt dem Komponisten Sir Karl Jenkins besonders am Herzen: "Requiems sind Messen für die Seelen der Toten. Ich arbeite mit dem lateinisch-christlichen Standardtext mit englischem Text, aber ich Flechte auch japanische Haiku, Lyrik und Musik ein." Die Sicht auf den Tod aus vielen Perspektiven, gesungen von Stimmen über Kontinente hinweg: das quittiert das ergriffene Publikum mit Applaus. Bei den Mitwirkenden herrscht große Erleichterung man wünsche jedem, dass man so etwas irgendwann mal erfahren kann. Zumindest im Publikum ist das möglich: Im September wird der Chor in Bad Kreuznach das Requiem noch einmal aufführen. Als Gastdirigent hat Jonathan Griffith bereits zugesagt.
Sendung: "Allegro" vom 17. Janaur 2023 um 6.05 Uhr auf BR-KLASSIK
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