Bildquelle: Johannes Rodach
2017 steht natürlich auch die Internationale Orgelwoche Nürnberg - Musica Sacra (ION) als eines der führenden Festivals für geistliche Musik ganz im Zeichen des Reformationsjahrs: „re:format:ion“ lautet das Motto mit zeitgemäßer Interpunktion.
Beim Eröffnungskonzert am 30. Juni steckten gleich drei hochkarätige Ensembles mit ihrer je eigenen Handschrift das musikalische Feld um „Tradition und Reformation“ ab:
Das Vocalconsort Berlin und die Capella de la Torre gingen zurück zu den musikalischen Wurzeln der Reformation, zu Luthers deutschen Nachdichtungen von Psalmen und anderen liturgischen Gesängen; und zur Musik von Josquin Des Préz, über den der Reformator in seinen Tischreden einst sagte: „Wie Gott das Evangelium durch Musik vermittelt hat, ist bei Josquin zu sehen.“
Mit dem Nachhall der großartigen Renaissance-Polyphonie in der Musik unserer Zeit beschäftigte sich der Chor des Bayerischen Rundfunks unter Howard Arman. Josquin ist einer der musikalischen Bezugspunkte in der brandneuen „Missa brevis“ von Wolfgang Rihm, die der BR Chor in Auftrag gegeben und im März 2017 uraufgeführt hat. Bei Rihm ist - wie auch in Arnold Schönbergs frühem Chorsatz „Friede auf Erden“ nach einem Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer - der Optimismus des 16. Jahrhunderts in den Vertonungen der Anrufung „Dona nobis pacem“ (Verleih uns Frieden) allerdings einer verzweifelten Resignation gewichen - sie spiegelt die Zeiten, in denen der Mensch den Krieg zu einer hochtechnisierten Industrie gemacht hat.