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George Enescu: Oedipe
Je entschlossener der Mensch versucht, einer furchtbaren Prophezeiung zu entgehen, desto tiefer verstrickt er sich ins vorbestimmte Schicksal: Unwissend erschlägt Ödipus den eigenen Vater und heiratet seine Mutter - schuldlos schuldig durchschreitet er den Weg von Verblendung zur Selbsterkenntnis. Seit er 1909 die Tragödie des Sophokles in der Comédie-Française erlebte, war der legendäre Violinvirtuose und rumänische Nationalkomponist George Enescu besessen von der Idee, den antiken Stoff zu vertonen. Dennoch dauerte es über ein Vierteljahrhundert, bis sein "Oedipe" nach einem Libretto Edmond Flegs in Paris zur Uraufführung gelangte. Die Partitur der faszinierenden Oper, die anders als Sophokles die gesamte Geschichte des Ödipus von seiner Geburt an erzählt, vereint Einflüsse von Debussy und Fauré, des deutschen Expressionismus und rumänischer Folklore. Im Rahmen ihres diesjährigen Mythos-Schwerpunkts widmen sich die Salzburger Festspiele diesem singulären Werk in herausragender Besetzung mit Solisten wie Christopher Maltman und John Tomlinson. Ingo Metzmacher dirigiert die Wiener Philharmoniker, BR-Klassik überträgt den Mitschnitt vom 11. August 2019 aus der Felsenreitschule.