Der Dirigent mit Laptop auf dem Notenpult, seine Partitur ist längst verschwunden. Die Sängerin betreibt Selbstvermarktung auf Youtube und in sozialen Netzwerken - früher hätte das eine gut organisierte Plattenfirma übernommen. BR-KLASSIK widmet sich der "Zukunft der Arbeit" und fragt nach dem Musikmarkt der Zukunft und den Rollen der Künstler angesichts globaler Digitalisierung.
Bildquelle: picture-alliance/dpa
1895 baute Edwin Scott Votey das erste Player-Piano, Markenname "Pianola". Ein Klavier als Musikmaschine – bei der man nur noch einen "Maschinisten" brauchte, um eine große Papierrolle einzulegen. Ein breiter Lochstreifen und eine komplizierte Mechanik aus Luftdruck und Hebeln lässt die Saiten erklingen. Allerdings ohne jede Dynamik. Damit das Ganze nicht extrem maschinell klang konnte der Bediener, auch "Pianolist" genannt noch Tempo und Lautstärke beeinflussen – allerdings immer gebunden an die durchlaufende Papierrolle.
So ging er los, der Horror für die Musiker. Bald kamen Grammofon und Radio und die Arbeitsaussichten wurden immer schlechter. Wenn der Barkeeper einfach nur noch die Schallplatte auflegen muss, spart er sich das Geld fürs Klavier und die Musiker. Auch heute ist die Musikwelt wieder im Umbruch: Die Selbstvermarktung fordert von den Künstlern immer mehr eigenes Engagement, manche stürzen sich aber ganz begeistert ins Internet. Sie produzieren Videos für Youtube und Vimeo und nehmen die Werbung bei Facebook und Instagram selbst in die Hand. Die Musik gibts bei Bandcamp, Soundcloud oder gleich beim Streamingdienst.
Von 30. Oktober bis 5. November dreht sich deutschlandweit alles um das, was in der Arbeitswelt noch so kommen mag. Hiobsbotschafen, Dystopien, errechnete Zukunftsmodelle und glorifizierte Aussichten - alle Lesarten finden im Fernsehen, im Radio und im Internet ihren Platz.
themenwoche.ARD.de
Bildquelle: ARD
Welcher Musiker nicht an der Doppelrolle von Künstler und Marketingstratege verzweifelt, schafft gleich ein ganzes Business mit ab: Die Verleger, die Plattenfirmen, die Werbeagenturen. Wo führt das noch hin und was bedeutet das für den einzelnen Musiker? Die Anforderungen - nicht nur an die technischen Fähigkeiten der Instrumentalisten - werden immer mehr, nur geht das selten mit einer Erhöhung des Honorars einher.
BR-KLASSIK begibt sich bei der ARD-Themenwoche "Zukunft der Arbeit" auf die Suche nach Antworten - im Gespräch Musikern, Wissenschaftlern und Branchenkennern.
Montag, 31. Oktober, 7.30 Uhr in Allegro:
Technik als Freund und Herausforderung: Wie die Digitalisierung die Arbeit von Musikern verändert (Louisa Diederichs)
Montag, 31. Oktober, 16.15 Uhr in Leporello:
Aktuelles Interview mit Wolfram Goertz, Musikjournalist und Koordinator der Spezialambulanz für Musikermedizin an der Uniklinik Düsseldorf: Was muss passieren damit Musiker ein ganzes Arbeitsleben lang gesund bleiben können
Mittwoch, 2. November, 7.30 Uhr in Allegro:
Aufstand der freien Künstler: Opernsänger kämpfen um bessere Arbeitsbedingungen (Franziska Stürz)
Mittwoch, 2. November, 16.15 Uhr in Leporello:
Aktuelles Interview mit Arndt Weidler vom Darmstädter Jazzinstitut und Co-Autor der Jazzstudie 2016: Desaströse Arbeitsbedingungen für Jazzer
Donnerstag, 3. November, 7.30 Uhr in Allegro:
Ist die Zukunft weiblich? Rollenbilder von Orchestermusikern im Wandel (Josephin Mosch)
Donnerstag, 3. November, 16.15 Uhr in Leporello:
Aktuelles Interview mit der Dirigentin Oksana Lyniv: Die Rollenbilder im Musikleben verändern sich
Donnerstag, 3. November, 17.30 Uhr in Leporello:
Youtube statt Plattenfirma: Chancen und Fallen der Selbstvermarktung im Netz (Louisa Diederichs)
Freitag, 4. November, 7:30 Uhr in Allegro:
Musikindustrie: Zukunft Monokultur? Immer mehr Labels werden aufgekauft oder vom Markt gedrängt (Barbara Kostolnik)
Freitag, 4. November, 16:15 Uhr in Allegro:
Aktuelles Interview mit Clemens Trautmann, Präsident der Deutschen Grammophon: Die Zukunft des Musikmarkts